Da staunte Tobias Schatz nicht schlecht: Als der Hausmeister der Grund- und Mittelschule den Dachboden des alten Grundschulgebäudes aufräumte, stieß er auf eine alte Messingglocke - darauf eingraviert sein Heimatort Gmünd und das Jahr 1921.
Etwas Recherche im Dorf unter anderem beim wandelnden Geschichtsbuch und langjährigen Stadtrat Josef Neubauer sowie beim Heimatverein ergab dann die Herkunft: 1825 war eine kleine Kapelle an der Hauptstraße errichtet worden. Diese war der Haupttreff für Gläubige in Gmünd, bis 1958 die Herz-Mariä-Kirche auf selber Höhe gebaut wurde. Die Reliquien der Kapelle wurden in die neue Kirche gebracht.
Abriss der Kapelle 1971
Und so stand die kleine Kapelle ungenutzt bis 1971 im Schatten des großen Gotteshauses. In diesem Jahr entschied die Kirche, die Kapelle in einer Nacht-und-Nebel-Aktion abzureißen. Eine der Glocken lagerte lange mitsamt einiger Heiligenfiguren bei Neubauer, bevor sie schließlich im Heimatmuseum landete. Die zweite aber muss irgendwie im alten Grundschulgebäude gelandet sein. Wie sie dort hinkam, wird wohl ihr Geheimnis bleiben.
Für Schatz und die Gmünder ist aber klar, was sie mit dem lange verschollenen Relikt anstellen wollen. "S´ Glockerl", wie sie es nennen, soll am ehemaligen Standort der Kapelle aufgestellt werden und an diese erinnern. Dafür haben sie sich fachkundigen Rat geholt: Architekt Andreas Nuß aus München ist gegenüber der Stelle in Gmünd aufgewachsen. Er hat eine Holzkonstruktion mit einer Glaskuppel für die Glocke entworfen. Die Wolfgangssäule ist dort bereits zum Gedenken der alten Kapelle aufgestellt. Das Holzkonstrukt soll dann über sie gestülpt werden.
Für Architekt Nuß war wichtig, dass die Glocke gut sichtbar sein soll. Die Grundform soll ein Kreuz sein, das sich nach oben hin auflöst. Dies ist ein Kniff aus der Architektur, es soll Leichtigkeit ausdrücken. Nuß sagte: "Ich war schon gespannt, wie mein Entwurf ankommt. Aber die ersten Reaktionen waren positiv."
Das Projekt wird im Rahmen des Regionalbudgets finanziert. Verteilt wird dieses durch die ILE-Region Vierstädtedreieck. Managerin Daniela Koslowski sieht in dem Glockerl ein Parade-Beispiel, was durch die Kleinprojekte verwirklicht werden kann: "Es ist für uns ein Vorzeigeprojekt, da viele unterschiedliche Personen ehrenamtlich zusammenarbeiten. Dadurch wird die Dorfgemeinschaft gestärkt und gemeinsam daran gearbeitet, die Geschichte der Kapelle und Glocke erlebbar zu machen sowie den Ortskern aufzuwerten."
Niedrige Hürden
Auch Bürgermeister Edgar Knobloch lobt das Regionalbudget: "Ich sage allen hohen Politikern, das ist etwas, das für die interkommunale Zusammenarbeit wirklich etwas bringt." Gerade die niedrigen bürokratischen Hürden seien ein Vorteil. Seit 2020 förderte die ILE 65 Projekte im westlichen Landkreis mit 356 871,37 Euro. Heuer sollen 16 Projekte unterstützt werden.
Beispiele sind ein Geschirrspülmobil in Trabitz, 20 neue Fahrräder für die Jugendverkehrsschule der Gebietsverkehrswacht Eschenbach oder die Neugestaltung des Walderlebnispfads "Winterleite" in Pressath.
Das Aufstellen des "Glockerls" in Gmünd soll 7720,12 Euro kosten - 1500 Euro schießt die Sparkasse hinzu. 80 Prozent des übrigen Betrages übernimmt die ILE, insgesamt 4181,59 Euro.
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