"Hüte ergänzen in meinen Bildern das Hauptmotiv, das zerstört würde, fehlten sie darin." Oft genug spielten sie sogar die Hauptrolle und drängten das Porträt, das sie schmücken in den Hintergrund, degradieren es zur Nebensache, zum Accessoire, zum Hutständer. Diese Vorgehensweise versetzte so manchen Besucher bei Ausstellungen der Künstlerin immer wieder in Staunen.
Lehrerin aus Oberbayern
Petra Schicker fing genauso an, wie jeder, der es einmal weit bringt mit Pinsel und Farbe. Die 68-Jährige ist in Steingaden in Oberbayern geboren und in Schongau aufgewachsen. Abitur machte sie in München und studierte danach in der Landeshauptstadt und in Regensburg. Hatte sie als Kind schon immer gemalt, zum Beispiel Porträts in ihre Schulhefte, verfeinerte sie ihre Techniken während ihres Studiums bei Professor Weikert an der erziehungswissenschaftlichen Fakultät in Regensburg. Schicker studierte Lehramt für Mittelschule in den Fächern Biologie, Kunst und Sport. Ihre Referendarzeit absolvierte sie an der Schule in Bad Neualbenreuth, war danach Lehrerin in Waldsassen und bevor sie 1982 den Lehrerberuf an den Nagel hing in Tirschenreuth.
Aus der Ehe mit dem Zahnarzt Hans Schicker gingen zwei Kinder hervor. Tochter Sybille ist 41, ebenfalls Zahnärztin und betreibt zusammen mit dem Vater eine Gemeinschaftspraxis in Tirschenreuth. Der 37-jährige Sohn Matthias arbeitet in München als Medieninformatiker.
Seit 1998 ist Petra Schicker freischaffende Künstlerin und leitet seit fünf Jahren den KVT mit 35 Mitgliedern. "Ich sah und sehe mir viele Kunstbücher an und dachte damals wie heute, "das kann ich auch.
Ich malte aber nicht einfach ab oder machte das Gleiche, sondern ließ mich durch das Gesehene inspirieren." Ihre neueste Arbeit befasst sich mit dem schwedischen Schriftsteller Håkan Nesser ("Kim Novak badete nie im See von Genezareth"). Das Bild, des erfolgreichen Krimiautors hat sie aus einer Zeitschrift ausgeschnitten und als Merkstütze am Rand der Leinwand fixiert. Natürlich trägt Nesser darauf Hut.
Zu 90 Prozent Hut
Den hat die Künstlerin aber so gemalt, dass ihr das Werk auf den ersten Blick zugeordnet werden kann. Hellgrau ist der Hut, im Gegensatz zu den meisten ihrer Kopfbedeckungen, die in sehr kräftigen Farben daherkommen. Dafür aber ist diesmal der Hintergrund in Ochsenblutrot das dominante Element. "Zu 90 Prozent muss der Hut auf meinen Bildern schon dabei sein", unterstreicht sie noch einmal das Vorhandensein ihres Fetisch. "Das ist seit zwanzig Jahren so und hat sich irgendwie so ergeben. Das gefällt mir einfach. Auch wenn sie durchaus auch mit Aquarell- oder Pastellfarben umgehen kann, liebt Schicker die Malerei mit Ölfarben. "Ich schmiere nämlich gern mit dem Finger in meinen Bilder herum, betone, verwische. Deshalb mag ich keine Acrylfarben, die trocknen einfach zu schnell." Porträts haben die Künstlerin immer gereizt. Ihre Lieblingsfarbe ist rot und alle Spielarten davon. Meistens arbeitet sie parallel an mehreren Bildern. Ihre Dauerausstellung hat sie zu Hause.
Dort ist kaum mehr ein Platz an einer Wand, um noch ein weiteres Bild aufzuhängen. Sie beteiligt sich auch an zahlreichen Gemeinschaftsausstellung und mehrere Zahnarztpraxen zieren deren Wände mit ihren Bildern.
Optik ganz wichtig
Weniger die Geschichten zu den Personen darin, viel mehr die Gesichter sind für sie dabei interessant. "Dabei spielt die Optik immer die größte Rolle." Oft dienen ihr auch eigene Bilder, die sie mit ihrer Spiegelreflexkamera oder dem Handy schießt als Vorlagen. "Diese Kameras sind quasi mein Skizzenbuch und kommen vor allem im Urlaub zum Einsatz", verrät sie.
460 Bilder hat Petra Schicker bisher gemalt. Neben der Malerei hat sie noch ein weiteres Hobby. Das Malen mit Nadel und Faden. Das passiere in der Regel ganz nebenbei beim Fernsehen. Ihre eigenen Bildmotive bringt sie dabei per Stickerei auf Handtaschen, Lampenschirme und Sofakissen. Auch dabei gilt, wie es Petra Schicker frei nach Loriot formuliert, "ein Bild ohne Hut ist möglich aber sinnlos".
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