Der „Addnfahrer“ ist im Internet ein gefeierter Kabarettist. Seit einigen Jahren auch auf der Bühne verzückte der aus Gaißach bei Bad Tölz stammende Thomas Willibald bei einer Comedy-Nacht der Extraklasse auch das Grafenwöhrer Publikum. Mit seinem Solo-Programm „S'Lem is koa Nudlsubbn“ servierte er ein ganzes Bündel Kuriositäten aus der bayerischen Provinz und aus Erkenntnissen eines Thailand-Aufenthaltes.
„Addnfahrer“ ist die Natürlichkeit in Person. Der Name geht auf eines seiner ersten Videos zurück, das ihn beim Einsatz mit einer Wiesenegge – im Tölzer Land Addn und im Oberpfälzischen Iang genannt – zeigt. Als „Addnfahrer“ sitzt er auf einem Bulldog und zieht die Egge über den Acker. Auf dem Parkett präsentiert er zur Bühnengestaltung die Motorhaube eines Schleppers.
Untermalt von Polka- und Marschklängen tritt der 130-Kilo-Mann als schwergewichtiger Oberbayer auf die Bühne. Bei einem Geburtsgewicht von 7 Kilogramm verkündet das Unikum aus dem bayerischen Oberland: „Mei Lebn war scho immer schwara“. Angetan mit einer Arbeitshose, stets markenecht gleich mit orangenen Hosenträgern inklusive Filzhut lacht er sich selbst kaputt, prustet und rülpst sich zwischendurch nach kräftigen Schluckerln aus der Bierflasche. Ein Naturtalent in Person schon beim Auftreten.
Was ist das Erfolgsgeheimnis des Youtube-Wunders Addnfahrer? Es sind die Geschichten und Erzählungen aus dem Alltagsleben. So spannt er zum Beispiel als Heranwachsender ein Seil über einen Radweg mit Folgen für die Radlfahrer. Er berichtet über die Schwarzgastronomie im Gartenhäusl einschließlich amorhafter Erlebnisse und erklärt die Kunst des Schmusens mit der Empfehlung, den Schatz an beiden Ohrwascheln zu packen. Weitere Tipps zum Liebesleben folgen – hemdsärmelig, hintergründig und bayerisch direkt. Der Addnfahrer schwelgt in Sinnesfreuden. Ein dreistündiger Schabernack mit „Praxiswissen“, wie er behauptet und mit Ratschlägen zur Fortpflanzung, mit Familiengeschichten und entsprechenden Pointen, die die Lachmuskeln des Publikums strapazieren. Einfach köstlich und amüsant. Grober Humor aus dem bayerischen Alltag.
Nach der Pause entdeckt der Addnfahrer die Vorzüge eines Urlaubs in Thailand. Rasch ist im Publikum ein Sex-Tourist namens Stefan gefunden. Der Solo-Kabarettist berichtet über die nervige Anreise, imitiert die gesundheitlichen Auswirkungen nach Genüssen auf Bankoks Streetfood-Meile, vergleicht sich mit Buddha und schildert die Erlebnisse bei Spazierfahrten mit dem Tuk-Tuk, der Dreirad-Auto-Rikscha. Immer wieder unterbricht tosender Beifall die Storys.
Doch die spektakuläre Dreistunden-Show ist stressig. Immer wieder greift das Schwergewicht zum roten Handtuch, um sich die Schweißperlen von der Stirn zu wischen. Gegen 23 Uhr sind es nur noch ein paar Minuten bis zum Schluss, verkündet die oberbayerische Frohnatur. Der Schlussspurt ist ausgefüllt mit Hinweisen zu persönlichen Schicksalsschlägen. Aus diesen Erfahrungen heraus weiß der gelernte Schmied: „S'Lem ist koa Nudlsubbn“, so auch das Thema des Abends. „Seids freindlich und kehrts vor der eigenen Haustür. Wenn wir uns um uns selber kümmern, geht’s auch den Anderen besser“, empfiehlt der Addnfahrer. Das Feuerwerk der guten Laune beschließt der Comedy-Star mit Nachdenklichem über die Politik und den Ratschlag: „Genießt das Leben, weil es endlich ist“. Ein Wunsch, den auch das Publikum teilt. Beifallsstürme begleiten den Addnfahrer von der Bühne.
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