Großenfalz bei Sulzbach-Rosenberg
10.03.2020 - 11:09 Uhr

Landfrauen erfahren viel über die "Macht der Worte"

Nur einige Plätze blieben Corona-bedingt frei beim Landfrauentag im Wagner-Saal, so dass der Referent zufrieden feststellte: „Landfrauen sind für Hysterie nicht anfällig“.

"Ist auch traurig das Gemüt, helfen kann ein kleines Lied". Das und andere Weisen trug der BBV-Ortsbäuerinnenchor beim Landfrauentag vor. Bild: hka
"Ist auch traurig das Gemüt, helfen kann ein kleines Lied". Das und andere Weisen trug der BBV-Ortsbäuerinnenchor beim Landfrauentag vor.
500 Euro, beim Landfrauentag gesammelt und aufgestockt, konnte Harald Staudinger für seine Beratungsstelle von Kreisbäuerin Brigitte Trummer (links) und ihrer Stellvertreterin Christine Niebler entgegennehmen. Bild: hka
500 Euro, beim Landfrauentag gesammelt und aufgestockt, konnte Harald Staudinger für seine Beratungsstelle von Kreisbäuerin Brigitte Trummer (links) und ihrer Stellvertreterin Christine Niebler entgegennehmen.

Kreisbäuerin Brigitte Trummer sprach zwar von "besonderen Umständen" bei diesem beliebten Treffen, zu dem das BBV-Bildungswerk alljährlich einlädt. Hans Kummert aber, der Vertreter des Landrats sah die Situation gelassen. "Ihr habt BSE hinter euch, die Vogelgrippe und die afrikanische Schweinepest, da werden wir auch das Coronavirus bekämpfen." Den leichten Worten folgten die schweren, denn Josef Epp, Klinikseelsorger aus Bad Grönenbach und Autor erfolgreicher Bücher, sprach über "Die Macht der Worte". Mit Gegenständen unterstrich der Referent seinen Vortrag: Mit der Lupe, unter die er Worte nahm, mit einer Stimmgabel, "um den richtigen Ton zu treffen", mit einer Wurzel für Worte, die in die Tiefe gehen und einem Teesieb, um Worte nach Wahrheit und Wert zu filtern.

Mit eindrucksvollen Beispielen schilderte Epp, was Worte bewirken können. Das "gutartig" eines Arztes könne eine Zentnerlast von der Seele nehmen, Günter Schabowskis "die Mauer ist geöffnet" habe eine Zeitenwende eingeleitet. Hand in Hand mit der Macht, so zeigte er auf, gehe auch die Ohnmacht der Worte: Erfolglose Friedensappelle oder die Klage: "Ich kann sagen was ich will, es hilft nichts." Sprache bewusst verwenden, achtsam damit umgehen, Worthülsen und Phrasen vermeiden, erst denken, dann twittern.

Epp zeigte eine Fülle von Möglichkeiten auf, "die helfen, dass Worte eine lebensfördernde Ordnung erbringen". Schließlich sollten Worte durch drei Siebe gehen: zum Prüfen auf ihre Wahrheit, auf Wichtigkeit und Notwendigkeit. Häufig griff der Seelsorger Worte und Beispiele der Bibel auf, unterstrich das allererste Wort des Alten Testaments "Es werde Licht" mit seiner kleinen Taschenlampe. Die Worte Jesu fordern seiner Meinung dazu auf, das Gelingen des Lebens im Auge zu haben, sind lebensfreundlich und lebensbejahend. Mit Zitaten wie "Alle Worte sind Schall und Rauch, wenn sie nicht durch Taten gedeckt sind", stellte der Redner abschließend der Macht der Worte ihre Glaubwürdigkeit gegenüber. Taten erfordere aktuell das Elend von Krieg und Flucht: "Ein reiches Europa muss in der Lage sein, elternlose Kinder aus dem Niemandsland zu retten."

Umrahmt wurde der Landfrauentag mit Liedern des BBV-Ortsbäuerinnenchors unter der Leitung von Maria Hirsch. Wie alle Jahre nahmen Vertreter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, des Bauernverbandes, der Politik und der Banken teil. Ursula Eckl und Engelbert Hollweck warben für die Landwirtschaftsschule, stellten Bildungsangebote und Förderrichtlinien vor und boten Beratung des Amtes bei Problemthemen wie Düngemittelverordnung und Gewässerrandstreifen an. Kreisobmann Peter Beer begrüßte die aktuellen Demonstrationen der Bauern mit: "Diesen gewissen Ruck braucht es." Aus Tirschenreuth war die stellvertretende Bezirksbäuerin Irmgard Zintl nach Großenfalz gekommen, beklagte "immer mehr Vorschriften und unsinnige Regelungen" und forderte Planungssicherheit, Dialog und Verständnis.

Einen Scheck über 500 Euro durfte Harald Staudinger mit nach Regensburg nehmen. Der Berater für bäuerliche Familien in der Diözese Regensburg sprach über seine Dienststelle und deren kostenlose Beratungs-Angebote. Sulzbach-Rosenbergs Bürgermeister Michael Göth hatte bereits zu Beginn der Veranstaltung in seinem Grußwort darauf hingewiesen, dass die Landwirtschaft mit 45,3 Wochenstunden die längste Arbeitszeit in Deutschland habe. Die Stunden in Großenfalz gehörten nicht dazu, waren mit Kaffee, Kuchen und einem interessanten Referat eine willkommene Auszeit für die Landfrauen.

Auch die Kommunalpolitiker wie Bürgermeister Michael Göth (links) und stellvertretender Landrat Hans Kummert (rechts) kommen gern zum Landfrauentag. Bild: hka
Auch die Kommunalpolitiker wie Bürgermeister Michael Göth (links) und stellvertretender Landrat Hans Kummert (rechts) kommen gern zum Landfrauentag.
Die Macht aber auch die Ohnmacht von Worten demonstrierte Josef Epp anhand zahlreicher Beispiele in seinem Referat. Bild: hka
Die Macht aber auch die Ohnmacht von Worten demonstrierte Josef Epp anhand zahlreicher Beispiele in seinem Referat.
 
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