Buchdrucker und Kupferstecher sind die Stars unter den Borkenkäfern. Kein Jahr vergeht, in dem nicht jedes Medium mindestens einmal einen Bericht mit Experteneinschätzungen darüber veröffentlicht, wie viele Fichten die unscheinbaren, nur millimetergroßen Käfer und deren Larven wieder auf dem Gewissen haben.
Neue Borkenkäfer-Arten
Aber wer kennt den Linden-Borken-, den Krummzähnigen Tannenborkenkäfer oder den Ungleichen Holzbohrer? Auch sie sind Individuen, die unter der Rinde ihrer Wirtsbäume ihre Gänge graben und den Baum zum Absterben bringen. Ihr Auftreten in Massen ist ziemlich neu in der Region und war bisher eigentlich kein großes Thema. Besonders betroffen ist die Basaltkuppe im Bereich Groß- und Kleinbüchlberg im Revier von Wolfgang Pröls. Eigentlich ein Vorzeigewald, der seit Jahrzehnten so gepflegt wird, dass er dem neuen Waldbaukonzept, einem reich strukturierten Mischwald, entspricht.
Mit dem Brotbaum der Region, der Fichte, gehe es immer mehr bergab. Das sei dem Klimawandel geschuldet, sind der Chef des Forstbetriebs (FB) Waldsassen , Norbert Zintl und Revierleiter Wolfgang Pröls, der das Areal um Groß- und Kleinbüchlberg betreut, überzeugt. Die heißen Sommer, wie wir jetzt zwei infolge hatten, verkrafte der Flachwurzler Fichte nicht und sei geschwächt für seine kleinen Peiniger Buchdrucker und Kupferstecher ein schnelles Opfer.
Damit nicht genug. Wolfgang Pröls beklagt heuer nicht nur das Sterben vieler Laubbäume, sondern auch das von Tannen, Lärchen und Douglasien. Verantwortlich dafür seien unter anderem der Krummzähnige Tannenborkenkäfer der Achtzähnige Lärchenborkenkäfer und viele weitere Schädlinge. Norbert Zintl weiß von 39 Arten, die in Bayern vorkommen. Einer Studie zufolge sind 35 davon bereits in Franken nachgewiesen worden.
Wie viele Arten in der Region unterwegs sind, sei noch nicht untersucht worden. Neben den Käfern litten die Bäume außerdem an Pilzerkrankungen, was die Förster ebenfalls der immensen Trockenheit zuschreiben. Buche, Bergahorn, Esche, Lärche, Douglasie und Tanne seien auf der Basaltkuppe bei Groß- und Kleinbüchlberg betroffen.
Auf dem hoch anstehenden Gestein seien Boden- und Humusschicht nur 10 bis 20 Zentimeter tief. Entsprechend gering sei die Wasserhaltekraft. Der diesjährige Sommer habe sich im ganzen Landkreis als der zweite Dürresommer hintereinander präsentiert. "Die Böden sind so tief ausgetrocknet, dass die höheren Niederschläge 2019 im Vergleich zum Vorjahr nur die obersten Bodenschichten durchfeuchtet haben, der Wurzelraum der Bäume aber trocken blieb", so Zintl. Im 100 Hektar großen Erholungswald und Loipengebiet der Stadt Mitterteich wurden deshalb etwa 3000 Festmeter Holz eingeschlagen.
Aus Sicherheitsgründen
Das sei auch aus Sicherheitsgründen erfolgt, denn von absterbenden Bäumen gingen ernsthafte Gefahren aus. Laubholz verliere beim langsamen Absterben durch die Trockenheit infolge begleitenden Pilzbefalls, vor allem durch Hallimasch und Zunderschwamm, sehr schnell an Stabilität, so dass Kronenteile und Stark-Äste einfach abbrächen.
Gerade die Lärche habe bislang als einigermaßen trockenresistent gegolten. Ihre Verluste durch den zweiten Dürresommer hintereinander gehe auf dem trockenen Basalt annähernd gegen 100 Prozent, weil die geschwächten Bäume zusätzlich vom Lärchenborkenkäfer massiv befallen wurden. Der sei eigentlich ein selten auftretender Sekundärschädling, der aber in diesem Jahr ganze Arbeit geleistet habe.
Die Esche leide schon seit einigen Jahren unter dem Eschentriebsterben, einem ursprünglich aus Asien stammenden Pilz, der eingeschleppt wurde und die Baumart langsam zum Absterben bringt. Dieser Absterbeprozess sei durch die trockene Witterung deutlich beschleunigt worden. Am Standort Groß- und Kleinbüchlberg werde die Lärche in den nächsten Jahren wohl komplett ausfallen, befürchten die Forstleute.
Enorme Schäden bei Laubholz
Die Böden sind so tief ausgetrocknet, dass die höheren Niederschläge 2019 im Vergleich zum Vorjahr nur die obersten Bodenschichten durchfeuchtet haben, der Wurzelraum der Bäume aber trocken blieb.
Buchen und Bergahorne hätten ebenfalls sehr gelitten, eventuell auch durch die hohe Sonneneinstrahlung. Sie reagierten mit Kronentrockenheit und Wurzelschäden. Deutschlandweit gäbe es bei diesen Arten enorme Schäden mit dem Verlust ganzer Laubwaldkomplexe. All das stelle die Forstwirtschaft vor ein großes Problem, weil gerade die Buche als eine der wichtigsten Baumarten für den Klimawald von morgen gegolten habe. Vor Ort verzeichne man hier Verluste von etwa 40 Prozent. Das Gleiche gelte für die Tanne. Selbst die Douglasie, die sehr viel Trockenheit vertrage, zeige deutliche Schäden mit Verlusten von etwa 20 Prozent.
Der Forstbetrieb Waldsassen bittet die Waldbesucher um Verständnis für die Holzernte und die unübersehbaren Holzberge entlang der Forststraßen im Bereich Groß- und Kleinbüchlberg. Auch der Loipenbetrieb werde im kommenden Winter nicht so reibungslos verlaufen wie gewohnt, da die Loipen in den Beständen teilweise durch die Holzernte leichte Schäden aufwiesen und das Holz vor dem Winter mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr abgefahren werden könne.
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