Gästeführertag: Witzige Grafenwöhrer "Sagen, Geschichten und Anekdoten"

Grafenwöhr
01.03.2023 - 18:08 Uhr

Zum Weltgästeführertag laden Christine Meindl, Elisabeth Schreml und Marianne Gottschalk zu einer humorvollen Zeitreise durch die Grafenwöhrer Altstadt ein.

Mit dem Weltgästeführertag am 21. Februar will der Weltverband der Gästeführer damit die Aufmerksamkeit auf die unverzichtbare Arbeit von gut ausgebildeten Gästeführern lenken. Der Aktionstag findet schon seit 1990 statt. Für Grafenwöhr veranstalteten Elisabeth Schreml, Marianne Gottschalk und Christine Meindl als Einzigen in der Umgebung eine Führung unter dem Motto "Sagen, Geschichten, Anekdoten" - und präsentierten viele bisher unbekannte Geschichten aus der Stadt.

Die drei Frauen führten über 40 Teilnehmer durch die Grafenwöhrer Altstadt. Sind die Orte bekannt, waren es ihre Geschichten nicht - denn getreu dem Motto ging es eher um kleine Legenden, Kurioses und Lustiges. Schreml warnte schon einmal mit einem Augenzwinkern vor: "Bitte alles mit Humor nehmen. Die Tour ist nicht historisch oder chronologisch."

Gebiet fünfmal verpfändet

Kurios ist schon die Grafenwöhr Entstehungsgeschichte oder besser gesagt die Besitzerverhältnisse: Gehörte das Areal im 11. und 12. Jahrhundert den Grafen von Hopfenohe und Lengenfeld, mangelte es ihnen nicht an Land aber dafür an einem männlichen Nachkommen, so dass das Gebiet Thumbach, Creussen und Naab als Erbe an eine der Töchter und ihren Ehemann, Gebhard von Leuchtenberg, ging.

Die Leuchtenberger waren aber chronisch in Geldnot, so dass das Gebiet fünf Mal verpfändet wurde - die Rückzahlung klappte aber nur drei Mal. Eine Hilfszahlung von 10 000 Gulden von Kaiser Sigismund scheiterte an der rechtzeitigen Überbringung, so dass Grafenwöhr an die Pfälzer Kurfürsten fiel. Da blieb die Stadt auch für 200 Jahre bevor Anfang des 17. Jahrhunderts bayerische Truppen das Gebiet eroberten und dem Kurfürstentum Bayern zuschlugen.

Wie eine kleine italienische Piazza liegt der Platz in der Wolf-Dietrich-Mayr-Straße vor dem Kommunbrauhaus. Genau in dessen Mitte steht ein Feuerhydrant, den Gottschalk und Schreml mit einem Gedicht glatt zum Denkmal erklärten, ist Grafenwöhr doch "relativ arm an Denkmälern". Idyllisch liegt der Kirchensteig an der Thumbach - da erinnerten sich die Frauen an die Kindheit zurück: "Erst abends kehrte man verschmutzt, mit roten Backen und ausgepowert aber glücklich nach Hause zurück. Die Natur selbst war das spannendste Spiel." Die Eschenbacher Volkszeitung vom März 1932 berichtete über eine dort gefundenen Flaschenpost mit Kindergrüßen von Eschenbach nach Grafenwöhr. Die Flasche war ein ganzes Jahr unterwegs.

Skandale und Skandälchen

Einstige berüchtigte Anlaufstellen in der Sattlergasse, Schwarzschlachtungen bei der Deyerling-Kreuzung und die Ergebnisse mancher Soldatenliebschaften waren weitere kleine Skandale der Stadtgeschichte. Auch so mancher Sünder wurde in das "Bärenloch" am Kastenhaus gesperrt, das damals Standort des Pflegeamts war. Einer hatte drei Tage lang das Geld für die Steuer versoffen, der Wirt des Roten Rössls, das heutige Hotel Post, weil er mit betrunkenen Gästen eine Rauferei anfing. Geschwätzige Weiber wurden hingegen in den Eisernen Schnabel, eine Art Pranger, gelegt. "Heute überflüssig", meinen Gottschalk und Schreml augenzwinkernd, denn "schließlich gibt es keine geschwätzigen Weiber mehr".

Elvis und die Oberpfälzer Luft

Elvis Presley war wohl der bekannteste Soldat, der je in Grafenwöhr stationiert war. Ein ehemaliger Vorgesetzter erinnerte sich noch an einen gemeinsamen Besuch vermutlich im ältesten Gasthaus der Stadt "Zum Adler". Der Abort war noch ohne fließend Wasser und direkt neben dem Misthaufen, wo die beiden Soldaten eine "tiefgründige" Unterhaltung führten: "Elvis lernte also nicht nur die Grafenwöhrer Gastlichkeit kennen, sondern auch die die Oberpfälzer Landluft."

Möglicherweise war diese Begegnung auch der Anlass für Lieder wie "City by Night" oder "Clean up your own backyard", mutmaßten die Damen. Zum Abschied appellierten die beiden noch, wer weitere solche unbekannte "Sagen, Geschichten und Anekdoten" oder alte Bilder und Berichte hat, diese doch weiterzugeben und zu erzählen. Das Museum stehe dafür gerne zur Verfügung.

 
 

Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.