„Ich sehe in dem Gebiet viel Potential“, sagte Jutta Paulus. Die EU-Abgeordnete der Grünen stand mitten im Grünen in einem Gebiet, in dem die Stadt Grafenwöhr gegen den geplanten Abbau von Kies Klage eingereicht hat. Paulus setzt sich ein für feuchte Auenwiesen und will deren Zustand noch verbessern. Engmaschiges Monitoring könne weitere Tier- und Pflanzenarten aufdecken. Der geplante Eingriff in die Natur durch den Kiesabbau würde das Gebiet komplett zerstören. „Durch die Klimaveränderung steht die Natur ohnehin unter Stress. Darum muss so ein hydrologisch sensibles Gebiet geschützt werden.“
Fachfrau
Hans Babl, Kreisvorsitzender des Bund Naturschutz, bedauerte, die fehlende Beteiligung von Stadt und Bürgern. Kein Stadtrat und fast kein Anlieger habe sich blicken lassen. "Wenn man wirklich etwas erreichen will, muss man sich allen Seiten öffnen." Zudem sei Paulus eine hochkarätige Fachfrau.
Umzingelt
„Die Stadt ist von der einen Seite vom Truppenübungsplatz eingeschlossen, an den anderen Stellen gibt es bereits viele Weiher. Die Menschen haben Angst, dass ihre Orte zu Inseln werden“, sagte Babl. Nun solle mit dem geplanten Kiesabbaugebiet noch einmal drei Hektar Wasserfläche hinzukommen. Die geplante Verlegung des Wurzenbachs nannte er einen weiteren schweren Eingriff in die Natur.
Viele bedrohte Arten seien auf dem Areal entdeckt worden. Neunauge, Wachtelkönig, Uferschnepfe und verschiedene Fledermausarten seien einige Beispiele. Ob diese dort auch nisten, sei nicht abschließend geklärt. Im Umfeld des betroffenen Areals liegen geschützte FFH-Gebiete.
Hunger nach Rohstoffen
Babl und Paulus stimmen darin überein, dass ein Kiesabbau und Kiesweiher Auswirkungen auf die geschützten Gebiete haben werde. Damit werde gegen den gesetzlichen Schutz von FFH-Gebieten verstoßen, so Paulus. „Es gibt Gesetze, die eingehalten werden müssen. Aber das haben dann Gerichte zu entscheiden.“ Babl denkt noch einen Schritt weiter und sieht die Gefahr, dass irgendwann auch FFH-Gebiete ausgebeutet würden. Denn der Bedarf an Rohstoffen werde bleiben.
Auf einem Rundgang um das Gebiet erklärte Babl den positiven Effekt der dortigen Wiesen, die Kohlenstoff im Boden binden. Durch Dünger und Insektenbekämpfungsmittel werde dieses Gefüge gestört, der Kiesabbau zerstöre ihn ganz.
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