Grafenwöhr
26.03.2025 - 17:03 Uhr

Tourismus in der Oberpfalz: Mit Künstlicher Intelligenz und Digitalisierung gegen sinkende Zahlen

Die Oberpfalz ist bei Touristen beliebt, trotzdem geht die Zahl der Übernachtungen zurück. Digitalisierung und Künstliche Intelligenz sollen helfen, dem "strengen Wind" zu trotzen. Paradebeispiel dafür: Trekkingplätze im Oberpfälzer Wald.

Ein paar Sitzgelegenheiten und eine Trockentoilette, mehr nicht: Die Trekkingplätze an den Wiesauer Waldseen und im Waldnaabtal sind für alle, die Natur pur wollen. Bild: Tourismuszentrale Oberpfälzer Wald
Ein paar Sitzgelegenheiten und eine Trockentoilette, mehr nicht: Die Trekkingplätze an den Wiesauer Waldseen und im Waldnaabtal sind für alle, die Natur pur wollen.

Inflation, Fachkräftemangel, eine eingetrübte Wirtschaftslage: Es sind keine einfachen Zeiten – auch nicht für die Tourismusbranche, da sind sich die Redner auf dem Tourismustag Oberpfälzer Wald einig. „Bayern hat für das Jahr 2024 wieder touristische Rekordzahlen vermeldet, allerdings ist dieser Anstieg nahezu ausschließlich in den Städten zu finden“, sagt Stephanie Wenisch vom Tourismuszentrum Oberpfälzer Wald. Die Übernachtungszahlen im ländlichen Bereich seien sogar eher rückläufig.

Um dem „strengen Wind“ im Tourismuszentrum zu trotzen, müsse man an manchen Stellen neu denken. Ein Projekt, bei dem das besonders gut zu funktionieren scheint? Campingplätze, die keine sind. Die Trekkingplätze an den Wiesauer Waldseen und im Waldnaabtal gehören zu den neuesten Erlebnisübernachtungen in der Oberpfalz. Seit vergangenem Jahr stehen die Trekkingplätze der Bayerischen Staatsforsten und des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten für Übernachtungsgäste aus nah und fern offen.

Angebote digitalisieren

„Zielgruppe sind die Menschen, die Purismus im Wandern suchen. Es geht um minimale Ausrüstung und minimalen Komfort“, sagt Wenisch. Die Trekkingplätze sind nur zu Fuß oder mit dem Rad erreichbar, jeweils gibt es nur fünf Zeltstellplätze, eine Sitzgelegenheit und eine Trockentoilette. Nächtigen dürfen Wanderer maximal eine Nacht. „Wildes Campen“, so Wenisch, „ist hier quasi legalisiert.“

Schon jetzt seien die Trekkingplätze ein Erfolgsmodell des Oberpfälzer Tourismus. Ein Grund dafür ist vielleicht auch: Das Projekt ist größtenteils digitalisiert. Nicht nur sind die Zeltplätze online buchbar – die Koordinaten der Trekkingplätze und der Code für die abgeriegelten Toiletten gibt es nur digital, zusammen mit der Buchungsbestätigung, sagt Wenisch. Unkompliziert und im Internet sichtbar – beides wichtige Komponenten für die Zukunft des Tourismus in der Oberpfalz.

Künstliche Intelligenz

Die Oberpfalz im Internet sichtbar und buchbar machen, das sei auch in diesem Jahr ein wichtiger Fokus, sagt Michael Braun, Vorstand des Tourismusverbands Ostbayern. 168 Gastgeber der Tourismusgemeinschaft seien bereits online buchbar. Im Jahr 2024 erfolgten so über 7.000 Buchungen über das Internet. „Die Digitalisierung betrifft aber nicht nur die Unterkünfte, sondern auch online buchbare Erlebnisse“, sagt Alexandra Baier, Tourismusreferentin des Landkreises Schwandorf. Über 3.000 Buchungen gingen im letzten Jahr online für die 260 Erlebnisse ein.

Dabei soll der Oberpfälzer Tourismus auch vom Zahn der Zeit profitieren, findet Tobias Kühn. Der Experte für Online-Marketing und digitale Lösungen stellt die gängigsten Programme Künstlicher Intelligenz vor – und gibt Tipps, die die Arbeit im Tourismussektor leichter machen sollen. Ein „Prompt“ zur Erstellung von Social-Media-Inhalten, Werbesongs oder zur Analyse von Kundenrezensionen: KI sei wie ein „kluger Azubi, der nur ab und zu etwas zu schlau daherredet“, sagt Kühn.

Großes Stadt-Land-Gefälle

Eigentlich sei die Oberpfalz gerade bei Touristen beliebt. Der Oberpfälzer Wald schaffte es im Jahr 2024 auf Platz 2 der beliebtesten Wälder Deutschlands, verkündet Thomas Ebeling, Vorsitzender der Tourismusgemeinschaft Oberpfälzer Wald und Schwandorfer Landrat. Trotzdem bleibe die Kluft zwischen Stadt und Land groß.

Zu schaffen mache die Inflation, hinzu komme der Fachkräftemangel und die „eingetrübte Wirtschaftslage, aufgrund derer die Menschen eher mal auf einen Zweit- oder Dritturlaub verzichten“, sagt Wenisch. Die Oberpfalz treffe das schwer, weil die Region gerade für Kurzreisen attraktiv sei, sagt auch Alexandra Baier.

Info:

Bericht der Tourismusgemeinschaft 2024

  • Tourismusgemeinschaft Oberpfälzer Wald: Landkreis Tirschenreuth, Landkreis Neustadt/WN, Landkreis Schwandorf, Stadt Weiden i.d. Opf.
  • Übernachtungszahlen Oberpfälzer Wald 2024: 1.120.918 (-4,2 Prozent im Vergleich zu 1.169.620 2023)
  • Gästezahlen Oberpfälzer Wald 2024: 412.303 (keine Änderung im Vergleich zum Vorjahr)
  • Durchschnittliche Verweildauer der Gäste 2024: 2,7 Tage
  • Wertschöpfung für die Region aus dem Übernachtungstourismus 2024: 126,8 Millionen Euro
 
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