„Artenvielfalt, Insektensterben und Biodiversität sind Schlagworte, die derzeit in aller Munde sind. Die Bienen brauchen Hilfe, nur keiner weiß genau, wie es geht.“ Mit diesen Worten begrüßte Projektleiterin Elisabeth Waldeck Landwirte und Interessierte in der "Schlossschänke" in Friedenfels. Immerhin gut 30 Besucher kamen zum mittlerweile 13. Bio-Bauernstammtisch der Öko-Modellregion Steinwald.
„Zur Zeit wird ja vor allem der Landwirt als alleiniger Schuldiger hingestellt“, stellte die Projektleiterin fest. „Ich bin allerdings überzeugt, dass wir Landwirte durchaus unseren Teil zur Biodiversität leisten.“ Welche Möglichkeiten Landwirte in ihrem Betrieb haben, und wie sie sich ihre Öko-Systemleistungen auch zertifizieren lassen können, darüber informierte an diesem Abend Ulrike Harant aus Esslingen von der Bio-Kontrollstelle Abcert.
„Es ist Zeit zu handeln“, betonte Dr. Harant. „In den letzten 28 Jahren ist die Biomasse an Fluginsekten um rund 75 Prozent zurückgegangen, was man auch daran merkt, dass weniger Insekten auf der Windschutzscheibe kleben.“ Bei dem unter ihrer Leitung erarbeiteten Biodiversitätssiegel geht es vor allem um handlungsorientierte Maßnahmen für Landwirte, die sich im Betriebsablauf und in verschiedenen Wirtschaftszweigen durchführen lassen.
„Als Erstes gilt es zu eruieren, ob sich Flächen mit besonderem ökologischen Wert im Betrieb befinden, also Flächen mit bestimmten seltenen Zeigerpflanzen wie Margerite, Wiesen-Salbei oder Klappertopf“, führte die Referentin aus. Auf Produktionsflächen können Früchte oder Bearbeitungsmaßnahmen, wie Stoppelfeldbrache, Kleegras oder die Verwendung alter Sorten, angerechnet werden.
„Bei Wiesen bringt es der Flora und Fauna schon etwas, wenn Ränder stehen gelassen werden, mit dem Balkenmäher gemäht oder eine sogenannte Staffelmahd durchführt wird“, so Ulrike Harant. Zu den speziellen Maßnahmen zählte sie unter anderem Steinhaufen, Totholz, Gräben und alte Rassen. „Außerdem wird auch ein Augenmerk auf Biodiversität am Hof gelegt, denn es muss nicht immer nur englischer Rasen sein.“
Zum Ablauf der Zertifizierung führte Harant aus, dass über alle Möglichkeiten aus dem breit angelegten Maßnahmenkatalog des Biodiversitätssiegels Punkte gesammelt werden. „Je nach Punktezahl erhält der Landwirt ein Biodiversitäts-Zertifikat in Bronze, Silber, Gold oder Platin.“
Die meisten der anwesenden Bio-Landwirte sahen in den vorgestellten Kriterien kein großes Problem, diese in ihren Betrieb zu integrieren. „Auch konventionelle Landwirtschaftsbetriebe können natürlich dieses Siegel beantragen“, informierte Harant.
In einem nächsten Schritt soll auch ein Siegel für Kommunen entwickelt werden. „Denn Kommunen haben auch viele für den Naturschutz und die Biodiversität wichtige Flächen in der Verantwortung“, stellte sie fest. Die Öko-Modellregion Steinwald hat diesbezüglich bereits einen ersten Schritt gemacht. Für die Mitarbeiter kommunaler Bauhöfe in der Steinwald-Allianz wird derzeit eine dreiteilige Weiterbildungsserie ausgearbeitet.
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