Grafenwöhr
18.05.2025 - 08:13 Uhr

Kultur mit „Kult“-Künstlern

Kabarett, Satire, Hinterfotziges, Tiefgründiges – dafür sind Gerhard Polt und die Well-Brüder bekannt. Am Freitagabend begeisterten sie in der ausverkauften Stadthalle Grafenwöhr.

Die drei Well-Brüder Stofferl, Karl und Michael musizieren mit einer Vielzahl an verschiedenen Instrumenten. Auf der Bühne sitzt ein unscheinbarer Herr auf einem Stuhl. Doch sobald die Musik endet, entfaltet der kürzlich 83 Jahre alt gewordene Gerhard Polt die Kraft des Wortes. Seine Geschichten entwickeln sich ohne Eile und wirken fast gemütlich. Dennoch sind sie pointiert, witzig, manchmal hintergründig und gelegentlich bayerisch-derb.

Polt sinniert über die Erfindung des Bierdeckels, die Schmach eines „Downgrade“ zu einem 3er-BMW oder den Zugereisten am Tegernsee, der für das Lobster-Festival mit Hummer-Weißwurst und Kaviar-Senf schwärmt. Zu seinem Credo gehört: „Ein Shitstorm geht mir am Arsch vorbei!“ Er ist auch nicht überzeugt von dem Trend, dass viele Leute Psychologie studieren: „Muss ich Psychologe werden, damit ich weiß, wer ein Depp ist?“ Herrlich gerät seine Geschichte über das Sammeln von CSU-Devotionalien wie dem Knochen der Lieblingsschweinshaxe von Franz Josef Strauß oder der Original Weißwursthaut, die Angela Merkel beim legendären Frühstück in Wolfratshausen auszuzelte.

Den ganzen Abend lang zeigen die Well-Brüder ihre musikalische Vielfalt. Die Bühne ist vollgestellt mit unzähligen Instrumenten, die im fliegenden Wechsel gespielt werden – vom Schifferklavier über Gitarre und Blechinstrumente bis hin zur Harfe und zum Dudelsack. Der Einsatz der Alphörner darf natürlich nicht fehlen.

Immer wieder gibt es kräftigen Zwischenapplaus und herzhafte Lacher für einen mitreißenden Abend. Inhaltlich erzählen und besingen sie ihre Heimat Hausen, durch die einst Georg Friedrich Händel reiste und dort eine „Feuerwehr-Musik“ komponierte. Sie schwadronieren über Rupp-Rohre Rohrbach, verballhornen den bayerischen Ministerpräsidenten als „Instagram-Hansdampf“ und nennen ihn „Markus, der Ge-Aiwangerte“. Kritisch setzen sich die Well-Brüder mit dem Klimawandel auseinander, wenn sie vom „Alpinismo Tropical“ singen und eine bestimmte Partei als „Asyl für Deppen“ bezeichnen. Viel Applaus und Standing Ovations gibt es von den knapp 1.000 Besuchern.

 
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