Grafenwöhr
07.05.2024 - 15:09 Uhr

Nach Komplettumbau und Erweiterung: St.-Michael-Bücherei in neuem, modernen Licht

Wer bei Bibliotheken an schlecht belüftete und dunkle Kammern denkt, wird in der Bücherei St. Michael eines besseren belehrt. Nach dem Umbau erstrahlt sie in neuem Licht. Leiterin Doris Baumann zeigt, worauf es in Büchereien heute ankommt.

Sind Büchereien ein Relikt aus vergangener Zeit oder haben diese noch ihre Daseinsberechtigung auch im digitalen Zeitalter? Für Doris Baumann ist die Antwort klar: "Auch wenn das Leseverhalten sich verändert hat, wollen die Leute immer noch ein Buch in der Hand halten."

Aber so, wie sich das Leseverhalten geändert hat, müssen auch Büchereien sich verändern und mit der Zeit gehen. Darum hat die Leiterin der Bücherei St. Michael schon 2016 den Wunsch geäußert, die Bücherei umzubauen und zu erweitern. "Wir platzten aus allen Nähten. Gerade für gelegentliche Aktionstage war überhaupt kein Platz mehr", sagt Baumann.

Bei Bürgermeister Edgar Knobloch erntete sie Verständnis. Noch 2016 gab es erste Gespräche zur Erweiterung. Ein weiteres Gespräch mit einem Ortstermin folgte 2018. Baumann entwarf selbst die Pläne, wie die Bücherei nach ihren Vorstellungen umgebaut werden sollte.

100 Quadratmeter mehr Platz

2020 war es dann endlich soweit: Die Arbeiten fingen an. Die Jungen-Toiletten wurden abgebaut und entstanden auf der anderen Seite des Flurs neu. Gemeinsam mit dem ehemaligen Lehrerzimmer wurden beide der Bücherei zugeschlagen. "Anstatt 133 Quadratmetern haben wir nun deutlich mehr", freut sich Baumann. Insgesamt stehen ihr nun 232 Quadratmeter zur Verfügung. Die Arbeiten wurden zum größten Teil vom Bauhof erledigt. Um die alten und neue Räume zu verbinden, schlug er einen Durchbruch in die ehemalige Außenwand. "Das geschah auch relativ spontan. Wir hatten kaum Zeit, um Bücher und PCs abzudecken." Die Gesamtkosten der Erweiterung beliefen sich auf 53 500 Euro. Während der Arbeiten improvisierte die Bücherei die Ausleihe mit eingeschränktem Angebot. Optisch ansprechend fand es Baumann aber nicht. Dennoch hatten sie 2023 über 7000 Besuche.

Im April war dann die Neueröffnung. Die vorherige Bücherei ist nun die Jugendabteilung. Die Bühne wurde vergrößert und verlagert. Der neue Bereich ist für Erwachsene. Baumann schätzt den aktuellen Bestand an Medien auf 9900. Sie will aber noch um 500 Werke erweitern. In einem Wunschbuch können Kinder und Erwachsene ihre Ideen für neue Medien eintragen.

Auch eine Playstation

Bald soll eine Playstation 5 kommen, um Kindern das Spielen zu ermöglichen. Eine der nächsten Ideen: Eine Spende umfasste viele regionale, bayerische Bücher. Baumann will darum eine bayerische Ecke einrichten. "Wir wollen noch viel weiter gehen. Die Bücherei soll auch eine Bibliothek der Dinge werden." An Chemiekästen, Slackline und vielem mehr sollen sich die Besucher versuchen können. Tonies, E-Book-Reader, DVDs, Brettspiele und vieles mehr gehört bereits zum modernen Angebot.

Dafür braucht Baumann natürlich ein Budget. Die Bücherei erhält einen Euro pro Einwohner im Jahr von der Stadt. Dazu kommen Zuschüsse der katholischen und evangelischen Kirche. Die Bücherei ist im Michaelsbund organisiert und erhält auch dadurch finanzielle Unterstützung. Hinzu kommen die Mitgliedsbeiträge. "Und natürlich die gelegentlichen Mahngebühren", flüstert Baumann. Um aktuell zu sein, versucht die Bücherei-Leiterin, zehn Prozent des Bestandes jährlich durch moderne Werke zu ersetzen.

Nun steht der Nordgautag vor der Tür. Auch die Bücherei St. Michael wird sich beteiligen. Am Freitag, 21. Juni, wird Thomas Bäumler aus "Gerti, Meth und dunkle Mächte" vorlesen. Am Samstag, 22. Juni, liest Thomas Waldenmayer aus "Ein sagenhafter Landkreis". Beginn ist jeweils um 18 Uhr.

Die Grafenwöhrer Bücherei blickt auf eine lange Geschichte zurück. Erste Aufzeichnungen bezeugen ihre Existenz bereits 1895. Lange war sie eine Pfarrbücherei und wurde von der Kirche betrieben. "Doch Städte haben einen gesetzlich verankerten Bildungsauftrag", berichtet Baumann, "ab einer gewissen Größe müssen sie eine Bücherei anbieten."

Die bestehende Bücherei lief gut, also warum zwei im Ort anbieten? Und so wurde aus der kirchlichen Bücherei im Jahr 2007 eine Kooperationsbücherei - Hauptträger ist seitdem die Stadt Grafenwöhr, katholische und evangelische Kirche sind Partner. Die Bücherei St. Michael war bereits im Jahr 2005 in das ehemalige Grundschulgebäude umgezogen.

Doris Baumann leitet die Bücherei gemeinsam mit Kornelia Bauer. Ein Team von 24 Ehrenamtlichen kümmert sich um Bestand und etwa 700 aktive Leser im Jahr.

 
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