Gegen den Willen vieler Eltern wurde vor rund 220 Jahren die allgemeine Schulpflicht in Bayern eingeführt. Ein Großteil der ländlichen Bevölkerung sah die Notwendigkeit von Schulbildung nicht ein, da die Arbeitskraft der Kinder auf den kleinen landwirtschaftlichen Betrieben fehlte. Für die damaligen Gemeinden, wie beispielsweise aus Gleiritsch, Bernhof, Zeinried, Wildstein, Teunz und Trausnitz überliefert ist, brachte die Verordnung enorme Probleme mit sich. So stellte sich in Gleiritsch bald heraus, dass die mit behördlicher Strafandrohung unterstrichene Anordnung nicht erfüllt werden konnte – es waren weder die finanziellen noch die räumlichen Gegebenheiten vorhanden. Ferner mangelte es an der organisierten Lehrerausbildung.
Pfarrer als Schulaufsicht
1802 übernahm der Staat die oberste Schulaufsicht, verankerte im gleichen Jahr die allgemeine Schulpflicht und setzte 1803 die Sonntagsschulpflicht gesetzlich fest. Die lokale Aufsicht unterstand an den Geistlichen. Der Ortspfarrer von Weidenthal übte als Lokalschulinspektor die Aufsicht über den Lehrer und den Unterricht in Gleiritsch aus. Durch die großzügige Schenkung der Gräfin Fanny von Kreith, Witwe des 1893 verstorbenen Grafen Ludwig von Kreith, in Höhe von 20 000 Mark konnte 1897 eine Stiftung zugunsten einer Seelsorgestelle in Gleiritsch errichtet werden, die Expositur Gleiritsch entstand.
Die neue Schulpflicht verlangte den Schulbesuch „vom 6. bis vollstreckten 12. Jahre“ während des ganzen Jahres. Über die Anfänge eines geregelten Schullebens in Gleiritsch, den Unterricht und die Unterbringung der Schüler berichtet ein Visitationsprotokoll aus dem Jahre 1810. „Die Graf Kreithsche Patrimonial-Schule Gleiritsch wird von den Kindern des Schulorts Gleiritsch, Bernhof, Lampenricht und Steinach besucht und zählt 43 Schüler und 38 Schülerinnen“. Bei den 81 Schülern handelt es sich um Besucher der Werktagsschule. Unterricht fand von Montag bis Samstag statt. Nach der Beendigung der Werktagsschule bestand bis zur Erreichung des 18. Lebensjahrs die Pflicht, die Sonn- und Feiertagsschule zu besuchen.
Auch Bienenzucht im Stundenplan
Der Unterricht wurde nach dem Besuch des Gottesdienstes an Feiertagen und an Sonntagen erteilt. Neben den Fächern Beten und Religion verteilte der Lehrer Noten im Schreiben, Rechnen, Fleiß und Betragen. Auch einige praktische Fächer wurden unterrichtet: „...so unterlässt doch der Lehrer nicht, seine Zöglinge in den nöthigsten praktischen Kenntnissen der Landwirtschaft, Obst-, Baum- und Bienenzucht zu unterrichten“, berichtet ein Schulvisitationsprotokoll über die Gleiritscher Schule. Auf dem Lande war es üblich, dass die Lehrkräfte eine Landwirtschaft betrieben, um sich zu versorgen. Der erste Unterrichtsbetrieb fand in Privathäusern statt.
Xaver Kiener, Maurermeister aus Nabburg übernahm 1840 „in Accord“ den Schulhausneubau in Gleiritsch. Die Schulgemeinde verpflichtete sich, „sämtliche Spann- und Handscharwerke zu leisten“. In wenigen Monaten stand das Bauwerk. 1842 klagte Kiener aber gegen die Schulgemeinde Gleiritsch beim Königlichen Landgericht Oberviechtach, da noch nicht alle Forderungen beglichen waren.
Da die Kinderzahl in der Schulgemeinde Gleiritsch ständig anstieg, war das erste Schulhaus bald zu klein. 1887/88 wurde ein weiterer Neubau errichtet. Am heutigen Pfarrweg entstand das Gebäude, das später auf Initiative von Dekan Alois W. Dirschwigl zu einem Pfarrheim umgebaut wurde.
Unterricht im Schichtsystem
Ein starkes Anwachsen der Kinderzahlen ließ die Schule in den 1960er Jahren aus allen Nähten plätzen. Teilweise erfolgte der Unterricht im Schichtbetrieb. Ein Teil der Schüler kam am Vormittag, der andere Teile am Nachmittag. Da auswärtige Schüler im Winter oft einen langen und verschneiten Weg vor sich hatten, mussten sie den Unterricht früher verlassen. In den Jahren 1965 bis '67 entstand in der Sandgasse ein neues Schulhaus mit vier Klassenräumen und einem Wohngebäude für Lehrkräfte.
Seit dem Jahr 2008 wird das Schulgebäude in Gleiritsch nicht mehr für den Unterricht genutzt. Heute beherbergt es nach einer grundlegenden Sanierung durch die Gemeinde das „Haus der Vereine“.
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