Grafenwöhr
11.04.2022 - 16:29 Uhr

Historische Überreste: "Westwall-Testbunker" in Grafenwöhr

Sie sind Zeugen einer unseligen Zeit: Bunkerruinen mit meterdicken Betonwänden sind noch überall auf dem Truppenübungsplatz in Grafenwöhr zu finden. Nun hat sich ein Student damit befasst und stellt seine Ergebnisse dazu vor.

Es ist kein gewöhnlicher Vortrag, zu dem das Kultur- und Militärmuseum in Grafenwöhr am Mittwoch, 13. April, um 19 Uhr einlädt. Es geht um einen ganz besonderen Teil der Geschichte: um die Übungsbauten von Westwallbunkern am Truppenübungsplatz Grafenwöhr. Referent ist Maximilian Wawrzinek aus Freiburg. Der 28-jährige Student der Forstwissenschaften hat während seines Praktikums am Truppenübungsplatz seine Bachelorarbeit über dieses Thema verfasst.

Viele Infos zu den Bunkerruinen aus meterdickem Beton, bewehrt mit Unmengen von Eisen, die Geländeabschnitte und Panzerstraßen auf dem Übungsplatz säumen, finden sich auch im Buch "Truppenübungsplatz Grafenwöhr – gestern und heute" von Gerald Morgenstern.

Zeugen einer unseligen Zeit

Wie dort zu lesen ist, sind die Bunker-Reste Zeugen jener unseligen Zeit, als Adolf Hitler Bunkertypen des Westwalls im „Festungskampffeld Grafenwöhr“ bauen ließ. Während der "Original-Westwall" an der Grenze zu Frankreich mit seinen mehr als 22000 Bunkern und Sperren entstand, wurde 1938/39 auf dem Übungsplatz eine verkleinerte Ausgabe mit maßstabsgerechten Bunkertypen gebaut. Ein Heer von Arbeitern war notwendig, um die Bunker in kurzer Zeit fertigzustellen.

Als junger Mann arbeitete der mittlerweile verstorbene Maurermeister Georg Brunner aus Grafenwöhr mit. Für den Transport von Sand, Kies, Zement, Eisen und anderem Material wurden Lkw angemietet sowie Bauern mit Pferde- und Ochsengespannen verpflichtet, wusste Brunner in dem Buch zu berichten. Tag und Nacht lief die Motormischmaschine und waren die Handwerker und Helfer des Reichsarbeitsdienstes auf den Baustellen. Es wurden Gruppenunterstände, Kasematten, Artilleriebeobachtungsstände, Regimentsgefechtsstände, Nachrichtentürme, Geschützstände und weitere Bunkertypen gebaut.

Tonnenschwere Stahlglocken, Beobachtungskuppen, stählerne Schartenstände und Türme wurden in die verschiedenen Bunkertypen in Beton eingelassen. Im Verteidigungsfeld vor Pappenberg waren meterhohe trockene und nasse Panzergräben, Linien aus Pfahlhindernissen, spanischen Reitern, Betonhöckern und Drahtverhauen den Bunkern vorgelagert, auch Brückenbauwerke wurden dort errichtet.

Anlagen mit Sprengstoff zerstört

Für August 1939 wurde dann die große Westwallübung mit der Bezeichnung „Festungskriegsübung Grafenwöhr“ angesetzt. Die große Bunkerübung fand jedoch nie statt, da nur einige Wochen später mit dem Polenfeldzug der Zweite Weltkrieg begann. Zum Ende des Krieges wurden nach dem Einmarsch der Amerikaner die Anlagen mit Unmengen von Sprengstoff zerstört, jedoch sind heute noch gut erhaltene Bunkerruinen vorhanden.

Mit genau diesen Überresten hat sich auch Student Maximilian Wawrzinek beschäftigt. In seinem Vortrag geht er deshalb zur Einführung auf die historisch-politischen Hintergründe des Westwalls ein, bevor er schließlich die Struktur, die verschiedenen Bauten, die Historie und die Nutzung der Grafenwöhrer Westwallübungsanlage vorstellt. Der Eintritt ist frei. Anmeldung erbeten unter 09641/925605 oder 8501. Weitere Infos auch im Internet unter www.museum-grafenwoehr.de.

Hintergrund :

"Westwall-Testbunker" in Grafenwöhr

  • Definition "Bunker": Befestigungsanlage; militärische Schutzanlage; schützendes Bauwerk
  • Westwall: Etwa 630 Kilometer langes militärisches Verteidigungssystem entlang der Westgrenze des Deutschen Reiches; errichtet von Adolf Hitler zwischen 1936 und 1940.
  • Bestand aus rund 22.000 Bunkern, Stollen sowie zahllosen Gräben und Panzersperren. Verlief von Kleve an der niederländischen Grenze in Richtung Süden bis nach Grenzach-Wyhlen an der Schweizer Grenze.
  • Testbunker in Grafenwöhr: 1938/39 entsteht verkleinerte maßstabsgerechte Version auf Truppenübungsplatz in Grafenwöhr; circa 34 Bunker.
  • Bunkertypen: Gruppenunterstände, Kasematten, Artilleriebeobachtungsstände, Regimentsgefechtsstände, Nachrichtentürme, Geschützstände und weitere
 
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