Georgenberg
18.02.2021 - 10:58 Uhr

Georgenberg: Fusion von Feuerwehren fast unmöglich

Das Brandschutzkonzept der Gemeinde steht auf dem Prüfstand. Georgenbergs ehemaliger Kommandant Rupert Herrmann lässt nicht locker und stößt mit seinen Vorschlägen vor allem bei den Kommandanten der Gemeinde auf Gegenrede.

Für die Feuerwehr Brünst entsteht derzeit ein neues Domizil. Bild: pi
Für die Feuerwehr Brünst entsteht derzeit ein neues Domizil.

Rupert Herrmann wird in Sachen Brandschutzkonzept der Gemeinde nicht müde. Vor einer Woche hat der ehemalige Kommandant der Georgenberger Feuerwehr Professor Lothar Koppers eingeschaltet und um Rat gebeten.

Der Hintergrund: „In letzter Zeit gehe ich sehr viel zu Fuß, und da treffe ich sehr viele Bürger, die ich dann in ein Feuerwehrgespräch verwickle“, erzählt er. Dabei stellt er fest: „Der größte Teil unserer Bürger hält die derzeitigen Brandschutz-Investitionen für mehr als nur übertrieben.“

Er hält es für angebracht, „dass man unsere Bürger ein bisschen besser informiert, damit sie wissen, was der Brandschutz, bezogen auf einen Bürger, so kostet“. Außerdem findet er: „Unter dem Strich können unsere Einsatzkräfte arbeitsbezogen bei Tageseinsätzen fast nicht vor Ort sein.“

In Bezug auf die Coronapandemie ist Herrmann der Ansicht: „Wir sollten die aktuelle Lage hernehmen zum Nachdenken, ob wir die oder die anderen erweiterten zukünftigen Baumaßnahmen überhaupt noch brauchen.“ Das seien für ihn die neue Fahrzeughalle in Neuenhammer und die Erweiterung des Feuerwehrhauses in Neudorf. Dazu kommen die möglichen Fahrzeuge: Löschgruppenfahrzeug LF 10 für die Feuerwehr Neudorf und ein Tragkraftspritzenfahrzeug TSF für die Wehr in Brünst.

„Wenn man alle vorgenannten zukünftigen Investitionen hochrechnet, kann bestimmt eine Summe von etwa 500.000 Euro zusammenkommen“, kommt Herrmann zum Ergebnis. „Wenn man das Feuerwehrhaus in Hinterbrünst mit hinzurechnet, kann dies eine Gesamtsumme von rund 800.000 Euro ausmachen. Und wiederum hochgerechnet auf die rund 1320 Einwohner ist dies eine Pro-Kopf-Belastung von zirka 600 Euro innerhalb der nächsten drei bis vier Jahre. Hier sind noch nicht einmal etwaige anfallende jährliche Unterhaltungskosten eingerechnet.“

Ferner befürchtet er einen gravierenden Personalmangel und findet: „Ganz besonders während der Tagesalarmzeit sind unsere freiwilligen Feuerwehrkräfte arbeitsbezogen einfach nicht vor Ort, und somit ist ein wirksamer Brandschutz nicht gewährleistet.“

Deshalb müsse man froh sein, wenn Nachbar-Stützpunktfeuerwehren in 10 bis 20 Minuten voll wirksam vor Ort sind.

Experte Lothar Koppers bezeichnet in seiner Stellungnahme die Feuerwehren im ländlichen Raum als diffiziles Thema und schreibt: „Die Gefahr bei Zusammenlegungen besteht darin, dass hier Identitäten aufgegeben werden.“ Außerdem rät der Demografie-Experte: „Sollen Kapazitäten zusammengelegt werden, so empfiehlt es sich, thematische Schwerpunkte an den verschiedenen Orten zu bilden und dann darüber hinaus engere Kooperationen zu fassen. So kann auch neue Attraktivität aufgrund komplexer Technik für junge Leute entstehen und insgesamt ein qualifizierter Feuerwehrverbund.“

Laut Marina Hirnet zieht sich das Thema schon mehrere Jahre durch den Gemeinderat. Im Gespräch mit Oberpfalz-Medien verweist die Bürgermeisterin in Bezug auf die Aufrechthaltung des Brandschutzes zum einen auf die kommunale Pflichtaufgabe, „um die wir nicht herumkommen“, und zum anderen darauf, „dass die Löschfahrzeuge unserer Feuerwehren zum Teil über 40 Jahre auf dem Buckel haben“. Im Übrigen spricht die Rathauschefin von Ausgaben, „die ja nicht ständig anfallen und auf Jahrzehnte hin ausgelegt sind".

Auch laut Andreas Götz „ist der Brandschutz in der Gemeinde Georgenberg schon seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, ein vieldiskutiertes Thema“. In der mit seinen Kollegen Michael Stahl (Feuerwehr Brünst), Christian Maurer (Neuenhammer), Dominik Schmid (Georgenberg) und Wolfgang Reber (Waldkirch) abgesprochenen Stellungnahme verweist der Neudorfer Kommandant, der auch der federführende Kommandant in der Gemeinde und außerdem Kreisbrandmeister ist, auf die im Bayerischen Feuerwehrgesetz und den dazugehörigen Verordnungen, Richtlinien und Merkblättern detailliert geregelte Pflichtaufgabe.

„Es handelt sich also nicht um freiwillige Leistungen“, betont Götz, weiß aber auch: „Deshalb kann es für eine Kommune zu einem schwierigen Spagat zwischen den gesetzlichen Vorgaben und der finanziellen Leistungsfähigkeit kommen.“

Seinen Aussagen zufolge seien sowohl die in den vergangenen Jahren von den Kommandanten erstellten zwei Empfehlungen für Beschaffungen als auch der von einem Ingenieurbüro erstellte professionelle Feuerwehrbedarfsplan zum gleichen Ergebnis gekommen: „Der eingeschlagene Weg ist der richtige.“

Zum Vorwurf des gravierenden Personalmangels finden Götz & Co., „dass es sich hier um eine persönliche Einschätzung handeln muss ohne eine konkrete oder belegbare Faktenlage“. Es gebe nämlich eine Auswertung der zurückliegenden fünf Jahre durch die Kreisbrandinspektion, „die den gemeindlichen Feuerwehren ausreichende Ausrückestärken, speziell auch während des Tages, bestätigt“. Dabei wisse man natürlich, „dass wir zusätzlich auf die Feuerwehren der Nachbargemeinden angewiesen sind“.

In Bezug auf einen Zusammenschluss von Feuerwehren kommen die Kommandanten zum Ergebnis, „dass ein solcher keine Kosten sparen würde, sich die Zahl der aktiv Feuerwehrdienstleistenden aber stark verringern und sich die Ausrückezeiten erheblich verlängern würden. Somit kann dieser Weg nicht im Sinne der Bevölkerung sein und wird auch von den Verantwortlichen nicht mitgetragen.“

Bei der Berechnung der Investitionssummen pro Kopf in den nächsten Jahren wird nach Ansicht der Kommandanten die lange Nutzungsdauer bei solchen Anschaffungen oder Bauvorhaben weder berücksichtigt noch mit in die Berechnung einbezogen. „Wird dieser unabdingbare Faktor mit einbezogen, ergeben sich Kosten, welche unsere Sicherheit und die der Bevölkerung wert sein müssen“, unterstreicht Götz.

Seinen Worten zufolge „wurde es in den vergangenen Jahren, man könnte teilweise von Jahrzehnten sprechen, von Seiten der Kommune versäumt, Anschaffungen oder Maßnahmen schrittweise umzusetzen und die Kosten über einen längeren Zeitraum zu verteilen. Somit resultieren die jetzigen Ausgaben auch mit aus der Vergangenheit.“

Abschließend sehen die Kommandanten die jetzige Lösung mit den bestehenden fünf Feuerwehren in den einzelnen Ortschaften als die einzige Möglichkeit für die Einhaltung der 10-Minuten-Hilfsfrist sowie eines wirksamen Brandschutzes im gesamten Gemeindegebiet. „Diese Einschätzung wird auch von der Landkreisführung mitgetragen“, ergänzt Götz.

Über die Feuerwehren der Grenzlandgemeinde wird schon seit Jahren rege diskutiert

 
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