Martha Bayer berichtete in einem Vortrag der Reihe „Zeitzeuginnen berichteten von ihren Begegnungen mit dem Gründer der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Papua-Neuguinea, Senior-Missionar Johann Flierl“ von ihrem "Ankel Senior". Nach einer kurzen Einleitung durch Dr. Traugott Farnbacher begann die 93-jährige Martha Bayer an ihrem Rednertisch stehend, das Fürnrieder Pfarrhaus im Hintergrund, mit ihren Erzählungen. Vor dem Beginn mussten im Museum immer wieder Stühle nachgeholt werden – niemand hatte damit gerechnet, dass dieser Vortrag alle diesjährigen Veranstaltungen übertreffen würde.
Martha Bayer berichtete von der Missionarsfamilie – gegründet in Papua-Neuguinea und weitergelebt in Neuendettelsau: Ihren Begegnungen mit Onkel Senior Flierl auf der Straße und wie er regelmäßig in ihr Haus kam. Martha Bayers Mutter war ausgebildete Sekretärin und Johann Flierl konnte ihr seine Briefe in die Schreibmaschine diktieren. Der hochbetagte Flierl war offensichtlich der Meinung, dass der Führer über die schrecklichen Dinge im Land, wie die KZs nicht unterrichtet sei, und er ihm bei seiner Amtsführung behilflich sein könnte. Zum Glück wusste seine Schwiegertochter Hanna Flierl von diesem Projekt und unternahm alles, dass keiner der Briefe sein Ziel erreichte und der Schwiegervater unbehelligt von den Nazis im hohen Alter den Ruhestand genießen konnte, hieß es bei dem Vortrag.
Martha Bayer hat ein erstaunliches Erinnerungsvermögen an all die Missionarsfamilien, die in Neuendettelsau kamen und gingen. Sie berichtete auch von Missionsbräuten die ihre zukünftigen Ehemänner nur durch Briefe kannten und durch die Kriegswirren bis zu zehn Jahre warten mussten, bis sie zu ihren zukünftigen Männern reisen konnten.
Der Einsatz der Missionare, sowohl ihres Vaters auch der des Senior Flierls für die Lastenträger während des Goldrausches im Land schilderte sie sachverständig.
Besonders weit ging ihr, die ja in Papua-Neuguinea geboren war – aber nie dort lebte, das Herz auf, als sie von ihrer Reise zurück in die Vergangenheit zu den Wirkungsstätten ihres Vaters berichtete. Zufällig kamen sie am 75. Jahrestag der ersten Taufe dort an und ihr Besuch wurde so interpretiert, als hätten sie den Zeitpunkt bewusst gewählt. Die Nachricht ging durch die Zeitung und die Reisegruppe wurde an allen Stationen gebührend empfangen.
Auch die Frauenarbeit wurde noch kurz gewürdigt: Die Schwester von Martha Bayer, Hedi Janner, eine der ersten Theologinnen Bayerns, berichtete von ihrer Arbeit unter den Frauen und dem reichen Segen des Heiligen Geistes, der auf dieser Arbeit lag, wie es hieß. Viele Gäste hätten wahrscheinlich noch länger zuhören können, aber der Abend musste ein Ende nehmen. Zwei von der Referentin mitverfasste Bücher wurden zum Kauf angeboten und sie selbst nahm sich auch noch reichlich Zeit für private Gespräche.
Die Vorsitzende des Fördervereins Leben und Wirken des Missionars Johann Flierl, Gerda Stollner, konnte zum Vortrag auch Dr. Daniel Schönwald vom Landeskirchlichen Archiv in Nürnberg und Brigitte Lang aus Schwandorf, Präsidentin der Dekanatssynode Sulzbach-Rosenberg, begrüßen.
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