Die Ortsversammlung für Gebenbach im Gasthof Blaue Traube war gut besucht, ging es doch neben der Innenentwicklung auch um die Wahl eines Ortsvorstehers. Dessen Aufgabenbereich sei überschaubar, sagte Bürgermeister Peter Dotzler. Eigentlich müsse er nur den Christbaum für den Dorfplatz aussuchen und den Zustand einiger gemeindlicher Wege kontrollieren sowie die Interessen des Ortes Gebenbach im Gemeinderat vertreten. Er müsse nicht gleich auf jedes kaum nennenswerte Schlagloch hingewiesen werden, sagte Markus Rösch, der zum Nachfolger von Norbert Hager bestimmt wurde.
Per Videokonferenz zur Ortsversammlung zugeschaltet war Architektin Tanja Korzer, die für die Planungsgemeinschaft Urban Management System aus Leipzig die Innenentwicklung von Gebenbach betreut. Ihr genereller Rat an alle davon betroffenen Immobilieneigentümer: "Nutzen Sie die Möglichkeit, sich in Einzelgesprächen individuell beraten zu lassen. Dabei können auch staatliche Fördermöglichkeiten eröffnet werden." Für weitere Planungen wurden nach ihren Angaben etwa 100 Fragebögen an Eigentümer, Pächter oder Mieter versandt. Die Städteplanerin sah im Rücklauf von 42 Antworten eine solide Basis, um den Zustand der innerörtlichen Immobilien sowie die Bevölkerungsstruktur zu ermitteln.
Im gut zehn Jahren rechne sie mit 900 Einwohnern im Durchschnittsalter von 44,8 Jahren in Gebenbach. Die Zahl der 65-Jährigen und Älteren werde stark ansteigen, bei den unter 40-Jährigen rechnet sie mit rückläufigen Zahlen. Der Bodenrichtwert lag 2010 laut Korzer bei 60 Euro pro Quadratmeter, erhöhte sich aber aufgrund hoher Nachfrage nach Bauland auf aktuell 75 Euro. Mit weiter steigendem Bodenrichtwert sei durch die geplanten Sanierungsmaßnahmen nicht zu rechnen, sagte Korzer. Die Wohngebäude der rund 35 innerörtlichen Hofstellen werden nach ihren Worten für Wohnzwecke genutzt, Nebengebäude wie Scheunen oder Ställe stehen leer oder dienen als Lagerfläche. Vielfach seien die teilweise über 6000 Quadratmeter großen Gebäude direkt an der Grundstückgrenze erbaut. Über die Hälfte der vorhandenen Wohneinheiten haben 90 Quadratmeter oder mehr Wohnfläche und mehr als fünf Zimmer. Durch den landwirtschaftlichen Strukturwandel gebe es in Gebenbach nur noch neun Vollerwerbslandwirte vor allem in Kainsricht und Atzmannsricht oder am Ortsrand von Gebenbach. Größter Sanierungsbedarf sei bei Nebengebäuden feststellbar, auch bei bereits sanierten Hauptgebäuden seien energieeffiziente Maßnahmen dringend notwendig. Als Gründe für den Sanierungsstau vermutet die Städteplanerin vor allem die hohen Kosten und das ungünstige Verhältnis zwischen Kosten und Nutzen. Nahezu 70 Prozent der innerörtlichen Gebäude seien saniert oder teilsaniert, 22 Prozent unsaniert und 10 Prozent abbruchreif. Bei den Nebengebäuden seien 40 Prozent saniert oder teilsaniert, mehr als die Hälfte unsaniert und etwa 7 Prozent abbruchreif. Bei Barrierefreiheit, Energieeffizienz und Klimaschutz bestehe großer Handlungsbedarf.
Die typische Ortsstruktur sollte erhalten bleiben, sagte Tanja Korzer, wofür eine Um- oder Nachnutzung bestehender Gebäude umzusetzen sei. Das Wohnungsangebot sei zielgerecht anzupassen, etwa für Familien, Senioren, Alleinstehende oder Pendler. Handwerk, sonstiges Gewerbe und Nahversorgung seien zu stärken, das Übernachtungsangebot müsse erhalten, wenn nicht sogar erweitert werden. Gebenbach brauche eine bessere Erreichbarkeit und eine überdachte Mobilitätsinfrastruktur. Kommune und Privatinvestoren könnten Fördermittel erhalten. Korzer geht davon aus, dass bis Ende Mai die Betroffenen beraten und die Träger öffentlicher Belange gehört sind, dann stehe einem Beschluss der Sanierungssatzung im Juni nichts mehr im Wege.
Ein betroffener Immobilienbesitzer zweifelte den Sinn der Machbarkeitsstudie an und am gerechten Auswahlverfahren. Dem hielt CSU-Gemeinderat und Innenentwicklungsbeauftragter Markus Rösch entgegen, dass eine Anzahl der in Frage kommenden Hofstellen überhaupt nicht festgelegt sei, die Anzahl könnte durchaus zweistellig sein. Die Auswahl werde für jedermann nachvollziehbar sein. Bürgermeister Peter Dotzler merkte an, dass zuerst das Interesse und die Resonanz abgewartet würden, erst dann falle eine Entscheidung im Gemeinderat. Zur ungebremsten Nachfrage nach Bauland meinte Dotzler, dass das Baugebiet Kainsricht bereits fast vollständig bebaut sei, nun würden nahe der Flurstraße weiter zehn Parzellen ausgewiesen. Aber aus der bayerischen Staatsregierung komme der eindringliche Hinweis, den Flächenverbrauch im Umland zu reduzieren. Vielmehr sollte innerorts der Bau neuer Wohnhäuser ausgeweitet werden.













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