Friedenfels
01.04.2022 - 15:01 Uhr

Vortrag bei der Kolpingfamilie Friedenfels: Einsatz für die Ärmsten der Armen

OP-Schwester Martina Scheitinger arbeitete unter unvorstellbaren Bedingungen in Indien. Ein Einsatz, der an die physischen und psychischen Grenzen ging. Ihre Eindrücke schilderte sie nun bei einem Vortrag bei der Kolpingfamilie Friedenfels.

Mit langem Beifall dankten Besucher und Vorstandschaft der Kolpingfamilie Friedenfels Martina Scheitinger (rechts) für ihren Einsatz für die Ärmsten der Armen. Kolping-Vorsitzender Reiner Gärtner (links) überreichte der erfahrenen OP-Schwester ein Geschenk. Bild: bsc
Mit langem Beifall dankten Besucher und Vorstandschaft der Kolpingfamilie Friedenfels Martina Scheitinger (rechts) für ihren Einsatz für die Ärmsten der Armen. Kolping-Vorsitzender Reiner Gärtner (links) überreichte der erfahrenen OP-Schwester ein Geschenk.

Endlich wieder eine Zusammenkunft bei der Kolpingfamilie Friedenfels. Nach der langen Zwangspause spürte man nicht nur bei Vorsitzendem Reiner Gärtner die Freude über den Neustart im Vereinsleben. Neben treuen Mitgliedern hieß er besonders OP-Schwester Martina Scheitinger als Referentin sowie Pfarrer Joseph willkommen. Bereits im vergangenen Jahr hatte man den Bericht über den Einsatz der OP-Schwester in Indien, die ansonsten ihren Dienst am Weidener Klinikum verrichtet, im Jahresprogramm der Kolpingfamilie vorgesehen. Corona verhinderte den Vortrag damals.

Martina Scheitinger, die bereits zwei Mal freiwillig für je zwei Wochen die sauberen und sterilen Operationssäle des Klinikums Weiden gegen veraltete Technik in gewöhnungsbedürftigen Behandlungsräumen in Meghnagar/Indien tauschte, will helfen. „Die Dankbarkeit der Menschen nach einer gelungenen Behandlung ist der Lohn“, berichtete die erfahrene OP-Schwester, die zusammen mit Ärzten, Anästhesisten und OP-Personal 2018 und 2019 das menschenreiche Land besucht hatte. „Im OP darf man gar keinen Vergleich zu Deutschland ziehen“, sagte Scheitinger. „Wir haben Sachen vorgefunden, die sind gar nicht mehr tragbar. Dort bedampfen sie die Räume mit Formalin zur Sterilisation. Da haut es dir die Augen raus, wenn du den Raum nur betrittst.“

Auch die Anreise war beschwerlich. „Neben wenig privatem Gepäck haben wir 30 große Pakete für unsere Arbeit mitgeschleppt.“ Weiter erzählte die OP-Schwester, dass sie auch Narkosemittel dabei hatten, die normalerweise gar nicht eingeführt werden durften. „Doch mit entscheidenden Tipps haben wir es geschafft.“ Martina Scheitinger war beeindruckt von manchmal tagelangen Fußmärschen der Patienten. „Sie wussten, dass wir kommen und eine Behandlung ihre einzige Chance für eine Hilfe ist.“

„Die Unterkunft war sehr einfach und hat gereicht, zumal unsere Arbeitstage sehr lang waren“, meinte Scheitinger. Jeweils weit über 100 Patienten wurden jedes Jahr behandelt. „Speziell Klumpfüße, aber auch angeborene Fehlstellungen. Da waren Kinder, die konnten nur auf allen Vieren laufen. Es gab zudem viele Patienten mit Kinderlähmung. Es haben nicht alle Zugang zu Impfungen“, wusste Scheitinger. Besonders schlimm empfand die OP-Schwester Frauen und Kinder, die absichtlich mit heißem Wasser verbrüht worden seien.

Die beiden Reisen mit der Hilfsorganisation „Interplast“ nach Nordindien haben tiefe Eindrücke hinterlassen. Die Organisation zur Förderung medizinischer und sozialer Hilfe in Entwicklungsländern organisiert Ärzteteams, die Patienten, die sonst keine Chance auf medizinische Hilfe hätten, kostenlos operieren. Durch Spenden und Zuweisungen von Bußgeldern durch Gerichte können Flüge, Medikamente und medizinische Hilfsmittel finanziert werden.

 
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