Flossenbürg
14.02.2025 - 10:14 Uhr

"In uns der Ort": KZ-Gedenkstätte Flossenbürg zeigt erneut Fotografien von Renate Niebler

Der Ort Flossenbürg hinterließ und hinterlässt mit seiner Geschichte noch immer Spuren im Leben und Denken der Menschen. Die neue Ausstellung "In uns der Ort" zeigt das eindrucksvoll.

„In uns der Ort“ – zum zweiten Mal zeigt die KZ-Gedenkstätte in Flossenbürg die Ausstellung mit großformatigen Bildern ehemaliger Häftlinge. Diesmal sind die Fotografien von Renate Niebler im ehemaligen Verwaltungsgebäude der Deutschen Erd- und Steinwerke (DESt) am Wurmsteinweg 7 ausgestellt. Am Mittwochabend fand die Vernissage mit vielen Interessierten statt.

Jörg Skriebeleit, Leiter der KZ-Gedenkstätte, stellte die Fotografin Renate Niebler vor. Die emeritierte Professorin hat bereits 2011 eine Ausstellung mit dem Titel „In uns der Ort“ in der KZ-Gedenkstätte gezeigt. Die Fotografin hatte dafür in den Jahren 2009 und 2010 54 Porträts ehemaliger Häftlinge des Lagerkomplexes Flossenbürg angefertigt.

Mit ihren Bildern, die 2011 in Flossenbürg gezeigt wurden, wollte die Fotografin einen Dialog zwischen privater Erinnerung und Öffentlichkeit anregen. 13 Jahre später kehrte Renate Niebler nach Flossenbürg zurück und fotografierte über einen Zeitraum von sechs Monaten erneut. Die Ausstellung setzt die Porträts aus den Jahren 2009 und 2010 mit den Arbeiten von 2024 in einen Dialog. Ergänzt wird sie durch eine Kunstinstallation, die dem Andenken an die im Lagerkomplex Flossenbürg inhaftierten 100.000 Menschen gewidmet ist.

2009 und 2010 hätten noch Menschen gelebt, die heute nicht mehr am Leben seien, also ehemalige Häftlinge des Lagerkomplexes Flossenbürg, erwähnte Skriebeleit. Vor der Eröffnung der aktuellen Ausstellung habe man deshalb überlegt, ob Bilder, die bereits einmal gezeigt wurden, nochmals gezeigt werden dürfen.

Der Entschluss, das nicht nur zu dürfen, sondern sogar machen zu müssen, sei schnell gefallen, weil das jetzige Ausstellungsgebäude im Jahr 2011 noch nicht zugänglich gewesen sei, betonte Skriebeleit. Die aktuelle Ausstellung sei komplett anders als im Jahr 2011, auch wenn wieder Bilder von Renate Niebler aus dem Jahr 2011 gezeigt würden.

Deshalb stehen in dem Raum, in dem die Vernissage stattfand - ehemals Gefolgschaftssaal mit Wandfresko – keine Bilder. Stattdessen gibt es eine Installation von Julius Scharnetzky und Ina Bauer. Diese „sensationelle tolle Idee“ besteht aus 100.000 Karten, die in 10 Sprachen an die Namen der ehemaligen 100.000 Häftlinge erinnern. „Wir haben von manchen Häftlingen Zitate, andere Häftlinge konnten uns nichts mehr hinterlassen.“

„Wir wollen hier in diesem Gebäude und auch künftig im Steinbruchareal nicht nur erinnern, wir wollen formulieren, was es für die Zukunft, aber eigentlich auch schon für die Gegenwart braucht und dabei Bewusstsein mit künstlerischen Mitteln schaffen.“ Mit diesen Worten schloss Skriebeleit.

Renate Niebler dankte Skriebeleit, Julius Scharnetzky und Ina Bauer für die Unterstützung und Umsetzung der Ausstellung. „In dieser Zusammenarbeit ist so viel entstanden, weil alleine diese Arbeit nicht zu schaffen ist.“ Mit Blick auf die aktuelle politische Situation nannte die Künstlerin die „Erinnerungsarbeit notwendiger denn je“.

Im Mittelpunkt ihrer fotografischen Arbeit „In uns der Ort“ stehen die Überlebenden, aber auch die damit verbundenen Orte und die gesamte Umgebung. Gerade diese Orte seien für die Betroffenen „Spuren gelebter Geschichte“, betonte Niebler.

Skriebeleit schloss die Vernissage mit nachdenklichen Worten: „Erinnerung ist keine Schande, sondern eine Chance. Erinnerung ist kein Schuldkult, sondern der einzige Weg, eine Zukunftsperspektive für uns alle zu entwickeln“, so seine Worte.

Service:

Die Ausstellung "In uns der Ort"

  • Zeit: Die Ausstellung läuft bis 1. Juni.
  • Öffnungszeiten: Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 12 bis 16 Uhr; Eintritt frei
  • Ort: im Steinbruchgelände, ehemaliges Verwaltungsgebäude der Deutschen Erd- und Steinwerke, Wurmsteinweg 7, 92696 Flossenbürg
 
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