Grafenwöhr
27.09.2023 - 12:39 Uhr

100 Jahre Michaelskirche: Geburtstagsfeier einer "ganz alten Dame"

In kürzester Zeit wurde das Gotteshaus aus dem Boden gestampft. Die Bauzeit betrug nur 16 Wochen. Diese Glanzleistung trug sich vor 100 Jahren zu. Nun wurde das Jubiläum der evangelischen Michaelskirche gefeiert.

Beim Festgottesdienst hieß Pfarrer Thomas Berthold die Gläubigen willkommen. Zur Geburtstagsfeier einer "ganz alten Dame", wie sie der Pfarrer nannte, begrüßte er Regionalbischof Klaus Stiegler, Dekan Thomas Guba, die Pfarrer Ernst-Wilhelm Schiller, André Fischer und Daniel Fenk, Chaplain Billy Graham sowie die Bürgermeister Edgar Knobloch (Grafenwöhr) und Bernhard Stangl (Pressath).

"Die Kirche ist nicht nur ein Gebäude. Was wäre sie ohne die Menschen, die hier 100 Jahre lang gebetet, gelacht, geweint und Abendmahl gefeiert haben? In einem Zeitstrahl, der im evangelischen Gemeindehaus zu sehen ist, hat Franziska Berthold die wichtigsten Daten zusammengefasst", erklärte Berthold. In der Michaelskirche kann seit Sonntag auch eine Kunstausstellung mit zeitgenössischer Kunst bewundert werden. Die Kindergarten-Kinder haben die Kirche aus ihrer Sicht zu Papier gebracht.

"Direkt neben dem Truppenübungsplatz ist der Ort des Glaubens, der Gemeinschaft und der Hoffnung", erklärte Regionalbischof Klaus Stiegler in seiner Predigt. Seit 1913 waren Menschen im protestantischen Kirchenbaufonds, um die Kirche zu bauen. Ihnen gehörte sein Respekt. Die Michaelskirche sei ein Ort der Gottesbegegnung, zeitgemäß, ansprechend, einladend und skandinavisch anmutend. Der Regionalbischof dankte allen, die sich seit 100 Jahren für diese Kirche eingebracht haben, darunter dem Kirchenvorstand und Pfarrer Berthold.

Michaelskirche als Ort des Halts

Eine ganz besondere Beziehung besteht zum Truppenübungsplatz. Michael ist der Schutzpatron der Soldaten und Soldatinnen. Auch Baumaterial, Holz und Nägel, stammen vom Truppenübungsplatz. Erinnert wurde an die Schrecken des Krieges und an die Inflation, als die Michaelskirche gebaut wurde. Sie ist "ein christlicher Hotspot in Grafenwöhr in evangelischer Form" sowie ein Ort des Halts, wo eine Selbstverständlichkeit zwischen den Fingern zerbröselt und es die Polarisierung gibt, die Leben vergiftet. Wir erleben eine gefährliche Welt. Aber Gott sorgt sich um die Schöpfung und um uns.

Bürgermeister Edgar Knobloch gratulierte im Namen der Stadt. Die Kirche sei ortsbildprägend mit ihrer schwedenroten Farbe. Auch der Standort bei der Wache I wäre besonders, denn "mehr als eine Million US-Soldaten sind hier in den Truppenübungsplatz gefahren und haben die Kirche gesehen".

Einfach "hygge"

"Diese Kirche ist hygge", sagte Dekan Thomas Guba. Dies bedeutet, sie hat eine gemütliche herzliche Atmosphäre, die sich vom Geist Gottes inspirieren lässt. Sie ist auch ein Mahnmal für den Frieden.

"Auch eine gelebte Ökumene ist hygge", meinte Kirchenvorstand Hartmut Seidler. Diese gab es früher nicht. "Schon mit Pfarrer André Fischer und Pfarrer Bernhard Müller gab es gelebte Ökumene und einen ökumenischen Arbeitskreis", sagte Pfarrer Daniel Fenk. Dies soll auch so weitergehen. Im Namen der Pfarrei "St. Georg" und Pfarrer Edmund Prechtl gratulierte Cilli Helm und überreichte eine Kerze, die von Prechtl verziert wurde.

Grafenwöhr und Pressath war so etwas, wie "erste Liebe" für Pfarrer Ernst-Wilhelm Schiller und seine Frau Renate. "Die Kirche wurde beinahe abgerissen und war einfach nur hässlich braun von oben bis unten sowie von außen", blickte er zurück. Aber sie verwandelte sich in ein skandinavisches Rot und veränderte sich auch von innen.

Der Gottesdienst wurde vom Chor "New Voices" und dem Organisten Hans-Joachim Grajer festlich musikalisch umrahmt. Die Feier ging im Gemeindehaus weiter, wo auch die Festtagstorte, die vom St.-Michaelswerk gebacken wurde, von Pfarrer Thomas Berthold und Tassilo Heimberg angeschnitten wurde.

 
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