Es war eine Gemeinschaftveranstaltung mit dem Markt Freihung und dem Europäischen Jugendprojekt Oberpfalz, dessen Mitglieder seit vielen Jahren vorbildlich auf Soldatenfriedhöfen im Einsatz sind, hieß es. Beim namentlichen Totengedenken in der Pfarrkirche führten die Organisatoren in dramatischer Deutlichkeit vor Augen, welche Schicksalsschläge die eine oder andere Mutter aus der Großgemeinde in den vergangenen Weltkriegen erlitt, wenn sie sowohl ihren Mann als auch drei Söhne verlor. In das Totengedenken mit eingeschlossen wurden jene US- und Bundeswehrsoldaten, die bei Auslandseinsätzen ihr Leben lassen mussten.
Vor dem Altar mahnte ein Birkenkreuz. Darauf abgelegt war ein angerosteter Wehrmachtshelm mit mehreren Einschüssen, ein Relikt aus den schweren Kämpfen im Oderbruch Ende des vergangenen Krieges. Er wurde bei Umbettungsarbeiten des Volksbunds freigelegt und befindet sich seit 16 Jahren im Besitz von Hartmut Schendzielorz. Dieser hatte maßgeblichen Anteil an der Gestaltung der Gedenkfeier in der Kirche und vor dem Ehrenmal beim Rathaus. Unter den Fahnenabordnungen der örtlichen Vereine waren auch Vertreter der US-Partnerschaftsverbände aus Grafenwöhr.
Ulrich Winterhalter, Vertreter des Volksbunds für Nordbayern, verwies darauf, dass diese Gedenkveranstaltung im Rahmen der Partnerschaft für den Frieden zwischen dem Markt Freihung und dem Bezirksverband Oberpfalz des Volksbunds und zudem dem europäischen Jugendprojekt Oberpfalz als besonderer thematischer Abschluss seiner diesjährigen Projektwoche in Frankreich diene. Besonders unterstrich Winterhalter, dass die gesamte Gemeinde mit einbezogen worden sei, um der Gefallenen, Vermissten und zivilen Kriegstoten der Gesamtgemeinde zu gedenken.
Wie Nachforschungen ergaben, sind aus dem Bereich der damaligen Gemeinden Freihung, Großschönbrunn, Seugast und Thansüß allein im Zweiten Weltkrieg 193 Soldaten gefallen, in den Lazaretten verstorben oder in der Gefangenschaft umgekommen. Während des Verlesens der langen Totenliste waren auf einer Leinwand am Seitenaltar eindrucksvolle Sterbebilder und Soldatenfriedhöfe zu sehen. Schendzielorz und Winterhalter führten aber auch dramatisch vor Augen, dass nach 1945 weitere 200 Kriege und kriegerische Auseinandersetzungen folgten und dass es viele Tote bei Auslandseinsätzen der US-Armee und der Bundeswehr zu beklagen gab.
In seiner Ansprache bei der anschließenden Gedenkfeier vor dem Ehrenmal ging der Vertreter des Volksbunds auf die nun fast 100-jährige Gedenk- und Bildungsarbeit sowie Fürsorge für die Gräber und die Angehörigenbetreuung ein. Kriegsgräber und Gedenkstätten in weltweit 46 Ländern auf 832 Anlagen für 2,8 Millionen Tote beider Weltkriege seien stumme Mahner. Aktuell betrauerte Winterhalter 110 Tote aus den Reihen der Bundeswehr.
Frieden sei keine Selbstverständlichkeit. Deshalb unterstrich er die Bedeutung der Jugend-, Schul- und Bildungsarbeit des Volksbunds. Zu den Klängen der Bayern-Hymne legten Bürgermeister Norbert Bücherl, eine Abordnung der US-Armee, die Bürgermeisterin der elsässischen Partnergemeinde Diemeringen, Nicole Oury, und Helmut Schendzielorz Kränze am Mahnmal nieder. Die würdevolle musikalische Gestaltung übernahmen das Jugendblasorchester Vilseck, der evangelische Posauenchor Thansüß und die drei örtlichen Chöre. Ihnen und allen anderen Mitwirkenden und allen Helfern bei der Vorbereitung galt der Dank des Bürgermeisters, der mit einigen besinnlichen Worten die Gedenkfeier beschloss.
Am anschließenden Empfang im Gemeindezentrum nahm auch der mittlerweile aus Berlin eingetroffene oberpfälzer Bezirksvorsitzende, Regierungspräsident Axel Bartelt, teil, der wenige Stunden zuvor noch mit dem Landrat und fünf Jugendlichen aus Freihung an der zentralen Feier des Volksbunds im Deutschen Bundestag teilgenommen hatte. Bartelt würdigte das große Engagement der Männer und Frauen, die seit vielen Jahren bei der Kriegsgräbersammlung in der Gemeinde unterwegs sind. 2018 habe die Sammlung in der Oberpfalz 280 000 Euro erbracht. Bartelt dankte dem Vorsitzenden des Europäischen Jugendprojekts Oberpfalz, Helmut Schendzielorz, für seinen unermüdlichen Einsatz in der Jugendarbeit.
Bürgermeister Norbert Bücherl durfte im Auftrag des Volksbunds mehrere Auszeichnungen überreichen, so die Anerkennungsplakette in Silber des Landesverbands an Vertreter der Soldaten- und Reservistenkameradschaft Freihung, der Feuerwehren Freihung, Großschönbrunn, Seugast und Thansüß für deren Einsatz bei den Haussammlungen sowie an Bürgermeisterin Nicole Oury. Des Weiteren die Anerkennungsplakette in Bronze an das Europäisches Jugendprojekt Oberpfalz und die Friedenglocke von Rovereto/Italien an das 18. Combat Support Sustainment Battalion. Außerdem übergab er für den Volksbund das Trauerband für Fahne an die 702. Explosive Ordnance Disposal Company. Der Markt Freihung selbst erzielt den Bayerischen Porzellanlöwen. Die Goldene Ehrennadel des Landesverbands durften Günther Ernst,Vorsitzender der Feuerwehr Freihung, und Hartmut Schendzielorz entgegennehmen.
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