Albert Kick hatte schon befürchtet, dass zum „Annafest 2019“ nicht viele kommen werden. „Es sind zwar weniger geworden“, stellte Georgenbergs Altbürgermeister fest. Dennoch gab er für das nächste Treffen die Richtung schon mal vor, als er ankündigte: „Wir sehen uns in zwei Jahren wieder.“
Zwei Stammgäste fehlten am Sonntag: die inzwischen verstorbene Rosa Dobner sowie Franz Hawlitschek mit seiner Ehefrau. „Sie sind fast 94 Jahre alt und können in diesem Jahr leider nicht kommen“, übermittelte Kick, der als Ortsbetreuer der früheren Neulosimthaler die Fäden in der Hand hat, die Grüße des in Amberg lebenden Ehepaars.
„Wodurch wird ein Mensch reich vor Gott?“, fragte Monsignore Andreas Uschold am Beginn des vom Männergesangverein „Sangeslust“ unter der Leitung von Joachim Scheibl mitgestalteten Eucharistie am Gedenkstein in Leßlohe und gab gleich die Antwort: „Nicht, indem er ein großes Vermögen anhäuft oder in Luxus lebt.“ Und deshalb stand für den ehemaligen Weidener Stadtdekan fest: „Das alles ist für Gott unwesentlich.“ Er erwarte nämlich, „dass ich für Gerechtigkeit sorge und bereit bin zu teilen“.
Anhand einer Geschichte vom Teilen – in ihr ist eine reiche Frau zunächst nicht dazu bereit – sagte Uschold: „Teilen macht reich – mehr noch, Teilen macht froh.“ Am Ende seiner Predigt war seine Feststellung: „Wenn ein Mensch Gutes tut, wird Gott sich immer an diese guten Taten erinnern. Es sind unvergängliche Schätze; sie machen das Leben reich, und zwar nicht erst am Ende.“
Die Freude über das Treffen stand auch Fürst Jaroslav von Lobkowicz ins Gesicht geschrieben. Er war mit seiner Ehefrau, Fürstin Elisabeth von Lobkowicz, gekommen und sprach von einer großen Freude, „heute hier sein zu können“. Der fast 77-jährige Ehrengast, der während des „Prager Frühlings“ 1968 nach München ausgewandert war und 1993 mit seiner Familie wieder nach Pilsen zurückkehrte, erinnerte an die am „Eisernen Vorhang“ errichteten Kasernen sowie die stationierten Soldaten und Grenzschützer und freute sich, „dass längst wieder alles offen ist“. Dennoch gilt es für ihn, die Vergangenheit nicht zu vergessen. „Wir dürfen aber keinen Hass in uns tragen.“
Laut Josef Woppmann „ist Heimat dort, wo die Menschen zu Hause sind, sich kennen, respektieren und frei entfalten können“. Dabei fand der zweite Bürgermeister aber: „Es gibt nicht nur eine Heimat. Man kann die ursprüngliche Heimat verlieren und eine neue finden.“ Umso mehr freute er sich, dass die nach dem Ende Zweiten Weltkriegs und NS-Regimes viele Vertriebene sich hier eine neue Existenz aufgebaut hätten. „Sie gingen neue Bindungen ein und fanden mit dem neuen Wohnort eine neue Heimat. Sie gliederten sich ein, und sie wurden eingegliedert.“
Für Woppmann bedeutet Heimat auch Erinnerung und Erinnern. Und so sprach er von großem Traditionsbewusstsein und Verbundenheit der „Rousntoler“ „zu den Wurzeln und freute sich, „dass sie nicht in Verbitterung in Erinnerungen schwelgen“.
Dank galt auch der tschechischen Nachbargemeinde Lesná für die Pflege des noch erhaltenen Friedhofs. Zum Gedenken an alle verstorbenen ehemaligen Neulosimthaler legte Kick gemeinsam mit den Ehrengästen einen Kranz nieder. Ein fester Bestandteil des „Annafestes“ ist auch das Lied „Tief drin im Böhmerwald“. Als es der MGV-Chor mit den Anwesenden sang, wischte sich der ein oder andere Gast ein paar Tränen aus den Augen.
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