Großbüchlberg bei Mitterteich
24.10.2019 - 14:17 Uhr

"Landwirtschaft nicht an allem schuld"

Die Demonstration der Landwirte in Bayreuth wirkt nach. Dies zeigt sich auch bei der Versammlung der Ortsobmänner in Großbüchlberg.

Kreisbauernobmann Ely Eibisch berichtete von 131 wahrgenommen Terminen. Bild: jr
Kreisbauernobmann Ely Eibisch berichtete von 131 wahrgenommen Terminen.

"Wir Landwirte sind nicht an allem schuld. Es ist vielmehr ein gesamtgesellschaftliches Problem", blickte Kreisobmann Ely Eibisch auf die Demonstration in Bayreuth mit über 1000 Traktoren zurück. "Für uns alle war dies ein beeindruckendes Erlebnis", sagte der Kaibitzer. Er hob hervor, dass die Demo ausschließlich über die sozialen Medien organisiert wurde und keine Verbände dahinter standen.

Die Situation für die Landwirte sei gerade nicht angenehm. Eibisch sprach sogar von Mobbing gegen Mitglieder der Landwirte-Familien. Freilich sei oft die Unsicherheit bei den Menschen Schuld, dass sie die Landwirtschaft kritisieren.

Im Anschluss gab der Kreisobmann seinen Tätigkeitsbericht ab. Insgesamt nahm er an 131 Terminen teil. So besuchte er zu Fachgesprächen zahlreiche Behörden und Institutionen. Er verwies darauf, dass in ganz Tschechien 7000 Landwirte organisiert seien, alleine in der Oberpfalz seien es 14000 Mitglieder. Große Probleme bereite den Landwirten der Biber. Daher sei es hilfreich, Gespräche mit den Biberberatern zu suchen. Beim Fischotter sehe es etwas anders aus, da diese Tiere streng geschützt sind. "Hier hängen wir etwas in der Luft", erklärte Eibisch.

Er erinnerte daran, dass jeder zweite Landwirt auch ein Teichwirt sei. Weitere Themen der Landwirte waren der Borkenkäfer und deren Bekämpfung. Bei den Blühflächen bedauerte der Redner, dass die entsprechenden Patenschaften nicht das erforderliche Interesse fanden. "Es wurde viel diskutiert, aber nur wenig gehandelt", monierte er.

Stichwort Stromtrassen: Hier berichtete Eibisch, dass keine wiederkehrende Leistungen durch die Stromversorger bezahlt würden. Er übte deswegen scharfe Kritik und rief die Landwirte dazu auf, ihre Grundstücke nicht für die Trassen herzugeben, bis zur möglichen Enteignung.

Der Kreisobmann war auch auf dem Deutschen Bauerntag in Leipzig, wo er der Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner ein eher mäßiges Zeugnis ausstellte, da sie nur 20 Minuten persönlich vor Ort gewesen sei. Bezüglich des Artensterbens und der Klimaerwärmung bedauerte Eibisch, dass dafür ausschließlich die Landwirte verantwortlich gemacht würden. Dabei gebe es noch ganz andere Gründe. "Wir müssen mehr und mehr die fossilen Energieträger zurückfahren und mehr auf erneuerbare Energien setzen", forderte der Redner.

Im Anschluss berichtete Gebietsbetreuer Jacob Keller über seiene Arbeit bei der Bekämpfung von Kormoran und Biber. Im vergangenen Jahr wurden 100 Kormorane und 40 Biber erlegt. Heuer konnte sogar ein erster Waschbär gefangen werden. Seine Arbeit umfasse das Aufspüren von Waschbären, Mink und Fischotter, sowie Nilgänse.

Abschließend erfuhren die Landwirte, dass der Bayerische Bauernverband im kommenden Jahr sein 75-jähriges Bestehen feiert. Zudem findet wieder das Zentrallandwirtschaftfest statt. In Grußworten versicherten Bürgermeister Roland Grillmeier und Leitender Landwirtschaftsdirektor Wolfgang Wenisch den Bauern ihre Unterstützung.

Im Blickpunkt:

Gründung eines Vereins für Kitz-Rettung

Über die Kitz-Rettung mittels Drohne und Wärmebildkamera berichtete Josef Dötterl, der dafür sogar ein Exemplar mitgebracht hatte. "Wir fliegen mit einer Wärmebildkamera die Flächen ab und sehen vor dem Mäheinsatz genau, wo sich die Kitze befinden. Diese werden dann von freiwilligen Helfern gerettet", erklärte er. Dazu soll im November ein Verein gegründet werden, der diese Aktion unterstützt. Aber nicht nur Kitze würden gerettet, auch Wildschweine könnten in Maisfeldern aufgespürt und zum Abschuss freigegeben werden. Ein Drohne mit dieser Ausstattung koste 15 000 Euro.

Ziel des neuen Vereins sei es, eine schlagkräftige Gruppe aufzustellen, die bei der Kitz-Rettung aktiv helfe. "Wir suchen Drohnenpiloten und Retter, die die Kitze raustragen. Der Jagdpächter ist dabei immer informiert." Kreisobmann Ely Eibisch bat die Landwirte, dieses Angebot anzunehmen. Die Retter sollen zuvor geschult werden.

Josef Dötterl präsentierte eine Drohne mit Wärmebildkamera, die bei der Kitz-Rettung und bei der Jagd nach Wildschweinen hilft. Bild: jr
Josef Dötterl präsentierte eine Drohne mit Wärmebildkamera, die bei der Kitz-Rettung und bei der Jagd nach Wildschweinen hilft.
Insgesamt nahmen rund 100 Bauernobmänner aus dem ganzen Landkreis an dem Treffen teil. Bild: jr
Insgesamt nahmen rund 100 Bauernobmänner aus dem ganzen Landkreis an dem Treffen teil.
Unter den Gästen waren auch Kreisbäuerin Irmgard Zintl und Bürgermeister Roland Grillmeier (von links) sowie Leitender Landwirtschaftsdirektor Wolfgang Wenisch (rechts). Bild: jr
Unter den Gästen waren auch Kreisbäuerin Irmgard Zintl und Bürgermeister Roland Grillmeier (von links) sowie Leitender Landwirtschaftsdirektor Wolfgang Wenisch (rechts).
Gebietsbetreuer Jacob Keller berichtete über die Bekämpfung von Biber und Kormorane Bild: jr
Gebietsbetreuer Jacob Keller berichtete über die Bekämpfung von Biber und Kormorane
 
Kommentare

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Manuela Zebisch

Der Bauernfunktionär spricht von „ Unsicherheit bei den Menschen wäre Schuld, dass sie die Landwirtschaft kritisieren.“ Auch ich bin mehr als „verunsichert“, wenn ich in den letzten Tagen vernehmen musste, dass die Landwirte ganz offen gegen das ab 2022 geltende Verbot des Spritzgiftes Glyphosat wettern und mit diesem Gift trotz aller Erkenntnisse unbedingt weiterhin unsere Umwelt vergiften wollen?

Da kann ich nur behaupten, diese Landwirte haben nichts, aber auch gar nichts dazugelernt und wollen ohne Rücksicht auf Verluste nur mit Blick auf ihren Geldbeutel weiterhin Grund und Boden, Trinkwasser und Lebewesen vergiften. Und dazu natürlich reichlich Subvensionen, welche wiederum aus Steuermitteln, welche wir alle aufgebracht haben, kassieren! Da braucht sich keiner zu wundern, wenn die Bevölkerung das Tun der Bauern nicht mehr akzeptiert.

26.10.2019
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