Grafenwöhr
13.09.2023 - 10:40 Uhr

Der Zehentkasten in Grafenwöhr: Ein Haus mit und für Geschichte

Zentral in der Stadt liegt das Kastenhaus. Es beherbergt und zeigt mit dem Museum die Geschichte Grafenwöhrs. Gleichzeitig ist das Gebäude aber auch selbst ein Stück Geschichte.

Das bekannte Kastenhaus liegt idyllisch im Zentrum von Grafenwöhr. Umgeben von den engen Altstadtgassen der Martin-Poser-Straße und der Pflegeamtsgasse im Norden, der historisch wichtigen Unteren Torstraße im Osten, vom Stadtpark und Stadtweiher im Süden und der Neuen Amberger Straße als Hauptstraße von Grafenwöhr im Westen.

Der Zehentkasten ist mit fast 500 Jahren neben dem Rathaus von 1462, der Alten Pfarrkirche um 1400 und den Überbleibseln der Stadtmauern eines der vier ältesten Bauwerke von Grafenwöhr. Heute beherbergt er das Kulturmuseum. Darum hat sich der Heimatverein unter anderem auch dafür entschieden ihn zum Mittelpunkt am "Tag des offenen Denkmals" zu machen. Der Aktionstag wird seit 1993 regelmäßig am zweiten Sonntag im September abgehalten mit dem Ziel die Bedeutung des baukulturellen Erbes erlebbar zu machen.

Wohnhaus und Getreidespeicher

Drei Geschosse, ein Dachboden, zwei Spitzböden sowie ein Toranbau als Getreidespeicher. Letzterer wurde für die Lagerung der Steuereinnahmen des Pflegeamts genutzt. Das sind die baulichen Eckdaten des Kastenhauses in Kurzform. Aber dahinter steckt natürlich viel mehr Geschichte. Heimatvereinsvorsitzende Angela Biersack erklärt Entdeckungen aus alten Dokumenten: "Hans Pfeimbder war der Pfleger von Grafenwöhr und stellt 1527 an Herzog Friedrich den Antrag auf Überlassung eines verfallenen Hauses mit Hof und Garten, um dort ein Wohnhaus für sich und seine Frau zu errichten." Das Paar blieb kinderlos und nach ihrem Tod fiel der Besitz an den Fürsten zurück.

Bis ins 18. Jahrhundert nutzte es das Pflegeamt als Getreidespeicher. Im Erdgeschoss wohnte der Gerichtsdiener und später der Amtsschreiber. Im "Bärenloch" wurden Verurteilte und Steuerschuldner eingesperrt.

Während des österreichischen Erbfolgekriegs besetzte 1744 Österreich Grafenwöhr und errichtete Proviantbacköfen und Mehl- und Brotkammern am Kastenhaus. Ein Blitzeinschlag beschädigte 1760 das Dach und sorgte für durchnässte Böden und zerstörte Getreide.

1810 wurde das Kastenhaus an die Familie Thoma und 1815 an die Familie Kneidl verkauft. 1938 erwarb die Stadt wieder das Haus und richtete einen Treffpunkt für die Hitlerjugend ein. Während der letzten Kriegsmonate zog auch die Schule dort ein. In der Nachkriegszeit diente es Flüchtlingen und Ausgebombten als Notunterkunft.

Museum seit 1956

Seit 1952 nutzt der Heimatverein das Gebäude und eröffnete 1956 das Museum. Eine Renovierung von 1990 bis 1992 machte das Kastenhaus zukunftsfähig. Der Heimatverein zeigt immer wieder Ausstellungen und hält sein beliebtes Backofenfest im Innenhof ab. Eine Sonderausstellung hat jetzt das Thema "30 Jahre Abbruch der Löwenbrauerei" zum Thema.

Wilhelm Gottschalk führt die zahlreichen Besucher durch die Stockwerke und berichtete von der Grafenwöhrer Geschichte, Anekdoten und Legenden, die sich um Stadt und Kastenhaus drehen. Dabei war insbesondere beim Denkmalstag das Interesse so groß, dass die Führungen sogar ein wenig früher als angekündigt beginnen mussten, weil zahlreiche Geschichtsinteressierte bereits warteten.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.