Die Glocken der Johannisbergkirche kündigten es an: "Die Wallfahrer kommen!" Gleichzeitig trafen zum Abschlussgottesdienst auf dem "heiligen Berg" von Freudenberg die Fußpilger aus Kemnath am Buchberg und dem Oberland sowie aus Lintach ein. Nur fünf Minuten später erreichten die betenden Gläubigen aus Rottendorf und Etsdorf nach zweistündigem Fußmarsch ihr Ziel. Pfarrer Moses Gudapati freute sich, dass die Tradition des Bergfests ungebrochen ist.
"Schon immer sind Berge Orte der Begegnung mit Gott", erinnerte der Geistliche in seiner Predigt. Auf dem Johannisberg könnten die Gläubigen Gott ganz nahe kommen. Der heilige Johannes der Täufer helfe ihnen dabei. Denn er sei ein Vorbild in Demut und Bescheidenheit – Eigenschaften, die in einer Welt des Überflusses scheinbar seltener, aber immer wichtiger werden. Der aus Wutschdorf stammende Karmeliten-Pater Robert Schmidbauer zelebrierte den Gottesdienst mit. Die Lieder sang der Kirchenchor unter der Leitung von Vinzenz Doering.
Rund um das Johannisbergfest ranken sich etliche Brauchtumsmerkmale, die Stoff für einen pittoresken Heimatfilm abgeben würden: Strom und fließendes Wasser gibt es auf dem 605 Meter hohen Gipfel nicht. Während sich draußen der Duft von Rostbratwürsten unter dem Blätterdach der alten Buchen breit machte, zogen Männer drinnen in der Kirche an den dicken Stricken, um die Glocken zu läuten. Nachdem sich die Rottendorfer Wallfahrer mit einem "Vergelt's Gott" auf den Rückweg machten, trugen die Bedienungen frisches Bier in Masskrügen aus, und die Hammerbachtaler Blousn spielte dazu feinste Oberpfälzer Bairische. Allein schon wegen dieses Drumherums ist die Wallfahrt auf den Johannisberg Balsam für die Seele.
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