Grafenwöhr
12.12.2025 - 10:53 Uhr

Klimawandel im Wald: Grafenwöhr pflanzt erstmals Gelbkiefer

Der Klimawandel trifft auch den Stadtwald von Grafenwöhr. Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten reagiert jetzt: Mit der trockenheitsresistenten Gelbkiefer soll der Wald stabilisiert werden.

Grafenwöhr gehört zu den trockensten Gegenden im Landkreis Neustadt an der Waldnaab. Die Böden sind sandig, die Sommer werden trockener – und vielen heimischen Bäumen im Stadtwald Grafenwöhr setzt das sichtbar zu. Försterin Verena Kosel vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) beschreibt die Ausgangslage so: „Hier findet man vor allem trockene Sande, die nicht viel Wasser halten können. Neben Borkenkäferbefall an der Fichte sehen wir inzwischen immer mehr Schäden an anderen Baumarten.“

Um den Wald langfristig zu stabilisieren, geht das AELF nun einen neuen Schritt: Erstmals werden Gelbkiefern gepflanzt. Die Baumart stammt aus Nordamerika; ihr natürliches Verbreitungsgebiet reicht vom südlichen Kanada bis nach Mexiko. Sie soll besser mit Hitze und Trockenheit zurechtkommen. Kosel begleitet das Projekt und erzählt gegenüber Oberpfalz-Medien, welche Chancen sie in der Gelbkiefer für den Stadtwald sieht.

Klimawandel im Wald

Die Folgen des Klimawandels zeigen sich im Stadtwald inzwischen deutlich. Höhere Sommertemperaturen und längere Trockenphasen im Sommer seien die Folgen. „Unsere heimischen Baumarten können sich nicht so schnell an die neuen Bedingungen anpassen und werden durch die erschwerten Wachstumsbedingungen geschwächt“, so Kosel. Nach Trockenphasen habe der Borkenkäfer leichtes Spiel, sich zu vermehren. Auch die heimische Kiefer, die Trockenheit grundsätzlich gut verträgt, komme mit der anhaltenden Hitze immer schlechter zurecht. Befall durch Misteln und den Kiefernprachtkäfer kann sie zusätzlich so stark schwächen, dass ganze Bestände absterben.

Für einen zukunftsfähigen Wald braucht es deshalb Arten, die Hitze und Wassermangel besser aushalten – etwa Stiel- und Traubeneiche, Edelkastanie oder verschiedene alternative Baumarten wie Douglasie, Orientbuche, Bornmüllertanne, ungarische Eiche, Atlaszeder oder Schwarzkiefer. In diese Reihe fügt sich auch die Gelbkiefer ein. Sie gilt nicht nur als trockenheitsverträglich, sondern besitzt zudem eine auffallend hohe Feuerresistenz: Ihre dicke Rinde schützt sie vor Bodenfeuern, und erst wenn die Krone selbst betroffen ist, nimmt sie ernsten Schaden. „Mit der steigenden Hitze und Trockenheit nimmt auch bei uns die Waldbrandgefahr zu – die Gelbkiefer bringt dafür Eigenschaften mit, die in Zukunft wichtig sein könnten“, so Kosel.

Diversität ist Überleben

„Diversität ist der Schlüssel zu einem resilienten Wald und Ökosystem“, sagt Kosel. Ein Wald, der aus mehreren Baumarten besteht, kann nachhaltiger auf Schadereignisse reagieren als eine Fichten- oder Kiefernmonokultur. Das haben die zunehmenden Schäden durch den Borkenkäfer in den vergangenen Jahren gezeigt. Ein vielfältig aufgebauter Wald biete außerdem Lebensraum für unterschiedlichste Tier- und Pflanzenarten und sei auch für die Besucherinnen und Besucher des Stadtwaldes Grafenwöhr erholsamer.

Für Kosel ist Vielfalt dabei nicht nur ein forstlicher Ansatz, sondern ein grundlegendes Prinzip, das über den Wald hinausreicht. „Diversität ist lebensnotwendig – und das gilt nicht nur für Bäume, das muss der Mensch nur noch verstehen“, sagt sie. Ein Wald, der aus verschiedenen Baumarten besteht, reagiere stabiler auf Störungen und könne sich besser an veränderte Bedingungen anpassen. Vielfalt sorge dafür, dass einzelne Ausfälle nicht ganze Bestände ins Wanken bringen. Nur ein breit aufgestellter Wald, davon ist Kosel überzeugt, kann langfristig gesund bleiben.

Erste kritische Phase

Laut Kosel ist die erste kritische Phase in den ersten Jahren nach der Anpflanzung. Je nachdem, wie die Jungbäume diese Phase überstehen, könne man eine Anpflanzung als Erfolg verbuchen. „Die weitere Entwicklung ist stark waldbaulich geprägt und wird sich über die nächsten 50 bis 60 Jahre ziehen“, so Kosel. Wie groß die Rolle der Gelbkiefer einmal sein wird und ob man sie in mehr Gebieten anpflanzen wird, bleibt offen. Für Kosel zählt vor allem, dass der Wald schrittweise widerstandsfähiger wird. Das gelingt nur mit Geduld, guter Pflege und einer größeren Vielfalt an Baumarten. Waldbesucherinnen und Waldbesucher können dazu beitragen, indem sie Rücksicht auf junge Bestände, Zaunbauten und Pflegemaßnahmen nehmen. So bekommt der Wald die Ruhe, die er braucht, um sich an die neuen Bedingungen anzupassen.

 
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