Freudenberg
06.08.2023 - 08:57 Uhr

Reinhold Escherl verabschiedet sich nach 47 Jahren von der Freudenberger Bauernbühne

Als am Samstag der Vorhang gefallen ist, hat sich das Publikum vor einem Schauspieler der Freudenberger Bauernbühne verneigt: Reinhold Escherl hängt nach 47 Jahren aktiver Bühnenzeit sein Theaterkostüm an den Nagel.

Reinhold Escherl hat die Freudenberger Bauernbühne geprägt, sogar der Name der Laienspielgruppe geht auf ihn zurück: Nach 47 Jahren tritt eines ihrer bekanntesten Aushängeschilde den Ruhestand an. "Ich wollte den Zeitpunkt meines Abschieds selber bestimmen und ich wollte erhobenen Hauptes gehen", sagte Escherl. "Das hab ich jetzt gemacht." Nach der letzten Aufführung der Sommerspielzeit mit dem lustigen Schwank "Dirndl mach's Fensterl auf" gab es ein paar offizielle Worte und auch eine kleine Feier.

"Theater ist Dein Leben"

Einer seiner Weggefährten brachte es auf den Punkt: "Theater ist Dein Leben", sagte sein langjähriger Bühnenpartner Benno Schißlbauer. Er erinnerte an unzählige schöne Theaterabende und -nächte im Wutschdorfer Pfarrheim. Zusammen mit seinen auswärtigen Engagements hat Escherl in 75 Stücken und mehr als 1200 Vorstellungen gespielt. "Du hättest landesweit spielen können, an der Seite großer Fernsehstars", würdigte Landrat Richard Reisinger Escherls Leistung. Er bezeichnete den Freudenberger als "echten Volksschauspieler", über den sein großes Idol, Toni Berger, anlässlich der Boandlkramer-Rolle im "Brandner Kaspar" am Wutschdorfer Kirchplatz gesagt hat: "Der spielt besser als ich."

Escherl gehörte neben der Freudenberger Bauernbühne auch dem Regensburger Bauerntheater (1989 bis 2000), den Leuchtenberger Burgfestspielen (2004/05), dem Oberpfalztheater (2007 bis 2010), dem Amberger Welttheater (2009, 2014 und 2019) und dem Ensemble der Luisenburgfestpiele (2011) an. Beim Welttheater, das im nächsten Jahr auf dem Landesgartenschaugelände in Amberg aufgeführt wird, wird Escherl noch einmal als Diener des Winterkönigs zu sehen sein.

Am liebsten der Boandlkramer

Etliche Rollen der Bauernschwänke schienen Escherl wie auf den Leib geschneidert. Er spielte oft den verschmitzten Bauernknecht, den lebenslustigen und durchtriebenen Bauern, aber auch gerne den Herrn Hochwürden. Auch im Abschiedsstück "Dirndl mach's Fensterl auf" trug Escherl eine schwarze Soutane. Seine größte und eigenen Worten zufolge auch liebste Rolle war aber die des Boandlkramers bei den Freilichtaufführungen 2006, 2012 und 2018 auf dem Kirchplatz in Wutschdorf.

Der Vorsitzende des Vereins Freudenberger Bauernbühne, Norbert Altmann, bezeichnete Escherl als Genie, der die Gabe hatte, die Zuschauer mitzureißen. "Was haben wir alle geprobt und uns angestrengt! Du brauchtest dagegen nur einen Koffer über die Bühne zu tragen, und das Publikum hat getobt." Altmann überreichte eine Fotocollage und Blumen für Ehefrau Regine, Benno Schißlbauer eine Escherl-Nachbildung als Boandlkramer aus dem 3-D-Drucker.

"Seit längerer Zeit spüre ich, dass es außer Theater für mich noch etwas anderes geben muss", schreibt Escherl im Begleitheft zur nun zu Ende gegangenen Sommersaison der Bauernbühne. "Außerdem hat sich mein Blickwinkel geändert. Ich weiß: Das Lebensmaßband ist kürzer geworden." Der 71-Jährige dankte allen, die mit ihm zusammengearbeitet haben, mit einem berühmten Zitat aus dem "Brandner Kaspar": "Alloa bist nix. Füreinander san ma vonnöten, und nur miteinander wird alles wos wert."

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Freudenberg02.07.2023
 
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