Uwe Heider findet die Entwicklung bedauerlich, will das Schmiedehandwerk nicht aussterben lassen und betreibt den früher weit verbreiteten Beruf als sein großes Hobby. Vermutlich aber liegt es in seinen Genen, dass er diese seltene Freizeitbeschäftigung so gerne ausübt. Sein Großvater und sein Großonkel waren Schmiede. Großonkel Isidor Heider betrieb im Ortskern des Erholungsortes einst eine florierende Schmiede, teils mit bis zu sechs Beschäftigten. Zahlreiche Friedenfelser fanden nach dem Krieg bei Isidor Heider Lohn und Brot.
„Die Verwandtschaft lässt sich halt nicht leugnen“, lacht der sympathische Hobbyhandwerker und verweist auf die erste Schmiede in Friedenfels, die bereits 1727 urkundlich erwähnt ist. Uwe Heider selbst hat das Schmiedefeuer und die schwarze Werkstatt gegenüber dem Granitwerk noch in guter Erinnerung. „So etwas darf einfach nicht verloren gehen“, war sich Uwe Heider schon als Jugendlicher sicher und hat sich nach seiner Schulzeit anfänglich für einen Metallberuf entschieden.
Bei der Firma Modelltechnik Schnabel in Wiesau erlernte er das Handwerk des Feinmechanikers. Im Gegensatz zu seinem heutigen Hobby, wo große Hämmer das Material bearbeiten, benötigte er damals oft filigranes Werkzeug. „Kleine Feilen und Bohrer, ja sogar Uhrmacher-Werkzeug gehörten zu meinen Arbeitsgeräten. Wir erfüllten damals schon Träume und zu Weihnachten besonders viele Wünsche“, erinnert sich Heider. „Das hat richtig Spaß gemacht.“ Nach der Bundeswehrzeit drückte Uwe Heider nochmals die Schulbank, vollendete ein Studium und ist heute Berufsschullehrer am Staatlichen Beruflichen Schulzentrum in Wiesau.
Auf die Frage, was denn einen Berufsschullehrer antreibt, in einer verrauchten und heißen Schmiede zu stehen, lacht er und meint: „Herr über Feuer und Eisen zu sein, ist eine Leidenschaft und vor allem ist es ein gutes Gefühl, etwas mit den eigenen Händen geschaffen zu haben. Genauso wie damals bei meiner Ausbildung zum Feinmechaniker.“ Das mache ihn glücklich, meint Heider weiter und bezeichnet sein Hobby auch als Ausgleich zur Arbeit in der Schule.
Uwe Heider weiß: „Im Gegensatz zu Deutschland gibt es den Schmied in Tschechien noch öfter. Auch in Deutschland ist eine Ausbildung in diesem Handwerk noch möglich. Allerdings hat sich die Berufsbezeichnung geändert. Heute heißt der Ausbildungsberuf Metallbauer mit der Fachrichtung Metallgestaltung. In Tschechien dagegen sind sogar noch Schmiedeschulen aktiv.“ Kürzlich erst ist er von einem Kurs aus Tschechien zurückgekehrt. „Gelernt habe ich dabei auch, wie man sich richtig an den Amboss stellt. Vorher habe ich nie darauf geachtet“, gibt der 48-Jährige unverhohlen zu. „Ich möchte mich einfach weiterentwickeln, um später im Ruhestand dieses Hobby noch besser ausüben zu können.“
Dazu beitragen wird vor allem sein neues Eigenheim, ein einstiger kleiner Bauernhof im Ortsteil Frauenreuth. Zuvor hatte er mit seiner Familie in Wiesau ein schmuckes Eigenheim bewohnt, das er zusammen mit Ehefrau Erika, einer gebürtigen Friedenfelserin, gebaut hatte. Beide hatten aber irgendwann das Bedürfnis, wenn es eine Möglichkeit geben sollte, im Geburtsort der Ehefrau den gemeinsamen Lebensabend zu verbringen. „Ein kleines Inserat war letztendlich unser Glücksbringer“, scherzt Uwe Heider. Bei der Besichtigung des Anwesens sah Uwe Heider in der Werkstatt die kleine Schmiede mit einer Esse des Vorbesitzers. „Von da an wusste ich, das wird unser neues Heim.“
Es versteht sich von selbst, dass neben dem Umbau und der Renovierung immer ein Auge auf die Schmiede gerichtet war. „Wann immer es Baustress und Beruf zuließen, wurde in der kleinen Schmiede gearbeitet“, erzählt der Hobbyschmied und verweist darauf, dass den Schmieden seit jeher immer etwas Magisches und Mystisches angehaftet sei. Geändert habe sich das Verständnis, was einen Schmied ausmacht. "Waren es früher meist große und kräftige Kerle, so wie ich halt, ist Schmieden heute keine Frage der Muskeln mehr. Auch ich habe früher oft zu hart am Amboss gewerkelt und drauf gehauen. Das braucht es gar nicht." Heider weiter: „Schon meine Buben haben kleine originelle Sachen selbstständig gefertigt.“
Obwohl er sich bescheiden als Hobbyschmied bezeichnet, hat er schon viele kleine Kunstwerke geschaffen. Diese finden mittlerweile rund um sein neues Eigenheim Verwendung. Da Uwe Heider auch ein sehr geselliger Typ ist, will er künftig mit seinen Freunden eine alte Schmiede-Tradition, das „Bierstacheln“, ausprobieren und auch wieder aufleben lassen. Dabei taucht er ein glühendes Eisen für wenige Sekunden in einen mit Bier gefüllten Krug und bringt den Gerstensaft dadurch auf eine angenehme Trinktemperatur. Durch den kurzen Hitzeschock erhalte das Bier einen weichen, intensiveren und starken Geschmack. Ein feucht-fröhlicher Abend dürfte gewiss sein.
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