Freihung
29.07.2025 - 10:09 Uhr

140 Jahre Soldaten- und Reservistenkameradschaft Freihung: Friedensappell bei Jubiläumsfeier

Die drei Schirmherren konnten die Regengüsse, die auf den Kirchenzug der Soldaten- und Reservistenkameradschaft Freihung niedergingen, nicht verhindern. Doch die 140-Jahr-Feier vermittelte vor allem eine Botschaft: „Den Frieden retten.“

Durchnässt kamen die Teilnehmer in der Filialkirche St. Josef in Tanzfleck zum traditionellen Totengedenken zusammen. Oberstleutnant a. D. Norbert Bücherl erinnerte dort an die gefallenen und vermissten Soldaten aller Ortsteile, die Soldaten der Bundeswehr und der US-Partnerschaftsbataillone, die in Auslandseinsätzen ihr Leben verloren haben. Er bezog auch die Toten und Verletzten in der Ukraine und im Nahen Osten ein. Bücherl betonte: „Unser Tun ist von der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen auf der ganzen Welt getragen.“ Monsignore Johann Amann ergänzte: „Die Namen und Gestalten von Toten tauchen vor uns auf, damit wir mit ihnen Gemeinschaft pflegen. Sie nehmen teil an unserer Geschichte und wollen uns auf stille Weise helfen zu leben und uns in eine gute Zukunft bringen.“ Zum Abschluss des Totengedenkens spielte die Stadtkapelle Grafenwöhr „Ich hatte einen Kameraden“.

Ein ökumenischer Gottesdienst, wetterbedingt ins Innere des Schützenheims Tanzfleck verlegt, fand mit Monsignore Amann und Pfarrer Benny statt. Pfarrer Matthias Weih von der evangelischen Kirche war wegen einer dringenden anderen Verpflichtung entschuldigt. Amanns Predigt war ein Friedensappell. Der antike Grundsatz „Wenn du Frieden willst, bereite dich auf den Krieg vor“ scheine wieder in die Politik zurückgekehrt zu sein. Es möge, so Amann, angesichts des Angriffs Russlands auf die Ukraine wieder genügend Gründe geben, die Politik der Abschreckung aufzunehmen und „kriegstüchtig“ zu werden. „Die gegenwärtige russische Aggression gegen die Ukraine, die Putin mit zunehmender Härte führt, muss abgewehrt werden, damit das Geschäftsmodell Gewalt sich nicht auszahlt und der Krieg sich nicht ausweitet.“ Es bleibe zu hoffen, dass Abschreckung die Situation vorübergehend stabilisiere.

„Verteidigungs- und Friedensarmee“

Aber gerade Christen müssten dem römischen Grundsatz eine andere Perspektive entgegensetzen: „Wenn du den Frieden willst, dann bereite den Frieden vor.“ Dennoch könne Deutschland ohne Waffen nicht leben und überleben, und: „Es braucht Menschen, die ihr Land verteidigen.“ Um friedenstüchtig zu werden, brauche es eine Bundeswehr, die sich unmissverständlich als „Verteidigungs- und Friedensarmee“ verstehe und „deren Angehörige entsprechend zu friedenstüchtigen Soldaten ausbildet.“ Neben der technischen Ausbildung gehöre genauso die ethisch-moralische Bildung der Seele und des Herzens dazu.

"Leider müssen wir immer wieder erleben, dass ein auf die Nation bezogenes Denken ,Ich zuerst!' auch egoistische, nationalistische Haltungen des Bösen zur Folge haben." Zum Schluss brachte es Amann für sich auf den Punkt: „Die größte Störung der Welt ist der Krieg. Die tiefe Sehnsucht der Menschen gilt dem Frieden. Nicht der Krieg, sondern der Frieden ist der Ernstfall des Lebens“, und: „Vielleicht fehlt nur deine und meine Stimme, um den Frieden in unserer Welt zu retten.“

Theodor-Heuss-Medaille

Norbert Bücherl leitete dann weiter die Jubiläumsveranstaltung. Er begrüßte neben den beiden Ehrenschirmherren Landrat Richard Reisinger und Oberst a.D. Richard Drexl auch den örtlichen Schirmherrn Bürgermeister Uwe König sowie MdB Susanne Hierl, MdL Dr. Harald Schwartz und MdL Bernd Heinisch. Neben Generalmajor a.D. Norbert Wagner waren viele regionale Soldaten- und Reservistenkameradschaften anwesend sowie Markträte, ehemalige Bürgermeister, örtliche Feuerwehren, Vereine und das Europäische Jugendprojekt Oberpfalz. Den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge repräsentierte Richard Glombitza. Von US-Seite nahmen Vertreter der US-Army teil: Lieutenant Colonel Michell Updike, Sergeant Major Douglas Glover, Captain Amelia Appell sowie die Color Guard. Landrat Richard Reisinger und Richard Glombitza überreichten Captain Appell die Theodor-Heuss-Medaille des Landesverbandes Bayern für „besondere Mitarbeit für das Werk der Kriegsgräberfürsorge“, das der Völkerverständigung und Förderung des Friedens dient.

In seiner Festrede sprach Reisinger von seinem „fast verborgenen Doppelleben“ als Vizepräsident beim Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Er zitierte Jean-Claude Juncker: „Wer an Europa zweifelt oder verzweifelt, sollte die Soldatenfriedhöfe besuchen. Nirgendwo ist bewegender zu spüren, was das europäische Gegeneinander an Schlimmstem bewirken kann.“ Er fügte hinzu: „Insgesamt haben wir 2,8 Millionen Mitmenschen – diesen Ausdruck wähle ich bewusst – in Kriegsgräbern bestattet, allein im Jahr 2024 haben wir 11.222 Kriegstoten eine würdige letzte Ruhestätte ermöglicht.“

Er übergab dann eine Spende von 750 Euro von der Sparkasse an die SRK mit den Worten: "Damit bin ich meiner Verantwortlichkeit nachgekommen. Der Ehrenschirmherr ist für die Finanzen zuständig, der Schirmherr für das Wetter." Er würdigte zudem die Verdienste der SRK Freihung unter Vorsitz von Norbert Bücherl besonders bei rekordträchtigen Sammlungsergebnissen zugunsten Kriegsgräberfürsorge. Schirmherr König überreichte ebenfalls eine Spende, während MdL Susanne Hierl betonte, dass Krieg nach Europa zurückgekehrt sei, weshalb Frieden keine Selbstverständlichkeit mehr darstelle. Auch die Landtagsabgeordneten Dr. Schwartz und Heinisch würdigten das außergewöhnliche Engagement der SRK.

 
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