Freudenberg
05.07.2022 - 18:33 Uhr

Freudenberger Bauernbühne gräbt Schatz aus

Mehr als ein Friseur war der Dorfboder anno dazumal, er versorgte Mensch und Vieh bei leichteren und schwereren Leiden. Die Freudenberger Bauernbühne bringt heuer einen besonders raffinierten Vertreter dieses Berufsstandes auf die Bühne.

"Der Dorfboder" ist gleichzeitig auch der Name des Stückes, das im Stechweberhof in Wutschdorf Premiere feierte. Man könnte aber fast sagen, dass es uraufgeführt wurde. Was natürlich nicht stimmt, da das Stück aus der Feder von Richard Manz bereits im Jahr 1900 geschrieben und sicherlich schon viel gespielt wurde. Allerdings ist es in jüngerer Zeit ein wenig in Vergessenheit geraten und nicht häufig zu Gast auf den Spielplänen der einschlägigen Bühnen, wie Spieleiter Benno Schißlbauer verrät. Dies liegt bestimmt auch daran, dass es nur in einer in altdeutscher Schrift verfügbaren Fassung vorliegt. Federführend von Barbara Söllner, die auch im Stück mitwirkt, wurde der Vierakter ins Oberpfälzische – und in eine lesbare Schrift - übertragen.

Die Handlung spielt in einem Dorf in Altbayern – das könnte auch Freudenberg sein – eben in jener Zeit, als es auch geschrieben wurde. Der Dorfboder Simmerl wird zum Wirt gerufen, weil dessen Schimmel seit Tagen nicht frisst. Bevor er jedoch den Stall betritt, ist schon eine Flasche Enzian geleert, und der schönen Wirtstochter Zenzi hilft er bei dieser Gelegenheit gleich noch in Sachen Liebe auf die Sprünge.

Aber nicht jede Dorfliebschaft läuft so reibungslos. Aus dem drei- oder viereckigen Beziehungsgeflecht zwischen dem eigensinnigen Bauern Laaringer, seinem Sohn Toni und der Tochter Miedei sowie dem Jäger Loisl, der Kirchbäuerin und deren Tochter Afra entspinnt sich die Haupthandlung des Stückes. Soviel darf verraten werden: am Ende geht es für alle gut aus. Ganz speziell natürlich für den Dorfboder Simmerl.

Richtige Mischung aus Dialekt und Hochdeutsch

Norbert Altmann überzeugt in dieser Rolle. Genauso stellt man sich die Institution des Dorfboders vor. In einer Mischung aus Dialekt und Hochdeutsch, um sich vom gemeinen Volk zu distanzieren, streut er immer wieder lateinische Ausdrücke und medizinische Ratschläge ein. Auch scheinbare Bibelzitate runden sein Repertoire ab. Wie das vom Heiligen Gambrinus, der an die Sodomiter schrieb: "Es sind nicht die schlechtesten Zwetschgen, an denen die Wespen nagen".

Seinen Gegenspieler mimt Benno Schißlbauer, der den Bauern Laaringer verkörpert. Schißlbauer spielt die Rolle in einem sehr breit angelegtem, alten Oberpfälzer Dialekt. Als Spielleiter achtet er aber auch darauf, dass seine Mitspieler die Mundart und speziell die Eigenheiten jener Zeit ebenso gut verkörpern. Exemplarisch hierfür steht die Anrede des Vaters mit "Eatz" – also Ihr – anstelle von Du oder Sie.

Perfekte Kulisse, originalgetreue Kostüme

Die Kulisse am Stechweberhof trägt genauso mit bei, die Zuschauer in das Jahr 1900 mitzunehmen, ebenso die authentischen Trachten, die die Schauspieler tragen. Ein Großteil davon ist original aus der Zeit. Das Stück bereitet seinem Publikum einen heiteren Abend. Es besticht durch seine detailgetreue Inszenierung und einmal mehr durch die schauspielerische Leistung des Ensembles. Dieses drittelt sich heuer. Fünf "alte Hasen" von der Freudenberger Bauernbühne, fünf von der "Jungen Bühne" und weitere fünf ganz junge Akteure aus dem Nachwuchs.

Leider musste Guido Rind, der Vorsitzende des Verbandes der Amateurtheater in der Oberpfalz, den Freudenbergern mitteilen, dass sie heuer den "Larifari", eine Auszeichnung für Mundarttheater, nicht gewinnen können, weil sie diesen bereits zweimal am Stück gewonnen haben. "Ihn aber sicher wieder gewinnen würden, wenn sie könnten." Dieser Auffassung schloss sich das Publikum mit minutenlangem stehenden Applaus an.

Wer noch keine Karten hat, muss sich beeilen. Es sind nur noch wenige einzelne Restkarten für die kommenden Vorstellungen verfügbar.

Service:

Die weiteren Aufführungen

  • Freitag, 8. Juli (ausverkauft)
  • Samstag, 9. Juli
  • Sonntag, 10. Juli
  • Donnerstag, 21. Juli
  • Samstag, 23. Juli
  • Freitag, 29. Juli
  • Samstag, 30. Juli
  • Sonntag, 31. Juli
  • Donnerstag, 4. August
  • Freitag, 5. August

Beginn jeweils um 20 Uhr, Einlass ab 19 Uhr. Tickets für 21 Euro gibt es unter anderem in der Tourist-Info in Amberg.

Hintergrund:

Das Ensemble

  • Benno Schißlbauer: Matthias Laaringer
  • Matthias Tafelmeier: Toni, sein Sohn
  • Milena Donhauser: Midei, seine Tochter
  • Barbara Söllner: Kirchbäuerin
  • Ramona Miesbeck: Afra, ihre Tochter
  • Erwin Altmann: Kreuzwirt
  • Paula Schißlbauer: Zenzi, seine Tochter
  • Norbert Altmann: Simmerl, Dorfboder
  • Johannes Altmann: Loisl, Jäger
  • Lukas Piehler: Max, Freund von Zenzi
  • Felix Schißlbauer: Muckel, Knecht
  • Louis Meier: Wastl, Hütebub
  • Helena Piehler: Susi, Magd
  • Josefine Bauer: Mädchen aus dem Dorf
  • Maria Piehler: Resi, Magd
  • Lukas Ries: Musikant
  • Elias Köbler: Musikant
 
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