Grafenwöhr
30.04.2024 - 12:52 Uhr

Spannende 600 Jahre einer Pfarrei: Grafenwöhr feiert Erhebungsjubiläum

Das Tauf- und Bestattungsrecht waren vor 600 Jahren die "ersten Schritte" auf dem Weg zur eigenen Pfarrwerdung. Nun feiert die Pfarrgemeinde das Jubiläum einer ständigen Weiterentwicklung.

Pfarrer Daniel Fenk nannte es am Samstag beim Festgottesdienst ein "ungewöhnliches Fest", das gefeiert wird, denn am 27. April 1424 hat Papst Martin V. damals das Recht gegeben, dass in Grafenwöhr getauft und beerdigt werden darf. "600 Jahre Erhebung zur Pfarrei" trifft es nicht genau, was gefeiert wurde, sondern "der Beginn der Selbstständigwerdung Grafenwöhrs auf dem Weg hin zur eigenen Pfarrei".

Ein besonderer Gruß ging an Leonore Böhm und an alle anderen, die in der Vergangenheit geholfen haben und auch heute immer wieder helfen, Spannendes aus der Geschichte zutage zu fördern. Auch nach den Tauf- und Sepultur (Bestattungs)recht war Grafenwöhr noch nach Jahrzehnten abhängig von Eschenbach und dem Kloster Speinshart und damit gleichsam eine "Filiale". "In dieser Zeit erlernte der Ort immer mehr die Selbstständigkeit, auch im gelebten Glauben. Später kamen beispielsweise auch die ersten Hochzeiten hinzu", erklärte Pfarrer Fenk.

Schwierige Ökumene

Um das Jahr 1541 mit der Reformation und der Ernennung evangelischer Pfarrer durch den Stadtrat durfte sich Grafenwöhr "Pfarrei" nennen. Es gibt also eine gemeinsame Geschichte mit den evangelischen Glaubensgeschwistern. Aber der letzte evangelische Pfarrer Merz vor der "Wieder-Katholisch-Werdung" Grafenwöhrs in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts trug Kämpfe zwischen Katholiken und Protestanten aus.

"Jesus ist der Weinstock, wir sind die Reben." Und nur wer an ihm bleibt, bringt gute Frucht hervor. "Auch unsere Pfarrei kann man mit solch einem Weinstock vergleichen", so Pfarrer Fenk, der den katholischen Pfarrer Sebastian Raith als "Frucht Gottes" bezeichnete.

In seiner rund 44-jährigen Amtszeit hat Raith nicht nur die Seuchenartige Krankheit 1729 und 1730 erlebt und stand den Menschen seelsorgerisch bei, sondern hat zugleich den Gelübdefeiertag am Sebastianstag 1731 aus diesem Grund ins Leben gerufen. Dieser wurde heuer ins immaterielle Kulturerbe aufgenommen. Auch die Barockisierung der alten Pfarr- und Friedhofskirche fand in seiner Zeit statt.

Ein weiterer "Fruchtbringer" in der Geschichte der Pfarrei war Monsignore Ludwig Schmidt, dem viel zu verdanken ist, besonders aus baulicher Sicht: Ob es die Friedenskirche war, in der gefeiert wurde, oder auch das Jugendheim, in das alle eingeladen waren. Für viele fruchtbringend war auch der Ruhestandsgeistliche Hans Bayer.

Viele Grafenwöhrer Priester

Außerdem seien zahlreiche Berufungen aus Grafenwöhr hervorgegangen, Priester und Ordensleute, die den Glauben hier und über den Ort hinaus verkündet haben. Die Gläubigen wurden aufgerufen, sich in der Kirche einzubringen, damit alle gemeinsam die Zukunft unserer Pfarrei weiterschreiben dürfen. Für die musikalische Umrahmung bedankte sich Fenk bei den "4 Dimensions".

Im großen gefüllten Jugendheim-Saal ging die Feier mit einem "Weinabend" weiter. Es konnten Bilder von der Gmünder Künstlerin Marion Schmid besichtigt sowie die 600 Jahre alte Glaubensgeschichte Grafenwöhrs anhand eines Zeitstrahls auf einer Länge von zwei mal zwei Meter entdeckt werden.

 
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