Flossenbürg
02.11.2018 - 11:28 Uhr

Fass-Nacht am Gaisweiher

Schlafen neben den Zelten und Wohnwägen: Ein Selbsttest auf gerademal neun runden Quadratmetern in der Tonne.

Es ist ruhig geworden auf dem Campingplatz Gaisweiher. Auf der kleinen Bank vor dem Eingang des Wohnfasses lässt es sich aushalten. Die ungewöhnliche Behausung ist neu. „Jetzt bin ich ein Hobbit“, denke ich. Gepackt ist rasch, für eine Nacht braucht es wenig. Viel Platz ist eh nicht auf 4,45 mal 2,35 Meter.

Tanja Schwanitz vom Touristenbüro im Rathaus übergibt den Schlüssel. „Sie nehmen das rechte Fass! Viel Spaß!“, wünscht Schwanitz. Ich fahre zum Campingplatz, der Schlagbaum öffnet sich wie von Geisterhand. Unten am Seeufer sehe ich die drei Fässer. Die Tür des kleinen Unterschlupfs klemmt ein wenig, das frische Fichtenholz arbeitet. Zwei Bänke, dahinter ein Alkoven, mehr gibt es nicht.

Unter die Sitzbänke passt höchstens Kleinkram, Schuhe. Kein Platz für Rucksack und Co.? Doch! Unter der Bett-Koje befindet sich ein großer Stauraum. Wenig später bin ich überrascht. Die kleine Behausung ist aus Sicht eines minimalistischen Campers purer Luxus Es gibt elektrisches Licht, Heizung und vier Steckdosen. Ein Ehepaar aus Flossenbürg spaziert vorbei. „Dürfen wir reinschauen?“ Das Paar erzählt, dass der Weg um den Weiher ihr täglicher Lieblingsspaziergang geworden sei, seit Flossenbürg die Wege gerichtet habe. „Huch“, entschuldigt sich wenig später eine Frauenstimme. „Ich habe Sie gar nicht gesehen.“ Drei Radfahrerinnen aus Wurz kommen ums Eck, auch sie sind neugierig. Im Fass ist es nun wohnlich. Es liegt einiges herum auf den Bänken und im Bett.

Für die Fässer seien erste Buchungsanfragen da, berichtet Schwanitz. Sie ist mit Bürgermeister Thomas Meiler zur Begrüßung hier und erzählt von einer Frau, die ein Fass für eine Auszeit gebucht habe. Heizung und Strom habe die Gemeinde zusätzlich eingebaut, für Wintercamping, ergänzt Meiler. Am Abend wird es frisch draußen, Zeit den kleinen Wohnraum zu nutzen. Zum Abendessen kann ein Tisch ausgezogen werden. Gegen 23 Uhr nach einem halb ausgelesenen Buch fallen die Augen zu.

Ein Weg bleibt nicht erspart: hinauf zu den sanitären Anlagen. Diese sind nur eine Minute entfernt. Es ist stockdunkel, am Seeufer gurrt eine Ente. Die Campingplatzlaternen und meine Taschenlampe weisen den Weg zurück ins Fass. Ein bisschen Kletterei ist nötig, um vom Hocker in die Schlafkoje zu kommen. Gegen vier Uhr morgens wird es kalt. Es ist derart still, dass ich vorsichtig an meinen Ohren rüttele. Alles in Ordnung, niemand wird taub über Nacht. Der Lichtschalter war am Kojen-Eingang. Der Stecker für die Heizplatte ist vom Bett aus erreichbar.

Vier Stunden später bekomme ich von Schwanitz einen „Erstbesetzer-Bonus“ in Form eines Frühstücks. Das ist einmalig, die Fässer bleiben für andere Urlauber

Hintergrund:

Nachdem regelmäßig Wanderer sowie Rad- und Motorradfahrer um eine Unterkunft für eine Nacht am Campingplatz angefragt haben, investierte Flossenbürg für die Wohnfässer 21 000 Euro. Platz ist für vier bis zu Personen. Eine Nacht kostet 28 Euro, plus pro Person 6,50 Euro zusätzlich. Strom wird extra berechnet. Am Campingplatz Gaisweiher gibt es 100 Dauerstellplätze sowie Stellplätze und einen neuen Zeltplatz für Urlauber. Die Dauercamper kommen bis aus dem Raum Nürnberg, sie haben sich in einem Verein organisiert. Der Campingplatz ist ganzjährig nutzbar. Das Restaurant hat ab November von Freitag bis Sonntag geöffnet. Infos erteilt das Tourismusbüro oder die Hotline des Campingplatzes.

 
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