Flossenbürg
10.02.2023 - 12:39 Uhr

Mit wenig Tamtam, aber viel Lob Bürgermedaille an Flossenbürgerin Elfriede Stich verliehen

Eine „pompöse Feier“ hatte sie sich verbeten. Und so schlüpft der Flossenbürger Bürgermeister in die Rolle eines Interviewers und lässt Elfriede Stich erzählen, ehe er ihr die Bürgermedaille verleiht, die höchste Auszeichnung der Gemeinde.

Elfriede Stich und Bürgermeister Thomas Meiler beim „Wohnzimmergespräch“, das Stich sich anstelle einer pompösen Feier gewünscht hatte. Bild: Eichl
Elfriede Stich und Bürgermeister Thomas Meiler beim „Wohnzimmergespräch“, das Stich sich anstelle einer pompösen Feier gewünscht hatte.

Wäre es nach Elfriede Stich gegangen, hätte die Feier in ganz kleinem Rahmen in ihrem Wohnzimmer stattgefunden. Der Kompromiss ist ein inszeniertes Wohnzimmergespräch in der Gemeindebücherei im Beisein von Gemeinderäten und Vertretern der Arbeiterwohlfahrt (AWO). „Da musst du jetzt durch, Elfi“, sagt Bürgermeister Thomas Meiler. Immerhin ist Elfi Stich (86) von diesem Tag an die derzeit einzige Ehrenbürgerin der Gemeinde.

43 Jahre lang stand Elfi Stich an der Spitze des AWO-Ortsverbandes, erst im vergangenen Jahr gab sie den Stab weiter an eine jüngere Generation. Sie hat die erste Seniorengymnastikgruppe im Landkreis gegründet, den Seniorenclub leitet sie bis heute.

Unprätentiös tut Stich ihr jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement mit einem Schulterzucken ab. Sie spricht es nicht aus, aber sie scheint mehrmals sagen zu wollen: „Was soll das alles?“ Was nicht bedeutet, dass sie sich nicht freut über die Auszeichnung. Aber: „Wenn du irgendwas gern machst, willst doch nicht, dass du dafür geehrt wirst“, sagt sie an einer Stelle des Gesprächs. Sie habe von der vielen freiwilligen Arbeit, die sie sich für die Arbeiterwohlfahrt gemacht hat, doch immer auch selbst etwas gehabt. „Das hat ja auch mein Leben bereichert“, so drückt sie es aus.

Dabei hat sie sich nicht ein einziges Mal um ein Amt gerissen. Die Aufgaben wurden ihr angetragen, „und dann hat man das halt gemacht“. Als sie sich 1975 als Mitglied des AWO-Ortsverbandes gewinnen ließ, ging sie von der ersten Jahreshauptversammlung als Schriftführerin nach Hause. Vier Jahre später wurde sie zur Vorsitzenden gewählt. Sie sei in all das „hineingestolpert“, sagt sie.

Elfriede Stich ist im tschechischen Budweis geboren, kam 1947 als Zehnjährige mit ihrer Familie nach Flossenbürg und ist hier geblieben. Diese Haltung, eine Aufgabe anzunehmen und ohne großes Brimborium um die eigene Person zu erledigen, schreibt sie ihrer Erziehung zu. Selbst mit Krücken für die AWO sammeln zu gehen, sei „irgendwie selbstverständlich“ gewesen. Allerdings frage sie sich heute, da sie die AWO-Arbeit abgegeben habe, doch bisweilen: „Wie hast das alles geschafft?“

Die Zuhörer, die im Halbkreis um Elfi Stich und den Bürgermeister sitzen, unter ihnen auch MdL Stephan Oetzinger, folgen fasziniert, während die alte Dame vor ihnen über Meilers Fragen nachdenkt. Und dann sagt sie abrupt: „Hör´ ma auf.“ In dem Moment wird es ihr schon wieder zuviel mit dem Tamtam um ihre Person.

Ein wenig Lob muss sie sich aber noch anhören, ehe der Bürgermeister ihr im Auftrag des Gemeinderates die Bürgermedaille überreicht. Gemeinderat Roman Schell erinnert sich zum Beispiel daran, mit welchem Feingefühl Stich jedes Jahr die Weihnachtsspende übergeben habe. Die AWO-Kreisvorsitzende Karin Gesierich spricht von der „großen Liebe und Empathie“, mit der Stich ihre Aufgaben angegangen sei. Oetzinger zeigt sich beeindruckt davon, dass die solcherart Gelobte sich selbst so zurücknimmt: „Das ist etwas, was unserer Gesellschaft gut tut, dass man sich selber weniger im Mittelpunkt sieht als den anderen.“

Info:

Elfriede Stichs Lebenswerk

  • 1975 Eintritt in den AWO-Ortsverband
  • 1979 bis 2022 Vorsitzende
  • 1985 bis heute Leitung des Seniorenclubs
  • Gründung der ersten Seniorengymnastikgruppe im Landkreis
  • Ehrenzeichen des bayerischen Ministerpräsidenten
  • Sozialpreis des Landkreises
  • Ehrenvorsitzende des AWO-Ortsverbandes
 
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