Wenn so die Sitzungen ablaufen, dann möchte man gerne Gemeinderat sein: Musikanten geleiten die Kommunalpolitiker ans Podium, die Bedienung bringt frisch befüllte Bierkrüge und lauter gut gelaunte Bürger sitzen im Zuhörerraum. Beim Bockbierfest der Freudenberger Bauernbühne im Dotzlersaal war das so. Die Schauspielgruppe um Norbert Altmann und Benno Schißlbauer hat wieder die Freudenberger Gemeindepolitik parodiert - mit viel Humor und einigen Spitzen, die richtig gesessen haben.
Live-Schalte zu Annalena
Bürgermeister Alwin Märkl (gespielt von Michael Vogt) hatte bei dieser außerordentlichen Sitzung einige harte Nüsse zu knacken. Unter anderem ging es um die vielen Windräder, die in den nächsten Jahren in der Gemeinde errichtet werden sollen. Dank seiner besten Verbindungen nach oben und ganz oben, konnte sich der Rathauschef fachfrauischen Rat einholen - bei einer Live-Schalte mit Annalena Baerbock (Ramona Miesbeck) von den Grünen. Da wurde schnell klar, dass sich neben der Johannisbergkirche der ideale Standort für eine Windkraftanlage befindet. "Dann gäbe es endlich Strom für die Beleuchtung der Kirche und den längst überfälligen Märkl-Omat", stellte Gemeinderat Rudolf Preitschaft (gespielt von Matthias Tafelmeier) fest.
Der Gemeinderat aus Etsdorf durfte noch ein paar mehr Pointen setzen. Zum Beispiel als eine Fahrrad-Demo versuchte, die Sitzung zu sprengen. Die Radfahrer forderten lautstark einen Radweg von Freudenberg nach Amberg ein. "Ja genau", pflichtete Preitschaft ihnen bei. "Aber lieber bauen wir eine Steinköppl-Autobahn für unseren lieben Godelmann." Starken Applaus gab es da im Dotzlersaal.
Söders Reiterstandbild
Thematisiert wurde auch die Frage, wo und wie der neue Bauhof einmal errichtet werden soll. Dazu ließ der Bürgermeister live nach München schalten. Markus Söder (Andreas Schönberger) ließ es sich nicht nehmen, die Gemeinderäte dazu zu beraten. Pursruck, meinte der Landesvater, wäre doch geeignet. Am Dorfplatz gebe es demnächst ausreichend Platz. Mit einem Stehausschank ausgestattet, könne auch ein Bauhof belebter Ortsmittelpunkt sein. Söder: "Und als Glanzstück spendiere ich Euch ein großes Reiterstandbild von mir. Hab mit dem Koch Willi schon geredet."
Auch ein anderes wichtiges Thema kam zur Sprache, das marode Pfarrheim in Wutschdorf, das ja für etliche Gruppen und Vereine als Domizil dient. Weil selbstverständlich Bürgerfragen erlaubt waren, meldete sich KLJB-Vorsitzender Johannes Altmann (er spielte sich selbst) zu Wort. "Übernehmt doch das Jugendheim, damit da mal was weitergeht", sagte er. Auch dazu hatte der Bürgermeister ein Ass im Ärmel - eine Live-Schalte nach Rom zu Kardinal Gerhard Ludwig Müller (Benno Schißlbauer). Dieser wollte zwar keine Finanzierungszusagen für ein neues Pfarrheim machen, ließ aber durchsickern, dass er sich seinen Altersruhesitz in Lintach vorstellen könnte.
Schauspieler improvisieren
Beim großen Finale der Mitwirkenden feierte sich die Bauernbühne auch ein bisschen selbst. Heuer begeht der Verein ja sein 25-jähriges Bestehen, was das Publikum honorierte. Langanhaltenden Applaus gab es für das lokalpolitische Derblecken, das schon in den Jahren vor Corona in der Fastenzeit für Furore gesorgt hatte. Den Beifall hatten sich die Darsteller verdient. Was das Publikum nicht mitbekommen hat: Die Live-Schalten am Bildschirm waren echt, die Schauspieler saßen in einem Nebenraum und nutzten eine Teams-Konferenz. Allerdings war dort der Ton ausgefallen. Baerbock, Söder und Kardinal Müller mussten das im Saal Gesagte von den Lippen ablesen.
Insgesamt wirkten 30 Schauspieler an dem Spektakel mit, dazu sieben Musikanten. Rund 200 Gäste waren gekommen, darunter fast der komplette echte Gemeinderat. Eine kleine Sternstunde der Dorfkultur in der Gemeinde Freudenberg.
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