Grafenwöhr
03.05.2019 - 10:53 Uhr

Grabsteine aus verlassenem Pappenberg geborgen

Mitten im Truppenübungsplatz liegen noch Reste des ehemaligen Örtchens Pappenberg. Ein Feuer im vergangenen Jahr machte noch mehr davon sichtbar. Bundesforst und US-Armee haben nun zwei alte Grabsteine für die Nachwelt gesichert.

Command Sergeant Major Lew Gardner (von links), Revierförster Andreas Irle, Gerald Morgenstern und Command Sergeant Major Michael Sutterfield bergen zwei alte Grabsteine aus dem sonst unzugänglichen und verfallenen Pappenberger Friedhof. Bild: mor
Command Sergeant Major Lew Gardner (von links), Revierförster Andreas Irle, Gerald Morgenstern und Command Sergeant Major Michael Sutterfield bergen zwei alte Grabsteine aus dem sonst unzugänglichen und verfallenen Pappenberger Friedhof.

"Es ist bestimmt von Gottes Rath - dass man vom Liebsten was man hat - muß scheiden" ist auf einem Grabstein zu lesen, der bis vor Kurzem noch auf dem verfallenen und unzugänglichen Pappenberger Friedhof lag. 1938 mussten die Pappenberger von ihrer angestammten Heimat scheiden, denn durch das NS-Regime wurde die Übungsfläche erweitert. Heute liegt das verlassene Dorf am Rande der Impact Area in der Nähe der Schießbahnen. Die Ruine der einstigen Wallfahrtskirche „Maria Himmelfahrt“ ist dem Verfall preisgegeben. Im August 2018 gedachten rund fünfhundert Gläubige auf dem geräumten Platz vor der Ruine zusammen mit Weihbischof Reinhard Pappenberger der Absiedelung vor 80 Jahren - ansonsten bleibt der ehemalige Ort Pappenberg den Besuchern aber verborgen.

Bei einem Feuer im vergangenen Jahr brannten Buschwerk und meterhohe Dornensträucher auf dem verfallenen Friedhof nieder. Grabsteine auf dem altehrwürdigen Gottesacker wurden dadurch wieder sichtbar. Bevor sie erneut zuwuchern können, bargen Revierförster Andreas Irle sowie die Command Sergeant Majors Lew Gardner und Michael Sutterfield zusammen mit dem Stabsfeldwebel der Reserve und Autor des Übungsplatzbuches Gerald Morgenstern nun zwei Steine. Ein Grabstein aus hartem Netzaberger-Sandstein zeigt ein kunstvolles Bildhauerwerk einer Bäuerin bei der Ernte von Kornähren. Ein weiterer Sandsteinsockel trägt die oben zitierte Inschrift. Die Steine wurden auf dem Friedhof freigelegt und nun vor der Kirchenruine zwischen dem Bild der Schwarzen Madonna von Pappenberg und dem Gedenkkreuz neu aufgestellt. Die Bergeaktion in der morgendlichen schießfreien Zeit wurde vom Balzen der Kraniche in der Leuzenhofer Senke begleitet, in der Blüte standen die alten Obstbäume in der Sandgasse. Von Ferne rief auch der Kuckuck und gab das Zeichen für die einst bekannte Pappenberger Kuckucks-Kirwa. Durch das Betretungsverbot und die Menschenleere ist das Gebiet um Pappenberg zum Naturidyll und Rückzugsgebiet für Wildtiere und geschützte Arten geworden.

Die kleinen Schritte zum Erhalt von Kulturgut und der Erinnerung an Pappenberg hatte erneut Revierförster Andreas Irle erneut unterstützt.

Die Wallfahrtskirche „Maria Himmelfahrt“ in der Wüstung Pappenberg ist dem Verfall preisgegeben. Vor der Ruine zwischen dem Gnadenbild der Schwarzen Madonna von Pappenberg und dem Gedenkkreuz stehen nun die geborgenen Grabsteine. Bild: mor
Die Wallfahrtskirche „Maria Himmelfahrt“ in der Wüstung Pappenberg ist dem Verfall preisgegeben. Vor der Ruine zwischen dem Gnadenbild der Schwarzen Madonna von Pappenberg und dem Gedenkkreuz stehen nun die geborgenen Grabsteine.
Der Pappenberger Friedhof im Jahr 1937: Das Kreuz ziert heute den Friedhof in Wolfskofen bei Regensburg. Bild: mor
Der Pappenberger Friedhof im Jahr 1937: Das Kreuz ziert heute den Friedhof in Wolfskofen bei Regensburg.
 
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