Ein besonderes Talent bewies die Freiwillige Feuerwehr in Gmünd: Sie hat sich ihren 21 Meter langen Maibaum innerhalb von 24 Stunden nicht nur einmal, sondern gleich zwei Mal klauen lassen. Feuerwehr-Vorsitzender Tobias Schatz wähnte den Baum sicher gelagert im Dorfzentrum. Umgeben von lauter Wohnhäusern, was sollte da schon passieren?
Doch da hatte er die Rechnung ohne die Feuerwehrler aus Grafenwöhr gemacht. Nachts um viertel drei schlichen sich in der Nacht von Sonntag auf Montag elf wagemutige Feuerwehrmänner und -frauen in das Dorf und schnappten sich den Baum. So leise wie sie gekommen waren, waren sie auch wieder weg. Wo der Baum zuvor gelegen hatte, hinterließen sie nur ein Schild mit der Botschaft: "Wir haben, was ihr braucht." Dazu eine Telefonnummer.
Kurze Verhandlungen
Die "Lösegeldverhandlungen" verliefen kurz, und man war sich schnell einig: Eine Brotzeit und eine Spende für die Leukämie-Organisation "Hilfe für Anja" wurden als Ablöse vereinbart. Aus Gmünd kommen 250 Euro und 150 Euro aus Grafenwöhr. Die Gmünder machten keinen Hehl aus ihrer Schmach und posteten gleich ein Gedicht über die Grafenwöhrer "Heldentat" auf ihrer Facebook-Seite. Darin feierten sie das Brauchtum und die Freundschaft unter den Feuerwehren.
Die Metzgerei Gugel aus Grafenwöhr wurde so auf die Aktion aufmerksam und erklärte sich kurzerhand bereit, die Brotzeit zu stiften. Wie es sich gehört, brachte die Feuerwehr Grafenwöhr den Baum dann auch zurück.
Der zweite Diebstahl
Schon im Vorfeld hatte der unbewachte Baum die Aufmerksamkeit einer anderen Gruppe aus einem Ortsteil erregt: Die Dorfjugend Gößenreuth war dann doch überrascht, dass die Kollegen ihnen die Schau gestohlen haben. Durch die schnelle Rückgabe und das Gedicht war ihr Ehrgeiz geweckt: "Was die Grafenwöhrer mit elf Mann schaffen, machen wir mit neun". sagten sie sich. Und so zogen die sieben Jungs und zwei Mädels noch in der Nacht auf Gmünd.
Der Baum lagerte mittlerweile unter einem Frontlader. Drei starke Männer hoben ihn an, der Rest zog den Baum heraus. Auch sie brachten eine Tafel mit einem Kontakt an. Dann trugen sie ihn zum Ortsrand und fuhren ab. Auch hier verliefen die Verhandlungen rasch und man einigte sich auf fünf Kilogramm Geräuchertes. Die Gößenreuther brachten den Baum zurück, gesichert von zwei Geleitfahrzeugen der Feuerwehr in Gmünd.
Nichts kaputt gegangen
Polizeihauptkommissar Werner Stopfer gab am Maibaumfest in kurz seine Einschätzung zum Vorgang ab. Natürlich kämen hier Diebstahl und Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung wegen des Transports des Baums in Betracht. Aber auch die Brauchtumspflege werde berücksichtigt. "Grundsätzlich entscheidet die Staatsanwaltschaft, ob sie ein Delikt verfolgt. Am Ende ist es immer eine Einzelfallentscheidung."
Gmünder Feuerwehr-Vorsitzender Tobias Schatz plant zumindest keine Anzeige. "Es ist ja nichts kaputt gegangen. Und für unsere Feuerwehr ist es doch die beste Werbung."
Auch im kommenden Jahr plant er keine großen Wachaktionen. Haben die Diebe nun mit Vergeltungsmaßnahmen zu rechnen? "Natürlich nicht", sagt er mit einem ironischen Lächeln.
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