Frühjahrsputz? Mache ich nicht!

Grafenwöhr
12.02.2019 - 16:18 Uhr

Sabine Fahrnbauer hat von Grund auf gelernt, einen Haushalt zu führen. Sie packt Aufgaben anders an, kann den Alltag grundlegend einfacher machen. Die staatliche geprüfte Hauswirtschafterin ist im Einsatz bei Familien, die Hilfe brauchen.

von mvs
Der Hauswirtschaftliche Fachservice unterstützt auch ältere Menschen bei der Hausarbeit.

Die 46-jährige staatlich geprüfte Hauswirtschafterin Sabine Fahrnbauer ist für den Hauswirtschaftlichen Fachservice (HWF) seit 2004 rund um Eschenbach, Pressath und Grafenwöhr im Einsatz. Sie packt im Haushalt an und berät. Die OWZ sprach mit ihr über ihre Arbeit.

ONETZ: Wer wendet sich an Sie?

Sabine Fahrnbauer: Wir arbeiten hauptsächlich im Auftrag von Kranken- und neuerdings Pflegekassen, Unfallversicherungen und den Jugendämtern. Eher weniger für Privatpersonen – mit 25 Euro in der Stunde bei Neukunden sind wir als reine Putzkraft zu teuer. Aber ein Coaching für den Sohn, der auszieht, das wird nachgefragt.

ONETZ: Was leisten Sie?

Sabine Fahrnbauer: (lacht): Alles?! Ich sag’ immer: Kochen, Putzen, Waschen und die Kinder betütteln. Unser Angebot richtet sich an Familien, Singles, Berufstätige und Senioren, die Hilfe brauchen. Aktuell bin ich bei einer Familie mit zwei Kindern, zwei und vier Jahre alt. Die Mutter hat einen Gehirntumor. Ich springe ein und mache, was man als Mutter ebenso macht.

ONETZ: Was zeichnet Sie und Ihre Kolleginnen aus?

Sabine Fahrnbauer: Wir sind vom Fach, und das merkt man einfach. Wer, wie wir, von Grund auf gelernt hat, einen Haushalt zu führen, geht an Aufgaben anders ran, kann Weichen stellen, die den Alltag grundlegend einfacher machen. Wir organisieren, packen an und zeigen gern, wie das geht.

ONETZ: Welche Probleme tauchen immer wieder auf?

Sabine Fahrnbauer: Mit der Haushaltsführung tun sich viele schwer, weil sie es nie richtig gelernt und keine ordentlichen Geräte haben. Staubsauger, die mehr blasen als saugen, Bügeleisen, die nicht wärmer werden als ein Toaster – billig, primitiv und klapprig, was Laien nicht bemerken – oder hinnehmen. Deshalb bringe ich oft meine eigenen Sachen mit. Damit geht’s leicht, schnell, man sieht ein gutes Ergebnis und das macht Spaß.

ONETZ: Was empfehlen Sie gern?

Sabine Fahrnbauer: Wer nie mit leeren Händen durch die Wohnung geht, sondern – wie ich jetzt gerade unterm Telefonieren übrigens –, bei jedem Schritt und Tritt etwas aufräumt, braucht keine Hau-Ruck-Aktion. Samstagmorgen ab 8 Uhr ... Das ist doch auch anstrengend, oder? Wenn ich drei Körbe voller Wäsche sehen würde, die alle auf einmal gelegt und gebügelt werden müssen, weil sonst nichts zum Anziehen da wäre, würde mir auch die Lust vergehen. Ich könnte auch nie abends unterm Fernsehen bügeln. Man muss nicht mit dem Zahnbürstchen die Fliesen putzen. Und man muss auch mal abschalten.

ONETZ: Lassen Sie mich raten, Sie machen keinen Frühjahrsputz...

Sabine Fahrnbauer: Stimmt genau, zumindest nicht daheim. Ich erledige einfach meine Routinen, und immer mal wieder, wenn ich Lust habe etwas zu reinigen oder auszusortieren, dann mache ich das ab und an. Was nicht heißt, dass bei mir immer alles perfekt ist! Zum Beispiel erinnere ich mich an meine erste Küche, die meine Mutter für mich eingeräumt hat. Obwohl ihr System nicht optimal war, habe ich es viele Jahre lang so beibehalten.

ONETZ: Warum?

Sabine Fahrnbauer: Es hatte sich einfach so eingeschliffen. Ich habe dann mit einer Freundin an einem Abend einen Rotwein aufgemacht, alles ausgeräumt, ausgewischt und neu einsortiert. Wenn jemand dabei ist, mit frischem Blick, klärt sich Vieles wie von selbst.

ONETZ: Warum gefällt Ihnen Ihr Beruf?

Sabine Fahrnbauer: Das war nicht immer so! Ich habe nach meiner Ausbildung erst mal zehn Jahre in der Fabrik gearbeitet, weil ich aufs Hauswirtschaften keine Lust hatte. Dann habe ich umgesattelt und als Betriebshelferin gearbeitet, da war die Arbeit im Stall auch mit dabei. Seit mittlerweile 15 Jahren kümmere ich mich nur noch um städtische Hauswirtschaft. Haushalte über den Hauswirtschaftlichen Fachservice. Ich kann meine Zeit gut einteilen und mit der eigenen Familie abstimmen. Ich habe ja selbst vier Kinder. Die Zwillinge sind 11 Jahre und Felix ist 13 Jahre alt. Vor drei Jahren ist mein damals 16-jähriger Sohn gestorben.

ONETZ: Mein Beileid, Frau Fahrnbauer.

Sabine Fahrnbauer: Danke.

Was für eine Wendung. Die 46-Jährige wird in diesem Moment von der resoluten Macherin zu einer Mutter, die von ihrem verstorbenen Kind erzählt. Offen und ohne schwach zu wirken. Das Zupacken im Beruf hat ihr wohl eine Stärke gegeben, die sie auch privat als Zentrum ihrer eigenen Familie sehr gut gebrauchen konnte und kann. Und da schließt sich ein Kreis, denn zu Beginn des Gesprächs definierte sie: „Hauswirtschaften ist im Grunde, dass man für sich und vielleicht auch andere das Überleben sichert.“ Sie erzählt weiter:

ONETZ:

Sabine Fahrnbauer: Es ist so: Ich muss mich nicht, wie andere Selbständige, um Akquise kümmern, weil alle unsere Einsätze wohnortnah von Inge Wick in unserem Vermittlungsbüro koordiniert werden. Ich erlebe immer wieder Neues, zum Beispiel eine Familie mit fünf Hausgeburten, alle Kinder windelfrei. Theoretisch mache ich nach einem anstrengenden, mehrwöchigen Einsatz auch mal eine Pause. Was allerdings nie vorkommt, weil in meiner Ecke – Eschenbach, Pressath, Grafenwöhr – aktuell keine Kollegin verfügbar ist. Wir sind offen für Verstärkung! Arbeit ist mehr als genug da.

ONETZ: Was würden Sie jemandem empfehlen, der sich überlastet fühlt: Urlaub oder Haushaltskurs?

Sabine Fahrnbauer: Ich persönlich würde ja eher Geld in einen Wohnzimmerschrank investieren, als in eine Reise. Den kann ich jeden Tag sehen! Vom Verreisen habe ich kurz eine schöne Zeit, danach bleiben höchstens Erinnerungen. Deshalb: Haushaltskurs. Mittelfristig spart man sich dadurch auch viel Geld, den man in Urlaub investieren kann. Und weil einen der Alltag nicht mehr so stresst, kann man diese Zeit dann wirklich genießen.

Weitere Informationen zum HWF und seinen Dienstleistungen, ob in Weiden oder anderswo, sind auf www.hwf-weiden.de und auf www.hwf-bayern.de zu finden. (mvs)

Der Hauswirtschaftliche Fachservice (HWF):

Arbeit mit Zukunft

Sabine Fahrnbauer und ihre 14 Kolleginnen haben 2004 in Weiden eine von mittlerweile 57 bayerischen Dienstleistungsunternehmen des Hauswirtschaftlichen Fachservice (HWF) gegründet.

„Wir sind schlagkräftig – die Vorsitzende unseres Dachverbands handelt Verträge mit den Krankenkassen aus, ich koordiniere die Einsätze unseres Teams in den Landkreisen Weiden und Neustadt“, erzählt Inge Wick. Die Vermittlung vom HWF Oberpfalz Nord steht unter Telefon 09602/939205 allen Interessierten zur Verfügung – egal, ob der Einsatz im eigenen Zuhause gefragt ist, oder man arbeitssuchend ist. „Wir sind immer auf der Suche nach Verstärkung, sowohl im Landkreis Neustadt als auch in der Stadt Weiden. Grundvoraussetzung ist eine abgeschlossene Hauswirtschaftsausbildung und die Bereitschaft, auf selbstständiger Basis zu arbeiten. Wir bieten, wie ich meine, die perfekte Kombination aus Eigenständigkeit und Erfahrungsaustausch.“

Auch Fortbildungen werden gemeinsam besucht, beispielsweise das „smarte“ Haushaltstechnikseminar in Landsberg: „Wir wollen ja vorbereitet sein auf den Kühlschrank, der per vernetzter Kamera und Handy-App anzeigt, was eingekauft werden sollte“, erzählt Wick. (mvs)

Hauswirtschafterin Sabine Fahnbauer zwischen zwei Einsätzen an ihrem eigenen Küchentisch mit Nichte Sofia und den Zwillingssöhnen Elias und Simon.
Ein neues Knie, ein neues Kind: Wem der Haushalt zu viel wird, kann sich für Hilfe und Beratung an den Hauswirtschaftlichen Fachservice wenden.
Profis im Einsatz: Der Hauswirtschaftliche Fachservice (HWF) in Weiden berät und betreut seit 2004 in Weiden und dem Landkreis Neustadt/WN.
 
 

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