Grafenwöhr
23.06.2024 - 13:32 Uhr

Geschichte Grafenwöhrs lebendig erzählt

Starke Nerven brauchen die Teilnehmer der historischen Stadtführung. Denn urplötzlich springt schon mal ein Unhold mit einem Schwert aus dem Wald. Doch die einzige Gefahr war, dass man etwas über Grafenwöhr lernen konnte.

Die Burg von Grafenwöhr. Die alte Brauerei. Die Heldentat des Martin Posser. Der goldene Sarg auf dem Annaberg. Grafenwöhr hat über die Jahrhunderte viele Legenden und Geschichte erlebt. Anlässlich des Nordgautags ließen die Stadtführerinnen Marianne Gottschalk und Elisabeth Schreml diese in einer historischen Stadtführung mit der katholischen Theatergruppe wieder aufleben.

Pest in Grafenwöhr

Nicht immer sind diese lustig. Eine Gestalt kauert in Lumpen gehüllt, an der Pestsäule auf dem Marktplatz. Der Dreck klebt ihr im Gesicht. Als die Gruppe an Geschichtsinteressierten sich ihr nähert fängt sie zu erzählen an. Der "schwarze Tod" hat sie befallen. Seitdem ward sie wie eine Aussätzige behandelt worden, die Bürger meiden sie. Die Figur steht exemplarisch für die Heimsuchung durch die Pest Anfang des 18. Jahrhunderts. Erst die Anrufung des Heiligen Sebastians soll die Stadt erlöst haben. Seitdem feiert sie jedes Jahr am 20. Januar ihren Schutzheiligen. Kürzlich wurde der Gelübdefeiertag sogar zum immateriellen Kulturerbe ernannt.

Unvergessen ist Martin Posser. Im 30-jährigen Krieg standen die Schweden vor den Toren Grafenwöhrs. Eine Eroberung schien unausweichlich. Doch Posser gelang ein Meisterschuss: Er streckte das Pferd des schwedischen Anführers nieder und brachte ihn zu Fall. Die eingeschüchterten Schweden brachen den Angriff ab. Nach dem Schützen ist heute eine Straße in Grafenwöhr benannt.

"Wasch-Weiber-Chat"

Heute werden die neuesten Gerüchte ganz bequem über WhatsApp ausgetauscht. Doch auch vor Jahrhunderten gab es schon Chat-Gruppen. Zumindest bezeichnen die Wasch-Weiber der Theatergruppe die Reinigung der Kleidung als genauso gute Möglichkeit, den neuesten Klatsch zu erfahren. Die Wasch-Weiber hatten mit ihren Geschichten die Lacher auf ihrer Seite.

Aber eine Stadtführung ist nicht vollständig ohne den Großmeister des Grafenwöhrer Schauspiels. Und so platzte "Raubritter" Wolfgang Bräutigam am Annaberg in voller Rüstung hervor. Und offenbarte, was hinter der Legende seines goldenen Sargs steht: Nichts. Denn der wahre Raubritter starb verarmt und wurde in einer einfachen Holzkiste in einem Felsenkeller vergraben.

Die Stadtführerinnen geben einen tiefen Einblick in die Geschichte der Stadt: mal lustig, mal traurig, aber auch heroisch. Alles, was Grafenwöhr eben so ausmacht.

 
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