Fuchsmühl
03.11.2023 - 11:55 Uhr

"Mallorca-Reise" der Fuchsmühler Laienspielgruppe sorgt für positive Publikumskritiken

„Alles ausverkauft“ meldete vor Wochen bereits die Fuchsmühler Laienspielgruppe im Hinblick auf ihre an drei Tagen gespielte „Mallorca-Reise“. Die Inszenierung leitete eine theatererfahrene Frau aus Fuchsmühl: Regisseurin Daniela Seidel.

Die Frühjahrs- und Herbsttheater sind in Fuchsmühl zu einer Tradition geworden. Seit mehr als 60 Jahren begeistert die Laienschar meist mit kurzweiligen Dreiaktern. Spiel- und Probenort ist das Jugendheim nahe der Wallfahrtskirche. Ihren Einstand als neue Regisseurin gab Daniela Seidel, deren Arbeit sehr gelobt wurde.

Für die Laienschar ungewöhnlich war heuer der ausgewählte Premierentag. Statt an einem Samstag öffnete sich der Premierenvorhang am Dienstagabend vor Allerheiligen. „Der Tag passt schon“, meinte Premierenbesucher Helmut Schultes, der sich vier Karten gesichert hatte und von seiner Gattin Emmi, Tochter Stefanie Dümler und deren Mann Jürgen begleitet wurde. „Morgen ist ja Feiertag, außerdem können Rentner immer ausschlafen“, kommentierte Schultes die ausnahmsweise Verlegung auf einen Tag vor der Wochenmitte. „Bis jetzt gefällt es uns super“, erklärte Schultes, mit dem Oberpfalz-Medien in der ersten Pause gesprochen hatte. „Auf jeden Fall sind wir von diesem sehr schönen Abend begeistert“, rief er noch hinterher.

Bühnenbauchef wird zur Bühnenfigur

Längst hatte es sich herumgesprochen, dass die von der baden-württembergischen Autorin Jasmin Leuthe geschriebene „Mallorca-Reise“ in einem Wohnzimmer in der Oberpfalz und nicht auf der titelgebenden Mittelmeerinsel spielen wird. Verraten wurde im Theaterzettel auch, dass beim Auspacken eines Koffers Sachen zum Vorschein kommen, die im Stück für eine deutliche Schieflage des Haussegens sorgen werden.

Eine entscheidende Rolle, damit in die Sache Bewegung kam, spielten Susi Eberle (dargestellt von Christina Schuller) und der aus Italien stammende Toni, den eigentlich Andreas Müller, wenn er nicht krank geworden wäre, hätte spielen sollen. Die entstandene Lücke schloss der Chef des Bühnenbaus, Andreas Robl. Zwei Tage Proben und verstohlene Blicke auf den Spickzettel reichten dem 32-Jährigen aus, um Müllers Ausfall vergessen zu machen. „Wir haben wochenlang geprobt, Andreas nur wenige Stunden“, kommentierte Regisseurin Daniela Seidel den Einsatz des spielerisch und mimisch überzeugenden Helfers in der Not.

„Ich muss Andreas bewundern und bin schwer beeindruckt“, verriet Susanne Schicker aus Grafenwöhr. Erst in jüngster Zeit war sie, wie die Wahl-Grafenwöhrerin aus Wiesau gegenüber Oberpfalz-Medien erklärte, „zum Theaterfan geworden“. Der Funke sei bei einem Besuch der diesjährigen Luisenburg-Festspiele übergesprungen. „Ich fühle mich hier sehr wohl und wünsche mir noch viele Lacher und den Darstellern bei ihrer Premiere viel Erfolg“, sagte sie.

Vom Premierenfieber war auf der Bühne nichts zu sehen. Dafür aber knisterte die Spannung hinter den Kulissen umso mehr. „Ich bin so aufgeregt“, gestand Darstellerin Christina Schuller. „Drei Jahre habe ich nicht mehr gespielt“, ergänzte sie. Die ehemalige Fuchsmühlerin ist jetzt in Pressath beheimatet und bleibt dem Theater trotz der Entfernung treu.

Gänsehautgefühl

Beim Pausenrundgang traf Oberpfalz-Medien ein langjähriges Mitglied der Laienspielgruppe: Ludwig Günthner. Der 85-Jährige wirkte vor vielen Jahren auf der Bühne mit. Zudem gehörte er Mitte der 1970er Jahre zum Ensemble bei den Dreharbeiten zum Schwarzweiß-Spielfilm „Fuchsmühl 1894“. Der Fuchsmühler zeigte sich von den am Dienstag gezeigten schauspielerischen Leistungen sehr beeindruckt. „Was die alles für Texte lernen müssen“, staunte er und rückte mit einem persönlichen Wunsch heraus: Gerne möchte er mal wieder ein „altes Bauernstück“ sehen, zum Beispiel den „Verkauften Großvater“ oder „Geisterbräu“. Günthner hakte ein: „Oder will das Publikum sowas gar nicht mehr haben?“ Seine Tischnachbarin war die 92-jährige Philomena („Minne“) Weiß. „Die Darsteller sind halt Künstler und haben Temperament.“ Weiß gestand, dass sie sich trotz ihres hohen Alters gerne die Zeit nehme, um bei „allen Aufführungen“ der Laienspielgruppe in Fuchsmühl dabei sein zu können.

„Mein Leben ist die Bühne“, verriet Regisseurin Daniela Seidel nach dem Schlussapplaus. „Mallorca-Reise“ war das erste von ihr inszenierte Bühnenstück. Als sie erfuhr, dass Andreas Müller krankheitsbedingt absagen musste, wurden ihre Nerven, wie Seidel gestand, „schon arg strapaziert“. Für sofortige Entspannung sorgte Bühnenbauchef Andreas Robl. „Er hat spontan zugesagt“, erklärte Seidel dem Publikum. Und Jasmin Mayerhöfer, Vorsitzende der Laienspielgruppe, betonte: „Ich bin zufrieden, auf meine Truppe ist halt Verlass. Wenn die Leute klatschen und lachen, bekomme ich Gänsehaut.“

Zurück zur „Mallorca-Reise“: Das Ganze mündet wie so oft in ein überraschendes Ende, alles wird wieder gut. Die letzte Vorstellung des Stücks an diesem Samstag, 4. November, ist jedoch bereits ausverkauft, wie es aus den Reihen der Laienspielgruppe hieß.

Hintergrund:

"Die Mallorca-Reise"

  • Autorin: Jasmin Leuthe, Leiterin der Laienspielgruppe "d' Filsa Rälling" des TSV Öschingen in Baden-Württemberg
  • Schauplatz des Dreiakters: ein modern eingerichtetes Wohnzimmer in der Oberpfalz
  • Darsteller auf der Jugendheimbühne in Fuchsmühl: Andrea Hecht, Christina Schuller, Johanna Thoma, Sabrina Früchtl und Yvonne Scheckenbach sowie Michael Bäumler, Christian Mayerhöfer, Andreas Robl (für Andreas Müller) und Noah Mayerhöfer
  • Regie: Daniela Seidel
  • Souffleusinnen: Margitta Sandner und Stefanie Müller
  • Maske: Miriam Drews und Sabine Günthner
  • Bühnenbau, Ton- und Beleuchtungstechnik: Andreas Robl, Ferdi Kastner mit Team, Jürgen Meyer und Alexander Schön
  • Bewirtung: Heike Meyer, Simone Kastner und ihre Teams
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.