Das Museumscafé in der Gedenkstätte in Flossenburg, in dem das Heilpädagogische Zentrum Irchenrieth (HPZ) als integrative Einrichtung ein Zeichen gesetzt hat, könnte als Ort nicht besser gewählt sein für die Jahrestagung des Arbeitskreises. Dieser rekrutiert sich aus den Offenen Hilfen am HPZ und dem Allgemeinen Rettungsverband (ARV) in Weiden und Umgebung.
Offene Behindertenarbeit ist die Arbeit mit den Menschen außerhalb ihrer täglichen Tätigkeit in den Einrichtungen, sprich in deren Freizeit. Es ging um ein Feedback, nachdem die Aktionen wegen Corona heruntergefahren wurden und die Frage, wie man den Level wieder ansteigen lassen kann. Das vermittelten auch der Vorstandsvorsitzende und Geschäftsführer des HPZ, Christian Stadler, sowie ARV-Vorsitzender Thilo Schmid.
Aufgrund der fehlenden Angebote seien die Menschen mit Behinderung in ein tiefes Loch gefallen, berichteten Martina Grüner (Offene Hilfen am HPZ), Manuela Da Ros (ARV), Monika Robl für den Sozialamtsbereich des Landkreises Neustadt/WN und der Stadt Weiden, sowie der Behindertenbeauftragte der Stadt Weiden, Alexander Grundler, über ihre Erfahrungen mit Betroffenen. Christian Stadler sprach von einem Spagat, aus der Pandemie herauszufinden und zugleich alle Schutzvorkehrungen zu berücksichtigen. Hier müsse die richtige Balance gefunden werden, erklärte Thilo Schmid. Es gelte, ein machbares Angebot zu erstellen, das aber natürlich ein Restrisiko mit beinhalte.
Grüner berichtete über viele drängende Anrufe von Eltern. „Seid ihr denn da für uns im Sommer? Denn wir haben keinen Urlaub mehr, wir sind am Ende." Oder: "Martina, wir vermissen eure Betreuung." Stadler und Schmid waren sich deshalb einig, dass die Freizeitangebote unbedingt wieder hochgefahren werden müssen. Die Menschen hätten in der Quarantäne unheimlich abgebaut. Sie alle zählten zum Kreis der Risikopersonen. Behinderte Menschen fallen schneller in ein Defizit, erklärte Stadler.
Wenn Gaststätten aufmachen dürfen, müsste das der Sonneninsel des ARV in Weiden doch aus erlaubt sein, berichtete Da Ros aus Telefonanrufen von Betroffenen. Doch das sei nicht möglich, da die Sonneninsel als geschlossene Einrichtung gelte, so Da Ros. "Obwohl wir offen sind, werden wir stationär."
Ein grundsätzliches Problem sprach Behindertenbeauftragter Grundler an. Die Politik verkündet vormittags neue Wasserstandsmeldungen und nachmittags kämen geballt die Rückfragen. Es gebe kaum Richtlinien und die vorhandenen seien in reinstem Verwaltungsdeutsch gehalten. Eine Stabstelle außerhalb der normalen Verwaltungstätigkeit wäre da unumgänglich.
Als Resümee der fast drei Stunden auf der Terrasse im Café erklärt Grüner, es sei unabdingbar, dass die Familien verstärkte Hilfe und schnelle Wege bis zum Jahresende aufgezeigt bekommen. Der Bezirk Regensburg rege an, Neues zu versuchen, da es noch keine Erfahrungen mit Corona gebe. Erfreulich sei zumindest, dass HPZ und ARV in der Betreuung der Menschen mit Behinderung keine dicken Knüppel zwischen die Beine geworfen würden.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.