Gebenbach
01.07.2022 - 09:27 Uhr

Polizeiorchester Bayern löst Versprechen in Gebenbach ein

Mit zwei Jahren Corona-Verspätung war es nun soweit: Das Polizeiorchester Bayern löste mit einem mitreißenden Konzert in der Gebenbacher Kirche eine lang gegebene Zusage ein. Anlass dafür war das 40. Jubiläum der Gebenbacher Blasmusik.

Sie füllen normalerweise die großen Konzertsäle dieses Landes und darüber hinaus: Die Musiker des Polizeiorchesters Bayern unter der Leitung ihres Chefdirigenten Professor Johann Mösenbichler. Nun löste das Orchester ein vor mehr als zwei Jahren gegebenes Versprechen ein und gastierte mit exakt 26-monatiger – coronabedingter – Verspätung in der Gebenbacher Pfarrkirche. Es war ein Benefizkonzert anlässlich des 40. Gründungsjubiläums der Gebenbacher Blasmusik zugunsten deren Jugendarbeit.

Lange hatten sich Vorstand und Gebenbacher Orchester auf dieses Event vorbereitet und hingefiebert. Einen Vorgeschmack hatten die Gebenbacher bereits im vergangenen Jahr bekommen, als das Holzbläserensemble des Profiorchesters in einem Konzert die Zuhörer in die Welt der klassischen und konzertanten Blasmusik entführte.

Die Gebenbacher Musiker mit ihrem Vorsitzenden Simon Lösch legten sich mächtig ins Zeug, um den Akteuren den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Eine große Herausforderung war dabei, die fast 100 Quadratmeter große Bühne in und vor den Altarraum der Pfarrkirche zu konstruieren, was man mit vereinten Kräften souverän meisterte. Große Augen machten dann die anwesenden Musiker, als am frühen Sonntagnachmittag ein noch größerer Lkw mit Equipment und Instrumenten an der Kirche vorfuhr. Das Polizeiorchester hatte aber auch fast die ganze Bandbreite an Instrumenten und Schlagwerk mitgebracht und – angesichts des vermeintlich kleinen Auftritts – weder an Personal noch Material gespart.

Nach einigen Stunden des gemeinsamen Aufbaus sowie einer Anspielprobe war es dann endlich soweit und Pfarrvikar Christian Preitschaft konnte das gesamte Polizeiorchester Bayern in der Pfarrkirche begrüßen. „Himmlische Klangfarben“, unter dieses Motto hatte Professor Mösenbichler das Konzert gestellt und es sollte seinem Namen alle Ehre machen. Der Klarinettist und Saxophonist Peter Seufert führte als Moderator die Zuhörer sachlich souverän, aber auch unterhaltsam durch das Programm. Gleich zu Beginn intonierte das Orchester eine Toccata von Girolamo Frescobaldi. Dieser war ein Orgel- und Cembalo-Virtuose seiner Zeit und Organist am Petersdom in Rom. Das Stück hatte er ursprünglich für Orgel geschrieben.

Zu einem Höhepunkt des Konzerts kam es gleich mit dem zweiten Stück, dem Konzertstück Nr. 2 in f-Moll von F. Mendelssohn-Bartholdy, oder wie der Originaltitel lautet: Ein großes Duett für Dampfnudel oder Rahmstrudel. Der Titel rührt daher, dass sich Mendelssohn-Bartholdy im Jahr 1831 einige Zeit in München aufhielt, wo ihm eine tiefe Freundschaft mit Heinrich Joseph Bärmann und dessen Sohn Carl, die zu den bedeutendsten Klarinettenvirtuosen des 19 Jahrhunderts zählen, verband. Die bayerischen Spezialitäten schmeckten dem Komponisten so gut, dass er mit den beiden vereinbarte, ihnen bei einem Besuch in Berlin ein Duo zu komponieren, wenn sie ihn dort mit Dampfnudeln oder Rahmstrudel bekochen würden. Gesagt, getan. Ein Jahr später entstand das Stück, das zum Konzert in Gebenbach von zwei Virtuosen des Polizeiorchesters, nämlich Miriam Heim am Bassetthorn und Bernhard Karl an der Klarinette, überragend dargeboten wurde. Es war beeindruckend zu sehen und zu hören, wie die Solisten ihr ganzes Können an den Instrumenten zeigten und mit welch flinken Fingern die Läufe in dem Stück über das ganze Tonspektrum der Instrumente mit einer Leichtigkeit und Exaktheit gespielt wurden. Zurecht belohnten die Zuhörer dies mit einem tosenden Applaus.

Es folgte das Stück Mass aus der Symphonie La Fiesta Mexicana aus der Feder von H. Owen Reed. Der zweite, etwas melancholische und mystische Satz trägt die Überschrift Messe. Glockenhell und Glockenrein vermittelten die Röhrenglocken den Zuhörern den Klang der Glocken einer altehrwürdigen Kathedrale. Sheltering Sky – schützender Himmel. Welches Stück, wenn nicht dieses, sollte besser zum Thema des Abends passen? In einem wunderbaren Klanggemälde zeichnet der Komponist John Mackey einen Himmel über der Wüste, dessen Farben sich im Laufe des Tages ändern, vermischen, auflösen und transparent werden. Mit geschlossenen Augen konnte man als Zuhörer bei diesem Stück den Eindruck von permanenter, niemals vollständig endender Bewegung unter dem schützenden Himmel bekommen.

Wo immer besondere Ereignisse stattfinden, kann die Musik unterstreichen, hervorheben und im besten Wortsinne instrumentalisieren. Genau das wollte der Komponist Marc van Delft mit dem Werk: Choral for a Solemn Occassion erreichen. Das Polizeiorchester entführte die Zuhörer in der nahezu voll besetzten Kirche mit dieser Musik zu einem besonderen Moment. Lied ohne Worte, so nannte der Komponist Rolf Rudin, einer der wichtigsten Komponisten für Blasorchester in der heutigen Zeit, sein 1997 komponiertes Werk. Es wurde von den Berufsmusikern im romantischen Klanggewand stimmungsvoll vorgetragen.

Aus der Feder des amerikanischen Komponisten David R. Gillingham entstammt eine neu inspirierte Version des Stückes Be Thou My Vision. Er bringt dabei diese altirische Hymne in ganz neuem Gewand zur Geltung. Die Musiker taten das ihre dazu, damit dies im vollsten Sinne zutraf. Damit ging das kurzweilige und außerordentlich gelungene Konzert des Polizeiorchesters nach etwa 90 Minuten auch schon zu Ende.

Professor Mösenbichler bedankte sich bei den Zuhörern und forderte sie auf, auch künftig die musikalischen Vereine zu unterstützen, da diese eine enorm wichtige Aufgabe für die Gemeinschaft und eine keinesfalls zu vernachlässigende soziale Komponente vermitteln würden. Mösenbichler hatte auch die eindeutigen Signale der Zuhörer verstanden, welche das Orchester nicht ohne Zugabe entlassen wollten, und kam diesem Wunsch nach.

 
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