Großbüchlberg bei Mitterteich
14.11.2019 - 17:57 Uhr

Trockene Sommer, Käfer und Pilze setzen den Wäldern im Stiftland immer mehr zu

Der Buchdrucker ist der bekannteste Vertreter aus der Familie der Borkenkäfer. Er befällt vor allem Fichten. Weniger auffällig ist, dass fast jede Baumart ihren spezifischen Schädling hat. In trockenen Sommern richten sie große Schäden an.

Forstbetriebsleiter Norbert Zintl und Revierförster Wolfgang Pröls (von rechts) brauchen nicht lange zu suchen, um unter der Borke des gelagerten Holzes Fraßspuren des Lärchenborkenkäfers zu finden. Bild: tr
Forstbetriebsleiter Norbert Zintl und Revierförster Wolfgang Pröls (von rechts) brauchen nicht lange zu suchen, um unter der Borke des gelagerten Holzes Fraßspuren des Lärchenborkenkäfers zu finden.

Buchdrucker und Kupferstecher sind die Stars unter den Borkenkäfern. Kein Jahr vergeht, in dem nicht jedes Medium mindestens einmal einen Bericht mit Experteneinschätzungen darüber veröffentlicht, wie viele Fichten die unscheinbaren, nur millimetergroßen Käfer und deren Larven wieder auf dem Gewissen haben.

Neue Borkenkäfer-Arten

Aber wer kennt den Linden-Borken-, den Krummzähnigen Tannenborkenkäfer oder den Ungleichen Holzbohrer? Auch sie sind Individuen, die unter der Rinde ihrer Wirtsbäume ihre Gänge graben und den Baum zum Absterben bringen. Ihr Auftreten in Massen ist ziemlich neu in der Region und war bisher eigentlich kein großes Thema. Besonders betroffen ist die Basaltkuppe im Bereich Groß- und Kleinbüchlberg im Revier von Wolfgang Pröls. Eigentlich ein Vorzeigewald, der seit Jahrzehnten so gepflegt wird, dass er dem neuen Waldbaukonzept, einem reich strukturierten Mischwald, entspricht.

Mit dem Brotbaum der Region, der Fichte, gehe es immer mehr bergab. Das sei dem Klimawandel geschuldet, sind der Chef des Forstbetriebs (FB) Waldsassen , Norbert Zintl und Revierleiter Wolfgang Pröls, der das Areal um Groß- und Kleinbüchlberg betreut, überzeugt. Die heißen Sommer, wie wir jetzt zwei infolge hatten, verkrafte der Flachwurzler Fichte nicht und sei geschwächt für seine kleinen Peiniger Buchdrucker und Kupferstecher ein schnelles Opfer.

Damit nicht genug. Wolfgang Pröls beklagt heuer nicht nur das Sterben vieler Laubbäume, sondern auch das von Tannen, Lärchen und Douglasien. Verantwortlich dafür seien unter anderem der Krummzähnige Tannenborkenkäfer der Achtzähnige Lärchenborkenkäfer und viele weitere Schädlinge. Norbert Zintl weiß von 39 Arten, die in Bayern vorkommen. Einer Studie zufolge sind 35 davon bereits in Franken nachgewiesen worden.

Wie viele Arten in der Region unterwegs sind, sei noch nicht untersucht worden. Neben den Käfern litten die Bäume außerdem an Pilzerkrankungen, was die Förster ebenfalls der immensen Trockenheit zuschreiben. Buche, Bergahorn, Esche, Lärche, Douglasie und Tanne seien auf der Basaltkuppe bei Groß- und Kleinbüchlberg betroffen.

Auf dem hoch anstehenden Gestein seien Boden- und Humusschicht nur 10 bis 20 Zentimeter tief. Entsprechend gering sei die Wasserhaltekraft. Der diesjährige Sommer habe sich im ganzen Landkreis als der zweite Dürresommer hintereinander präsentiert. "Die Böden sind so tief ausgetrocknet, dass die höheren Niederschläge 2019 im Vergleich zum Vorjahr nur die obersten Bodenschichten durchfeuchtet haben, der Wurzelraum der Bäume aber trocken blieb", so Zintl. Im 100 Hektar großen Erholungswald und Loipengebiet der Stadt Mitterteich wurden deshalb etwa 3000 Festmeter Holz eingeschlagen.

Aus Sicherheitsgründen

Das sei auch aus Sicherheitsgründen erfolgt, denn von absterbenden Bäumen gingen ernsthafte Gefahren aus. Laubholz verliere beim langsamen Absterben durch die Trockenheit infolge begleitenden Pilzbefalls, vor allem durch Hallimasch und Zunderschwamm, sehr schnell an Stabilität, so dass Kronenteile und Stark-Äste einfach abbrächen.

Gerade die Lärche habe bislang als einigermaßen trockenresistent gegolten. Ihre Verluste durch den zweiten Dürresommer hintereinander gehe auf dem trockenen Basalt annähernd gegen 100 Prozent, weil die geschwächten Bäume zusätzlich vom Lärchenborkenkäfer massiv befallen wurden. Der sei eigentlich ein selten auftretender Sekundärschädling, der aber in diesem Jahr ganze Arbeit geleistet habe.

Die Esche leide schon seit einigen Jahren unter dem Eschentriebsterben, einem ursprünglich aus Asien stammenden Pilz, der eingeschleppt wurde und die Baumart langsam zum Absterben bringt. Dieser Absterbeprozess sei durch die trockene Witterung deutlich beschleunigt worden. Am Standort Groß- und Kleinbüchlberg werde die Lärche in den nächsten Jahren wohl komplett ausfallen, befürchten die Forstleute.

Enorme Schäden bei Laubholz

Die Böden sind so tief ausgetrocknet, dass die höheren Niederschläge 2019 im Vergleich zum Vorjahr nur die obersten Bodenschichten durchfeuchtet haben, der Wurzelraum der Bäume aber trocken blieb.

Forstbetriebsleiter Norbert Zintl

Buchen und Bergahorne hätten ebenfalls sehr gelitten, eventuell auch durch die hohe Sonneneinstrahlung. Sie reagierten mit Kronentrockenheit und Wurzelschäden. Deutschlandweit gäbe es bei diesen Arten enorme Schäden mit dem Verlust ganzer Laubwaldkomplexe. All das stelle die Forstwirtschaft vor ein großes Problem, weil gerade die Buche als eine der wichtigsten Baumarten für den Klimawald von morgen gegolten habe. Vor Ort verzeichne man hier Verluste von etwa 40 Prozent. Das Gleiche gelte für die Tanne. Selbst die Douglasie, die sehr viel Trockenheit vertrage, zeige deutliche Schäden mit Verlusten von etwa 20 Prozent.

Der Forstbetrieb Waldsassen bittet die Waldbesucher um Verständnis für die Holzernte und die unübersehbaren Holzberge entlang der Forststraßen im Bereich Groß- und Kleinbüchlberg. Auch der Loipenbetrieb werde im kommenden Winter nicht so reibungslos verlaufen wie gewohnt, da die Loipen in den Beständen teilweise durch die Holzernte leichte Schäden aufwiesen und das Holz vor dem Winter mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr abgefahren werden könne.

BU Bild: tr
BU
Licht ist der Wald nicht nur deshalb, weil die verbliebenen Bäume ihr Laub abgeworfen haben und deshalb mehr Einblick gewähren. Borkenkäfer, Hallimasche und der trockene Sommer haben vielen Bäumen auf den Basaltkuppen bei Groß- und Kleinbüchlberg das Leben gekostet. Bild: tr
Licht ist der Wald nicht nur deshalb, weil die verbliebenen Bäume ihr Laub abgeworfen haben und deshalb mehr Einblick gewähren. Borkenkäfer, Hallimasche und der trockene Sommer haben vielen Bäumen auf den Basaltkuppen bei Groß- und Kleinbüchlberg das Leben gekostet.
Der Gipfel der rechten Lärche ist bereits schwer geschädigt und wird einer erneuten Käferinvasion und/oder einer weiteren Trockenperiode nicht standhalten. Noch haben die Förster noch Hoffnung für den Baum. Bild: tr
Der Gipfel der rechten Lärche ist bereits schwer geschädigt und wird einer erneuten Käferinvasion und/oder einer weiteren Trockenperiode nicht standhalten. Noch haben die Förster noch Hoffnung für den Baum.
Licht ist der Wald nicht nur deshalb, weil die verbliebenen Bäume ihr Laub abgeworfen haben und deshalb mehr Einblick gewähren. Borkenkäfer, Hallimasche und der trockene Sommer haben vielen Bäumen auf den Basaltkuppen bei Groß- und Kleinbüchlberg das Leben gekostet. Bild: tr
Licht ist der Wald nicht nur deshalb, weil die verbliebenen Bäume ihr Laub abgeworfen haben und deshalb mehr Einblick gewähren. Borkenkäfer, Hallimasche und der trockene Sommer haben vielen Bäumen auf den Basaltkuppen bei Groß- und Kleinbüchlberg das Leben gekostet.
Überall im Revier sind an den Wegrändern die gefällten Käferbäume aufgeschichtet. Im 100 Hektar großen Revier um Groß- und Kleinbüchlberg insgesamt 300 Festmeter. Die Holzpreise sind im Keller, weil es derzeit in vielen Wäldern im westlichen Europa so aussieht und der Markt mit Holz überschwemmt ist. Bild: tr
Überall im Revier sind an den Wegrändern die gefällten Käferbäume aufgeschichtet. Im 100 Hektar großen Revier um Groß- und Kleinbüchlberg insgesamt 300 Festmeter. Die Holzpreise sind im Keller, weil es derzeit in vielen Wäldern im westlichen Europa so aussieht und der Markt mit Holz überschwemmt ist.
Auch aus Sicherheitsgründen haben hier die Forstleute besonders gründlich aufgeräumt, denn die Wälder um die beiden Ortschaften sind ein beliebtes Naherholungsgebiet für Wanderer und Langläufer. Bild: tr
Auch aus Sicherheitsgründen haben hier die Forstleute besonders gründlich aufgeräumt, denn die Wälder um die beiden Ortschaften sind ein beliebtes Naherholungsgebiet für Wanderer und Langläufer.
Die Fraßspuren des Lärchenborkenkäfers. Bild: tr
Die Fraßspuren des Lärchenborkenkäfers.
Auch die Weißtanne, die sich hier prächtig entwickelte hatte in diesem Hitzesommer keine Chance. Bild: tr
Auch die Weißtanne, die sich hier prächtig entwickelte hatte in diesem Hitzesommer keine Chance.
Auch die Weißtanne, die sich hier prächtig entwickelte hatte in diesem Hitzesommer keine Chance. Bild: tr
Auch die Weißtanne, die sich hier prächtig entwickelte hatte in diesem Hitzesommer keine Chance.
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.