31.07.2019 - 17:33 Uhr

Freiwilligenaustausch: Adieu, Philipp und Clémence

Philipp Franz aus Weiden und Clémence Ulm aus Issy haben ein Jahr in der Heimat des anderen gearbeitet. Nun kehren sie zurück. Doch der Freiwilligendienst hat sie geprägt. Clémence könne nun in Issy kein Bier mehr bestellen.

Clémence Ulm verlässt das Stadtarchiv Weiden und kehrt nach Issy zurück. Bild: Gabi Schönberger
Clémence Ulm verlässt das Stadtarchiv Weiden und kehrt nach Issy zurück.

"Das ganze Jahr war toll", sagt Philipp Franz. Der Weidener hat am Freiwilligenaustausch zwischen Weiden und der französischen Partnerstadt Issy-les-Moulineaux teilgenommen. Seit September 2018 hat er im Rathaus in Issy-les-Moulineaux, einem Vorort von Paris, gearbeitet. Der 24-Jährige kann keinen Höhepunkt nennen, weil ihm in Issy alles so gut gefallen habe. Dann berichtet er doch von zwei besonderen Erlebnissen: "Am 4. Juli habe ich die Medaille der Stadt bekommen", freut er sich. Zur Verleihung sei die Stadtverwaltung extra zusammengekommen. Oberbürgermeister André Santini und Alain Lévy, Bürgermeister für internationale Beziehungen, haben Philipp die Ehrenmedaille und ein Trikot der französischen Nationalmannschaft überreicht. Im Juli hat der Weidener zudem eine Gruppe aus Issy in die armenische Partnerstadt Etschmiadsin begleitet.

Geärgert habe ihn nur, wenn die Metro mal nicht kam oder "die Tram streikte und man 100 Umwege fahren musste". Zum Glück habe er in solchen Fällen immer eine Alternative gefunden, um etwa von seiner Unterkunft in einem Wohnheim im 13. Arrondissement in Paris zur Arbeit in Issy zu gelangen.

Trotz mancher Probleme im öffentlichen Nahverkehr betont Philipp: "Ich habe mich wohlgefühlt und die Zeit ist viel zu schnell vergangen." Im Herbst kehrt der junge Mann an die Uni Regensburg zurück und will im Frühjahr das erste Staatsexamen im Lehramtsstudium ablegen. Doch Lehrer will Philipp nicht mehr werden. Auch das habe ihm der Aufenthalt in Issy gezeigt. Stattdessen zieht es ihn Richtung Wirtschafts- oder Kommunikationswissenschaften.

Auch der Französin Clémence Ulm hat das Austauschjahr gut gefallen. Die 20-Jährige hat im Weidener Stadtarchiv, im Kulturamt und bei der Hausaufgabenbetreuung des AK Asyl gearbeitet. Am Freitag, 2. August, ist ihr letzter Tag. Was ihr am besten gefallen hat? "Das sind die Freunde, die ich hier getroffen, und die Kinder, denen ich geholfen habe." Eine ihrer Schülerinnen hat nun den Realschulabschluss in der Tasche und musste dafür in Französisch eine Prüfung abgelegt. "Sie war dankbar für meine Hilfe", erzählt Clémence.

In der Oberpfalz hat die junge Französin das gute und günstige Bier genossen "Ich glaube, ich kann in Frankreich kein Bier mehr bestellen", sagt Clémence. Eine Halbe koste 7 Euro, in Paris sei sie noch teurer. Nur Zoigl war nicht so ihr Fall.

Bevor die 20-Jährige zurück nach Issy zieht, erhält sie in Weiden noch Besuch von einer Freundin und schaut sich Saarbrücken sowie Prag an. Ab Mitte September wird sie in Nanterre bei Paris zunächst ihr Bachelor-Studium in Langues Etrangères Appliquées (Fremdsprachen, Clémence lernt Deutsch und Englisch) fortsetzen. Sie hat noch zwei Jahre vor sich. Das letze könnte sie an der Uni Halle absolvieren. Danach will die 20-Jährige einen Master machen - vielleicht in Deutschland: Sie will sich noch mehr mit Europa, Recht und Politik beschäftigen. Darum ging es auch schon in den Seminaren, die Philipp und Clémence mit anderen Freiwilligen besucht haben.

"So viel mitnehmen, wie es geht", rät Philipp seiner Nachfolgerin Barbara Schmucker (siehe Leute-Meldung). Es sei ein Riesenprivileg, ein Jahr in Issy und Paris verbringen zu dürfen, dafür solle sich die Freiwillige in der Partnerstadt engagieren. "Man bekommt viel und sollte auch etwas zurückgeben."

Oberpfalz31.07.2019
 
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