Fuchsmühl
17.11.2022 - 15:18 Uhr

Gebäudekauf durch Fuchsmühler Bürgermeister schlägt in Bürgerversammlung hohe Wellen

Bürgerversammlungen sollen nicht nur informieren. Das Angebot sich dort einzubringen, nutzten am Mittwoch einige Fuchsmühler, um Bürgermeister Wolfgang Braun auch unbequeme Fragen zu stellen.

Bürgermeister Wolfgang Braun lieferte eine Reihe von Zahlen und Fakten. Zu den Werten aus der Statistik für die 1580 Einwohner zählende Marktgemeinde Fuchsmühl gehörten die Corona-Zahlen (856 Fälle), die Pro-Kopf-Verschuldung (656 Euro) und eine Vorausschau auf den Gesamt-Schuldenstand von 1.033.267 Euro zum Jahresende 2022. „Als ich Bürgermeister wurde, hatten wir 2,5 Millionen Euro Verbindlichkeiten“, erklärte Braun. Der Gemeindechef sprach von „wichtigen Investitionen, für ein lebenswertes Fuchsmühl". Braun spannte den Bogen zu aktuellen beziehungsweise für kommendes Jahr geplanten Bau- und Investitionsvorhaben. „Im Herbst liegt das Augenmerk auf den Investitionen“, kommentierte er den Teil der Bürgerversammlung, bei dem nun statt Grafiken Fotos und Berechnungen an die Leinwand geworfen wurden.

Die Informationen zur Machbarkeitsstudie „Alte Straße 11“ riefen Handwerksmeister Armin Bauer auf den Plan. Er erkundigte sich, ob das Objekt schon im Besitz der Gemeinde sei. „Nein, die Verhandlungen laufen noch“, antwortete Bürgermeister Braun. Bauer war empört: „Dann ist ja die Entscheidung kontraproduktiv.“ Der Fragesteller bezog sich auf den jüngsten Beschluss des Gemeinderates, der einen Komplett-Abbruch des Anwesens vorsieht. Sollte der Rückbau tatsächlich umgesetzt werden, könnte auf dem Areal eine Grünfläche entstehen. Möglich wäre auch ein Verkauf an mögliche Investoren.

Erstaunt stellte Bauer fest: „Man diskutiert über ein Gebäude, das man noch nicht einmal hat.“ Sofort griff der Handwerksmeister auch das in der Marktratssitzung gefallene Stichwort Investoren auf. „Den hatten wir vor Jahren schon, nämlich für die Häuser in der Marienstraße und der wurde abgewimmelt.“ (Anmerkung: Die Häuserzeile gehört der Marktgemeinde.) „Ja, aber dazu stehe ich“, antwortete der Bürgermeister.

„Ich musste rasch handeln“

Armin Bauer hatte noch eine Frage. Diesmal zielte er auf das sanierungsbedürftige Anwesen des früheren Gasthofs "Zum Schützen“ an der Marienstraße. „In Fuchsmühl wird erzählt, dass der 'Schütz' ohne Gemeinderatsbeschluss gekauft wurde.“ Antwort von Bürgermeister Braun: „Ja, das war meine Entscheidung. Ich musste rasch handeln." Braun bestätigte Bauers Vermutung, dass die Gefahr im Raum stand, dass das Anwesen von einem anderen Interessenten erworben werden könnte.

Harscher Konter

Bauer schüttelte mit dem Kopf: „Das ist ja allerhand.“ Unterbrochen wurde der Dialog von Andreas Günthner, Kämmerer im Rathaus Fuchsmühl. Empört forderte er, diese Dinge im Rathaus beziehungsweise beim Bürgermeister in dessen Büro vorzutragen. „Aber nicht hier in der Bürgerversammlung!“ Ernst Tippmann (Gemeinderat und Fraktionssprecher der SPD) erklärte: „Der Bürgermeister kann hundert Mal zum Notar gehen. Wenn der Gemeinderat nein sagt, dann ist der Vertrag ungültig.“ Wolfgang Braun blieb sachlich und erklärte: „Ich kann Kritik vertragen. Ich bin 67 Jahre alt und berufserfahren." Dann aber konterte er mit harschen Worten: „Die Besserwisser können sich gerne bei der nächsten Wahl aufstellen lassen."

Ein anderer Punkt zum Thema "Schütz" plagte den Wirt des gegenüberliegenden Gasthofs „Weißenstein“, Markus Ulrich: „Da der 'Schütz' jetzt der Gemeinde gehört, bitte ich darum, dass dort auch meine Gäste parken dürfen." Zuvor war das Privatgrundstück abgesperrt. Widerrechtliches Parken hatte der vorherige Eigentümer verboten. „Ich habe damit überhaupt kein Problem“, kommentierte Bürgermeister Braun das von Ulrich vorgetragene Anliegen. Ulrich hakte weiter nach: „Und was passiert mit dem Anwesen? Wird aus dem ehemaligen Gasthof ein Haus der Vereine?" Der Bürgermeister verwies auf die Machbarkeitsstudie zum früheren Gasthof "Zum Schützen“: „Wir werden etwas schaffen, was für Fuchsmühl sinnvoll ist." Zur Gerüchteküche in Sachen „Haus der Vereine“ äußerte er sich nicht. „Ich weiß noch nicht, was wir machen werden. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden wir die gesammelten Ideen bei einer 'Bürgerwerkstatt' genauer vorstellen", sagte Braun.

Nach und nach sanieren

Markus Ulrich brannte noch eine Frage auf den Nägeln. Diesmal erkundigte er sich nach dem Sachstand bei den Mietshäusern an der Marienstraße. Braun erinnerte an die Entscheidung der Markträte, dass die drei Anwesen nach und nach saniert werden. „Wir haben das in der Pipeline“, versprach Braun. Schaffen möchte man laut Wolfgang Braun eine Lösung, um die Häuserzeile, in welcher Form auch immer, miteinander zu verbinden. „Aufgrund der Förderung wären wir ja dumm, zu verkaufen, wenn wir sie auch sanieren können“, ergänzte Braun. Markus Ulrichs Fragenkatalog beinhaltete auch einen bei der Verwaltung bereits bekannten Baumangel an der Mauer in der unteren Marienstraße. „Das wird erledigt und erfolgt im Rahmen der Gewährleistung“, klärte der Bürgermeister auf.

Bitte um endgültige Kosten

Um einen Vergleich der Schätzung mit den endgültigen Kosten, die für die Sanierung der Carl-Ulrich-Straße aufgewendet werden müssen, bat der frühere Geschäftsleiter im Rathaus, Ernst Tippmann. Braun warb um Verständnis, dass er derzeit noch keine konkreten Zahlen liefern könne. Grund dafür seien die noch fehlenden Abrechnungen. Daher habe der Verwendungsnachweis an die Regierung noch nicht geschickt werden können.

Tippmann meldete sich in einer anderen Sache noch einmal zu Wort. Es ging ihm um die Baumaßnahme „Mehrzweckplatz Ost“, besonders um die Maßnahmenerweiterung Verbindungsweg Marienstraße/Bühläcker. Tippmann war der Meinung, dass der „Ausbaustandard zu stark“ gemacht wurde. „Der Weg kann jetzt sogar von einem 20-Tonner befahren werden.“ Braun verteidigte: „Man muss eine gewisse Sache ordentlich umsetzen.“ Darüber entschieden habe er nicht alleine, fügte Braun hinzu. „Es war die der Markträte. Also kann es so dumm nicht gewesen sein.“ Die Anlieger seien zufrieden. „Es wurde bürgernah entschieden“, betonte der Bürgermeister.

Erneut ergriff Ernst Tippmann das Wort: „Ist hinter dem Wendehammer eine weitere Begrünung geplant?" Gemeint war der Bereich am neuen Friedhofsparkplatz. Bürgermeister Braun antwortete: „Ja, eine Streuobstwiese.“ In seiner Eigenschaft als Gemeinderat erinnerte Tippmann daran, dass seine Meinung, das Vorhaben im Norden des Fuchsmühler Friedhofs betreffend, dem Bürgermeister bekannt sei. „Ich habe die Maßnahme als nicht notwendig erachtet“, stellte Tippmann klar.

Kritik an Parzellen-Zahl

Vorgestellt wurden in der Bürgerversammlung auch die ersten Ideen für das neue Baugebiet „Am Kugler“ (derzeit noch Sportplatz). Anlieger Anton Englmann übte Kritik an der Anzahl der derzeit geplanten Parzellen mit 700 bis mehr als 900 Quadratmetern (insgesamt zwölf). Englmann störte sich daran, dass in der Planung zwei Flächen herausgenommen wurden. „Das war so nicht ausgemacht“, warf er dem Bürgermeister vor. Hierzu schaltete sich Ernst Tippmann ein, der die Gemüter beruhigte und sich zu den baulichen und rechtlichen Hintergründen dieser Planung äußerte. Nähere Details könne man im Rathaus bei einem persönlichen Gespräch klären, empfahl der Bürgermeister. „Thema erledigt?“, schickte Braun hinterher. „Vorerst schon“, erwiderte Anton Englmann.

„Wir sind ordentlich angeschlossen, von unserer Seite wurde das Bestmögliche getan“, kommentierte Bürgermeister Braun eine Anfrage in Sachen „Breitbandausbau in Fuchsmühl“, die Felix Englmann eingebracht hatte. Nach rund 90 Minuten waren alle Fragen gestellt und beantwortet.

Hintergrund:

Kosten und Details zum Gasthof "Zum Schützen"

  • Ankauf Gebäudekomplex: 50.000 Euro
  • Übernahme der vorhandenen Photovoltaik-Anlage: 100.000 Euro
  • Einnahmen aus Photovoltaik-Anlage: 20.000 Euro pro Jahr
  • Sachstand: Machbarkeitsstudie mit Gebäudedigitalisierung bereits in Auftrag gegeben
  • Weitere Schritte: Als erste Maßnahmen sind laut Bürgermeister Wolfgang Braun der Rückbau der ehemaligen Kegelbahn und die Umsetzung der sich darauf befindlichen Photovoltaik-Anlage geplant
 
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