Für Manfred Janker haben markante Steine eine große Bedeutung. „Sie gehören zu unserer Heimat und verraten viel über die Geschichte“, weiß der Vorsitzende des Oberpfälzer Waldvereins. „Und um sie ranken sich mitunter auch jede Menge Erzählungen.“ Das gilt laut Janker auch für die sogenannten „Herlein-Steine“. Bei diesen handelt es sich um Natursteine zum Gedenken des Erbauers der jeweiligen Straße. Einer von ihnen steht an der Staatsstraße 2154 von Georgenberg in Richtung Waldkirch und trägt die Inschrift „Dem Erbauer dieser Straße, dem k H Forstmeister Herlein“.
Dass die Schrift inzwischen wieder zu erkennen ist, ist Jankers Aussagen zufolge dem ehemaligen OWV-Heimatpfleger Rupert Herrmann zu verdanken. „Er hat den Stein vor einigen Jahre abgeschliffen und gesäubert und dann die Schrift nachgemalt.“ Ein weiterer Stein ist nach Jankers Wissen an der Forststraße von Waldkirch nach Waldthurn – an der Abzweigung von der Gemeindeverbindungsstraße Danzermühle nach Waldkirch – zu entdecken. „Er liegt etwa 200 Meter nach der Einfahrt“, informiert er.
Schaurige Geschichten
Fast ein wenig ins Schaudern kommt der OWV-Chef, wenn er auf die Chronik des OWV mit den um die „Herlein-Steine“ rankenden Geschichten hinweist. „In denen geht es ganz schön mysteriös zu“, sagt er. „Die Gegend im Umkreis gilt nämlich als nicht recht geheuer. ‚Es geht dort um‘, heißt es. Und deshalb soll man des Nachts nicht allein diese Stellen passieren.“
Als ein Beispiel nennt Janker die Erzählung von der alten Grundler-Hebamme aus Neukirchen zu St. Christoph, die eines Nachts, von einer Geburt in Waldkirch kommend, mutterseelenallein nach Hause stapfte. Es ging schon auf Mitternacht zu, als sie zum „Herlein-Stein“ gelangte. Plötzlich betrat ein altes Weib mit schwarzem Umhängetuch und Holzpantoffeln an den Füßen die Straße. Schlürfenden Schrittes, von einem kleinen Hündchen umsprungen, überquerte sie diese wortlos und verschwand im dunklen Hochwald.
Der Hebamme stockte vor Schreck der Atem; einige Zeit blieb sie wie angewurzelt stehen, bis sich allmählich der Bann löste und sie zunächst zaudernd, dann eilends wieder den Nachhauseweg aufnahm. Seitdem ging sie nie mehr allein zu einer Geburt und ließ sich stets von einer kräftigen Mannsperson begleiten.
In der Nähe des „Herlein-Steins“
Eine weitere Geschichte erzählt vom alten „Gehenhammer-Bauern“ und vom „Schellenberg-Rais“ (Andreas), die an einem Sonntag auf Vogelfang gingen. Es war in der Nähe des „Herlein-Steins“, als sie ihren Beobachtungsschirm fertiggebaut und die Leimruten ausgelegt hatten. Plötzlich gab es ein fürchterliches Getöse: Sie vernahmen Wagengerassel, Kettengeklirr, ein wildes Brausen in der Luft – die wilde Jagd zog heran. Blitzschnell ließen sich die Männer zu Boden fallen, duckten ihre Gesichter in die Nadelstreu und erwarteten bebend das Ende des Spuks. Sie verzichteten für dieses Mal auf den Vogelfang und legten künftig ihre Leimruten an sicheren Plätzen aus.
Außerdem berichtet die Chronik vom „Pentner-Heiner“, der mit Vieh handelte. An Allerseelen hatte er in Brünst eine Kuh gekauft und trieb sie am Abend heim nach Waldkirch. Auf der Höhe des „Herlein-Steins“ blieb das Tier plötzlich stehen und war nicht mehr zum Weitergehen zu bewegen. Der Viehhändler zerrte am Strick und wollte gerade zur Gerte greifen, als ein schwarzer Rabe vom „Herlein-Stein“ her ihn umflatterte. Gleichzeitig raschelte es hörbar neben dem Stein. Von den bösen Vorzeichen erschreckt, aber noch beherzt, sagte er: „Wenn du es bist, hau ich dir eine über die Hörner.“ Kaum hatte er das ausgesprochen, hob ein mächtiger Sturmwind an und zerzauste ihn gehörig, sodass er der Meinung war, es greife jemand nach ihm. Die Kuh floh auf einmal ächzend davon; und er lief, so schnell er konnte, hinterdrein.
Ein Stück weiter begegnete ihm ein Neukirchner, der ihn fragte, warum er denn so laufe. Auf die Vorhaltungen Heiners, ob ihn denn der tosende Sturm nicht geängstigt habe, beteuerte dieser, auf dem ganzen Weg von Waldkirch her keinerlei Lüftchen gespürt zu haben. Danach beschwor Heiner, nie mehr an Allerseelen auf den Handel zu gehen, was er auch einhielt.
Die Geschichten zu den Herlein-Steinen finden sich in der vom OWV herausgegebenen Chronik wieder. Eine Kontaktaufnahme ist möglich unter www.owv-georgenberg.de.
OWV Georgenberg
- Vorsitzender: Manfred Janker
- Aushängeschild:Alte Mühle in Gehenhammer
- Baujahr: 1834
- Wasserrad: fünf Meter Durchmesser, 58 Schöpfkammern
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