„Es braucht ein Umdenken im Wald“, sagt Eckhard Deutschländer, der Revierförster des Augsburger Forstes bei Fuchsmühl. Nicht überall hätten unsere herkömmlichen Baumarten eine Zukunft, so der Fachmann. Und weil es kaum Vergleichsflächen gibt, experimentiert er seit einigen Jahren mit einer Reihe von Arten. Über seine Erfahrungen informierte er nun bei einer Waldführung an verschiedenen Standorten.
Eingeladen hatten der Bund Naturschutz (BN) und der Naturpark Steinwald. In seiner Begrüßung erinnerte BN-Vorsitzender Josef Siller daran, dass der Klimawandel im Alltag angekommen sei und die Förster und Landwirte vor große Probleme stelle. Durch Wetterextreme - wie aktuell die Überschwemmungen im Rheinland zeigten - verursache er großes Leid und massive Schäden. Deshalb müsse etwas getan werden.
Was hat Zukunft?
Wie kann der Waldumbau gelingen? Was hat Zukunft? Was wächst auf Problemflächen? Das war der Tenor der vielen Fragen an den Förster während seiner spannenden Exkursion. Es waren viele Waldbesitzer unter der großen Gruppe Teilnehmer, informieren die Organisatoren in einer Mitteilung.
Problemflächen hat Förster Eckhard Deutschländer genug: trockene Flächen, staunasse Flächen, Kahlflächen und schwierige Basalt-Standorte. In den zurückliegenden Jahren hatte der Borkenkäfer in seinem Zuständigkeitsbereich sehr gewütet. Sein Revier war im Landkreis Tirschenreuth am schlimmsten betroffen, war zu hören.
Doch was tun? Natürlich muss Eckhard Deutschländer den Wald zum Mischwald umbauen. Doch selbst gängige Baumarten, die im ungestörten Urwald vorkämen, zeigten auf Extremstandorten heute Schwächen. Also brauche es ein Umdenken. Der Förster berichtete ausführlich über seine Erfahrungen mit verschiedenen Arten: Auf den befriedigend wasserversorgten Standorten sei die Annäherung an eine natürlich vorkommende Baumartenzusammensetzung mit Rotbuche, Weißtanne, Ahorn sinnvoll. Wichtig sei hier vor allem das vorzeitige Einbringen der Schattbaumarten Weißtanne und Rotbuche bereits unter den aufgelichteten Altholz-Schutzschirm.
„Wir werden auch zukünftig im Wald einen Anteil von 50 Prozent Nadelholz brauchen, um lukratives Bauholz zu produzieren. Dieses wird fast ausschließlich aus Nadelhölzern gewonnen und stellt das wirtschaftliche Traggerüst unserer Forstwirtschaft dar“, machte Eckhard Deutschländer deutlich.
Weißtanne und Douglasie
Da die Fichte aber auch auf stabilen Standorten absehbar Probleme bekommen werde, müsse sie durch die Nadelbaumarten Weißtanne, Douglasie, Lärche, eventuell auch Küstentanne ersetzt werden. Ökonomisch wie ökologisch immer sinnvoll sei, die Bestände mit seltenen Edelhölzern wie Vogelkirsche, Elsbeere oder Walnuss aufzuwerten.
Förster Eckhard Deutschländer zeigte bei dem Begang bedrohlich absterbende Alteschenbestände. Hier wüte das Eschentriebsterben, ein aus Asien eingeschleppter Pilz. "Bei den vernässten Standorten wird es zunehmend schwierig, passende Baumarten zu finden. Im Wesentlichen kann man diese – je nach Belichtung – nur durch Stieleiche, Flatterulme und Weißtanne ersetzen.“
Auf den sehr trockenen Standorten stellen Edelkastanie, Wildbirne, Stieleiche, Hainbuche, Vogelkirsche, Spitzahorn, Speierling, Mehlbeere aber auch Exoten wie die Platane oder Türkische Baumhasel vielversprechende Alternativen dar.
Kurze Wege
Für Förster Deutschländer war es laut Mitteilung wichtig, herauszustellen, dass Wälder weiterhin auch Produktionsstandorte bleiben sollten. Holz der kurzen Wege, aus nachhaltiger Forstwirtschaft speichere Kohlendioxid und könne große Mengen an Zement beim Bau einsparen.
Die Schwierigkeit sei, dass ein Förster über 100 Jahre vorausdenken müsse: Wie schlimm wird der Klimawandel noch werden? Wie heiß wird es? Wie trocken? Wie viele Veränderungen ertragen einzelne Arten in ihrem Leben? Niemand hätte zum Beispiel damit gerechnet, dass Birken oder Rotbuchen trotz sehr hohen Standortspektrums an Trockenheit zugrunde gehen könnten.
Auch globale Schädlingsfrachten würden zukünftig unwägbare Probleme darstellen. Letztlich zog Förster Eckhard Deutschländer folgendes Resümee: „Die Mischung macht’s. Ähnlich wie auf dem Finanzmarkt ist es sinnvoll, das Risiko durch Streuung zu minimieren: Besser auf einen Fonds statt auf nur einzelne Aktien setzen.“
„Wir werden auch zukünftig im Wald einen Anteil von 50 Prozent Nadelholz brauchen, um lukratives Bauholz zu produzieren."
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