Als 2014 Peter Kick die Leitung der Fahnenschwinger übernahm, bestand seine Aufgabe zunächst darin, die fast schon verloren gegangene Tradition wieder neu zu beleben und junge Fahnenschwinger aus der Gemeinde dafür zu gewinnen. Durch sein großes Engagement ist es ihm gelungen, junge „Gembecker“ für das Fahnenschwingen zu begeistern, das seit 1961 in Gebenbach beheimatet ist. Aktuell frönen 18 Fahnenschwinger und 3 Festdamen sowie 3 Trommler diesem sportlichen Hobby. „Wir sind kein Verein, sondern ein Zusammenschluss von jungen Gebenbachern, die einfach Spaß an der Sache haben“, bemerkt Kick. Die Ausrüstung mit Fahnen, Fahnenstangen und Kostüme müssten von jedem Fahnenschwinger aus privater Tasche finanziert werden. Die Kosten für die Ausstattung würden nach seinen Aussagen bei rund 1.000 Euro liegen und deshalb seien die Fahnenschwinger auf Spenden angewiesen.
Peter Kick hat nicht nur die Tradition des Fahnenschwingens wieder zum Leben erweckt, sondern er hat sich als Chronist betätigt und in 2 Jahren Arbeit deren Geschichte ausgegraben und eine Chronik daraus erstellt. Dazu hat er unzählige Gespräche mit den Gründungsmitgliedern, Ehemaligen und aktuellen Fahnenschwingern geführt und dokumentiert. Auf über 80 Seiten hat er nicht nur die Geschichte des Fahnenschwingens, die Historie der Gruppe und die Geschichte von Mitgliedern niedergeschrieben und mit Bildern festgehalten, sondern auch den Alltag eines Fahnenschwingers beschrieben.
Keine Sonne, kein Wind, bedeckter Himmel und auf keinen Fall Regen: Das sind die besten Voraussetzungen für den Auftritt eines Fahnenschwingers. In Gebenbach pflegen einige junge Männer und Frauen eine Tradition, die in ganz Bayern schon zu einer Rarität geworden ist. Ursprünglich sind die Fahnenschwinger Gebenbach aus der katholischen Landjugendbewegung im Jahre 1961 entstanden. Die damaligen Gründungsmitglieder sahen auf einem KLJ Landestreffen in Altötting die Kunst des Fahnenschwingens verschiedener belgischer Jungendgruppen.
In den 60er Jahren war Fahnenschwingen in ganz Europa verbreitet, insbesondere in Belgien, den Niederlanden, der Schweiz, Österreich und am deutschen Niederrhein. Erwähnt wurden die Fahnenschwinger Gebenbach erstmals im August 1964 namentlich in der Amberger Zeitung bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt am Erntedankfest.
Trainiert und geübt werden die Brecht´schen Figurenreihen im Fahnenschwingen. Die Fahnen haben eine Länge von 195 cm und eine Breite von 210 cm. Die Fahnenstange hat ein Gewicht von ca. 5 bis 7 Kilo. Das Gewicht sorgt für den Ausgleich beim Schwingen und mittelt die Fahne und die Stange aus. Erst dadurch lassen sich die Fahnen in die Luft schmeißen und auf dem Fuß ausbalancieren. Die Fahne, bestehend aus einem Bambusstab, an dessen Ende ein Bleigewicht für den Schwerpunktausgleich befestigt ist. Das Gewicht strapaziert bei den Aufführungen die Oberarm- und Rückenmuskulatur.
In den früheren Jahren gehörte der Drachenstich in Furth im Wald zu den wichtigen Auftritten der Gruppe. Für diese Auftritten musste die Gruppe neu eingekleidet werden, die bisher aus einfachen Strumpfhosen und Umhängen bestand. Mittelalterliche Tracht war beim Drachenstich aberVorschrift. Erst einige Jahre später wurden entsprechende Kostüme, die sogenannten „Landsknechtkostüme“ angeschafft. Diese haben eine mittelalterliche Optik und bestehen aus geschwungenen Haferlschuhen, dicken Trachtenstrümpfen, Kniebundhosen aus Cord, Filz oder Samt, lange Jacken, mit einem Volant, der über die Schulter geworfen wird und mit dicken Kordeln und Streifen verziert ist. Weiter gehört ein weißer Kragen zur Ausstattung, welcher das Aussehen noch edler erscheinen lässt.
Peter Kick übernahm die Verantwortung für die Gruppe, die Fahnen, Stangen und Kostüme von Norbert Hager. Seitdem haben die Fahnenschwinger bedeutende Auftritte wie beim Festzug am Oktoberfest. Die Gruppe erfährt seit ihrer Wiederbelebung und mit jedem Auftritt steigende Anfragen für eine Beteiligung an Festzügen, Mittelalterumzügen und Veranstaltungen in der Region und weit darüber hinaus.
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