Das Gasthaus Scharnagl war am Freitagabend nahezu voll besetzt, als Bürgermeister Josef Schmidkonz die Infoversammlung "Dorfladen in Großkonreuth" eröffnete. Er zeigte sich sehr erfreut über das große Interesse. Der Dorfladen soll auf dem Gelände des ehemaligen Wirtsbauern-Anwesens, das vor einiger Zeit abgerissen wurde, entstehen. Entscheidend dabei sei jedoch auch, so der Bürgermeister, möglichst viele Fördergelder einzuheimsen. Die Gemeinde könne das Projekt alleine nicht stemmen.
Zweiter Bürgermeister Walter Frank verwies darauf, dass im Gemeinderat schon seit 2013 über einen Dorfladen gesprochen werde. Bereits damals sei ein Handlungsfeld erarbeitet worden. Frank machte klar, dass es eine der Hauptaufgaben des Gemeinderats sei, sich um die Zukunft zu kümmern. Denn sollte man dies nicht machen, würden noch mehr Leute wegziehen und die Leerstände weiter zunehmen.
Auch er erkannte das Gelände des ehemaligen Wirtsbauern-Anwesens als optimal, zumal der Dorfladen dann mitten im Dorf sei. Frank verwies darauf, dass es für Dorfläden eine eigene Förderung gebe. Wie hoch diese sei, wisse man jedoch noch nicht. Zudem wolle man in dieser Frage eng mit dem Amt für Ländliche Entwicklung zusammenarbeiten. Interessierte Bürger seien schon in Oberfranken und in der Oberpfalz unterwegs gewesen, um solche Dorfläden zu besichtigen. Sie sammelten dabei viele bleibende Eindrücke.
Auch fanden schon einige Workshops statt, wo diese Zukunftsvision detaillierter behandelt wurde. Ziel in Großkonreuth sei ein Dorfladen, verbunden mit einem Gemeinschaftsraum und einem Musikraum für die Blaskapelle. "Entscheidend werden die Kosten und die zu erwartenden Fördermittel sein."
Schwarze Null
Wolfgang Gröll vom Dorfladen-Netzwerk, der aus Berg am Starnberger See angereist war, betonte in seinem Impulsvortrag "Tante Emma is back", wer weiter denke, kaufe näher ein. Aktuell gebe es rund 300 bürgerschaftliche Dorfläden in Deutschland, davon alleine 170 in Bayern. Gröll machte klar, dass sich ein Dorfladen vor Ort entwickeln müsse. Deshalb sehe auch jeder Dorfladen anders aus. Der kleinste Dorfladen, den er betreue, stehe in einem Ort mit 160 Einwohnern, "und dieser schreibt eine schwarze Null".
Gröll verdeutlichte, dass die Dorfläden keine reinen Lebensmittelläden seien; sie seien meist viel mehr. In manchen Gegenden spreche man vom Mehrgenerationenhaus oder vom Multifunktionszentrum. Der Redner ging auf die verschiedenen Vertriebsmodelle und Möglichkeiten ein. Ein Dorfladen sollte für die Grundversorgung da sein, aber auch für Dienstleistungen wie Lotto oder die Post. Auch ein Tagescafé oder Bistro und Veranstaltungsräume, die jedoch getrennt sein sollten, seien in seinen Konzepten mit dabei. Regionalität sei der Trend; die Dorfläden betrieben dies schon seit mehr als 20 Jahren mit Erfolg.
Das Plus der Dorfläden seien die persönliche Beziehung, die Geschmacksvielfalt, die Qualität und der Service, wie eventuell das Anbieten von Mittagessen. So gebe es beispielsweise in Farchant einen Dorfladen, der bis zu 140 Mittagessen verkaufe. Die Konsumenten von heute, vor allem die Jugend, schauten viel mehr auf die Regionalität der Produkte. "Knapp 40 Prozent der Bürger wollen das verpackungsfreie oder zumindest das verpackungsarme Einkaufen, ganz im Gegensatz zu Discountern, die in Scheinverpackungen ihre Inhalte immer kleiner werden lassen." Gröll weiter: "Dorfläden vermeiden Verpackung, wo es nur geht."
Frisches aus der Region
Anhand einiger Beispiele zeigte er auf, dass sich Dorfläden auch gegen große Supermärkte behaupten können. Mindestvoraussetzung dafür sei die Frische von Obst und Gemüse und der weiteren Waren, die von den regionalen Bauern kommen. Gröll meinte auch, dass die Dorfläden nicht teurer seien als die Discounter, das Gegenteil sei oftmals der Fall.
"Dennoch: ein Dorfladen ist harte Arbeit. Motivierte und begeisterte Mitarbeiter sind dabei das wichtigste Erfolgsmodell." Auch sei viel Kreativität gefragt. Ein Dorfladen werde in einem genossenschaftlichen System, einer Unternehmergesellschaft, einer sogenannten Mini-GmbH, geführt. Jedes Mitglied habe eine Stimme. Das eingesetzte Kapital sei nicht entscheidend. Zudem haften die Gesellschafter nur mit ihrer Einlage. Derzeit, so Gröll, sei man in Großkonreuth in der Sensibilisierungsphase. Danach komme der Vorgründungsprozess und anschließend die Umsetzungsphase. "Ob die Sache gelingt, erfährt man nicht, wenn man darüber nachdenkt, sondern dann, wenn man es ausprobiert." In der Diskussion wurde klar, dass die Großkonreuther einem Dorfladen sehr positiv gegenüberstehen.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.