Welche Angebote gibt es, um sich möglichst klimafreundlich fortzubewegen, Landschaften zu erleben, regionale Spezialitäten zu genießen? Und wo fehlen diese Angebote noch? Das will Christian Zwanziger, tourismuspolitischer Sprecher der Grünen im Bayerischen Landtag, zum Ferienbeginn bei einer Tour durch Ostbayern herausfinden. Und so besuchte er zusammen mit Fraktionskollegin Anna Toman die Steinwald-Allianz.
Gleich der erste Tag der Tourismus-Tour der Grünen-Landtagsfraktion begann mit zahlreichen informativen Gesprächen. Nach der Ankunft der Gäste aus München präsentierte der Geschäftsführer der Steinwald-Allianz, Martin Schmid, die verschiedenen Geschäftsfelder und Unternehmungen der Steinwald-Allianz. Mittags folgte eine Besichtigung der Mohnfelder bei den Friedenfelser Betrieben, zusammen mit Dritter Bürgermeisterin Lisa Rauh (Friedenfels) und dem Geschäftsführer der Friedenfelser Betriebe, Thomas Schultes.
Streng reglementiert
Auf rund zehn Hektar erfolgt hier seit einigen Jahren der Anbau von Winter- und Sommermohn. Das war allerdings anfangs gar nicht so einfach, denn der Anbau ist in Deutschland streng reglementiert, wie Lisa Rauh den interessierten Gästen berichtete. Sie verwies dabei auf den Friedenfelser Mohn-Pionier Josef Schmidt, der 2014 mit den ersten Versuchen zum Mohnanbau begann. "Früher wurde in unserer Gegend viel Mohn angebaut", wusste Rauh und berichtete den Zuhörern, dass nach dem Zweiten Weltkrieg der Mohnanbau in Deutschland mit Hinweis darauf, dass sich daraus auch Rauschgift herstellen ließe, verboten wurde.
Mohn-Pionier Josef Schmidt erhielt jedoch nach seinem Antrag bei der Bundesopiumstelle in Bonn eine Genehmigung. Seitdem hätten er und die Friedenfelser Betriebe bereits viele Erfolge erzielt. Rauh und Schultes erinnerten bei der Begehung der Mohnfelder auch an das vor vier Wochen stattgefundene erste Mohnblütenfest. Millionen pinkfarbener Mohnblüten leuchteten und fielen den vielen Besuchern sofort ins Auge. Leicht im Wind wiegend zogen die Blüten sowie die schweren Mohnkapseln bereits damals die Blicke auf sich.
Niedriger Morphingehalt
Doch die farbenprächtigen Fotomotive waren nicht die einzigen Attraktionen, meinte Lisa Rauh. "Ein großes Qualitätsmerkmal des Bio-Mohns sei sein extrem niedriger Morphingehalt von unter vier Milligramm pro Kilo. Hierdurch entstehe eine deutliche Abgrenzung zur Importware, die oft höhere Morphin-Werte aufweise.
Die Nachfrage nach dem Bio-Mohn aus dem Steinwald steige deshalb ständig. "Die Friedenfelser Betriebe suchen noch weitere Bio-Landwirte für den Anbau", erfuhren die Landtagsabgeordneten von Thomas Schultes. "Man kann, wenn man die viele Arbeit außer Acht lässt, aber Geld verdienen. Wir garantieren jedem Landwirt vier Euro für das Kilo. Das sind bei einem Hektar 4000 Euro. Der normale Ertrag bei einem Hektar liegt zwischen 1300 bis 1800 Euro." Dass jedoch drei von fünf Bio-Landwirten am Ende wieder aufgäben, liege daran, dass der Bio-Mohn bei der Aufzucht viel Arbeit mache.
Keine Spritzmittel
"Obwohl der Mohn sehr anspruchslos ist, braucht er sechs Wochen bis zur Bildung einer Blattrosette. In dieser Zeit wächst jedoch das Unkraut schneller. Da beim Bio-Mohn keine Spritzmittel erlaubt sind, bleibt deshalb nur die mechanische Unkrautbekämpfung. Da muss man das Unkraut ausreißen oder die Hacke in die Hand nehmen und das Feld abarbeiten", erläuterte Lisa Rauh.
Nicht leugnen wollte dies auch Thomas Schultes und bekannte, dass der Weg hin zur Bio-Produktion überaus steinig war. Schultes schilderte Christian Zwanziger und Anna Toman die vielfältigen Maßnahmen und die teils schwierigen Bemühungen bei der Umstellung der Friedenfelser Betriebe auf ökologischen Landbau. "Doch durch die mittlerweile vielen kleinen Erfolge und die erfolgte Auszeichnung für Bayerns beste Bio-Produkte auf der Grünen Woche in Berlin durch Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber und LVÖ-Vorsitzenden Hubert Heigl", war sich der Geschäftsführer sicher, "dass der eingeschlagene Weg richtig ist".
Tief beeindruckt zeigten sich am Ende der Feldbegehung Christian Zwanziger und Anna Toman. Der tourismuspolitische Sprecher der Grünen, Christian Zwanziger, sagte wörtlich: "Ob bei der Steinwald-Allianz, auf den Feldern um Friedenfels oder im Aribo-Hotel in Erbendorf: Überall konnte man den Tatendrang der Akteure spüren. Ich begrüße, mit wie viel Engagement Herausforderungen in der Region angepackt werden." Zwanziger weiter: "Vom mobilen Dorfladen profitieren sicher besonders Menschen vor Ort. Aber offensiv beworben nutzen ihn auch Touristen gerne, um lokale Köstlichkeiten zu genießen. Ob Bio-Mohnanbau oder Bio-Weiderinder von der Steinwald-Allianz: Lokale Wertschöpfung stärkt die Regionen Bayerns."
Gezielt fördern
Damit diese Vielfalt so richtig Kraft entfalte, müsse die Politik gute Rahmenbedingungen schaffen - durch gezielte Förderung beim Aufbau lokaler Wertschöpfungsketten und bei der Vermarktung der Produkte. "Aber auch beispielsweise durch attraktivere Mobilitätsangebote, die nicht nur die an sich attraktive Tourismusregionen besser erschließen, sondern auch die Lebensqualität der Menschen in der Region aufwerten." Christian Zwanzigers Fazit: "Für mich war der Tag ein toller Auftakt. Ich nehme viele Impulse für die Arbeit im Landtag mit."
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