Die beiden Schauspieler Lukas Ullrich und Till Florian Beyerbach bringen mit "Bonhoeffer – Der mit dem Lied" eine musikalische Theaterproduktion nach Flossenbürg – mal unterhaltsam, mal bedrückend begeben sie sich auf Spuren von Werk und Leben Dietrich Bonhoeffers. Drei Jahre lang haben Beyerbach und Ullrich zusammen mit dem Autor Uwe Hupper die Inszenierung geplant, Schriften gelesen und mit Theologen gesprochen. 2019 feierten sie Premiere mit "Der mit dem Lied" – am 24. Juni bringen sie ihr Stück in Flossenbürg auf die Bühne des Bildungszentrums der KZ-Gedenkstätte.
"Das" Lied, um das es geht, ist das wohlbekannte "Von guten Mächten". Bonhoeffer verfasste den Text im Dezember 1944 in Haft – es ist der letzte erhaltene theologische Text vor seiner Hinrichtung in Flossenbürg am 9. April 1945. "Es ist ein Lied, das jeder kennt – und im Laufe des Stückes fallen immer wieder Bonhoeffer-Zitate, die den meisten Menschen vertraut sind", sagt Schauspieler Till Florian Beyerbach. "Wir versuchen uns an einem anderen Zugang: Wir wollen ihn als Mensch zeigen – aber nicht nur das. Vor allem seine Zerrissenheit, sein Spannungsverhältnis zwischen Widerstand und Glauben – bis hin zu seiner Erkenntnis, dass Tyrannenmord das kleinere Übel sei", so der 42-jährige Schauspieler aus Göppingen weiter.
Dialoge, Musik und Lasershow
In ihrer Inszenierung – mit Lasershow, vertonten Texten an Piano und Schlagzeug und einigen Dialogen zwischen Bonhoeffer und seinem Freund und Theologen Eberhard Bethge – gehen die beiden der Spur jenes Menschen nach, der sich vom christlichen Pazifisten eben zum Unterstützer des Tyrannenmords entwickelt.
Dietrich Bonhoeffer war einer der führenden Theologen der kirchlichen Oppositionsbewegung "Bekennende Kirche". Er ließ sich beim Nachrichtendienst der Wehrmacht einstellen, offiziell um seine Auslandskontakte zur Spionageabwehr einzusetzen – unter der Hand nutzte er diese Kontakte aber, um bei den Alliierten zu werben: Für Unterstützung des Widerstands gegen Hitler.
Aufführung in Flossenbürg als "Ritterschlag"
Im April 1943 wurde Bonhoeffer schließlich von der Gestapo verhaftet – in Haft schrieb er einige seiner heute bedeutendsten theologischen Werke. Im Februar 1945 wurde er ins KZ Buchenwald verlegt, am 5. April ordnete Adolf Hitler die Hinrichtung aller noch nicht exekutierten "Verschwörer" des 20. Juli 1944 an – und Bonhoeffer stand als Mitglied der "Bekennenden Kirche" mit den Verschwörern in Verbindung. Er wurde von Buchenwald nach Flossenbürg gebracht. Dort waren mit ihm zusammen sechs weitere Männer aus dem militärischen Widerstand im Arrestgebäude des KZ Flossenbürg inhaftiert. Alle sieben wurden später wegen Hochverrats zum Tode verurteilt. Am Morgen des 9. April wurde Bonhoeffer im Hof des Flossenbürger Arrestbaus gehängt.
Mit diesem historischen Hintergrund liegt Beyerbach eine Botschaft besonders am Herzen: "Wir müssen heute darauf achten, dass unsere Demokratie nicht zur Selbstverständlichkeit wird." Für Beyerbach und Ullrich sind die Aufführungen in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg Neuland. "Für uns Schauspieler wird das kein Spaziergang. Aber unser Stück an diesem geschichtsträchtigen Ort auf die Bühne zu bringen ist eine besondere Ehre – quasi ein Ritterschlag."
"Der mit dem Lied" in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
- Aufführung: Samstag, 24. Juni (18 Uhr), im Bildungszentrum der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
- Schulvorstellung: Montag, 26. Juni (09.30 Uhr), Vorstellungen für Konfirmanden und Schulklassen am 25. und 26. Juni auf Anfrage
- Dauer: Rund 65 Minuten
- Reservierung: Nicht notwendig, aber möglich bei Johannes Bretting unter jbretting[at]gedenkstaette-flossenbuerg[dot]de
- Eintritt: frei
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