Er ist ein "lebendes Wetterlexikon", das merkt man schnell, wenn man Otto Mägerl zuhört. Als Ehrenamtlicher liefert er aus Freihung (Landkreis Amberg-Sulzbach) schon seit 25 Jahren wichtige Daten für den Deutschen Wetterdienst (DWD): Dafür wurde der Großschönbrunner jetzt ganz offiziell im Freihunger Rathaus geehrt. Detlef Aßmann, Leiter regionales Standortmanagement Süd–München des Deutschen Wetterdienstes, überreichte ihm in Anwesenheit von Bürgermeister Uwe König eine Urkunde, unterzeichnet vom Bundesminister für Digitales und Verkehr, Volker Wissing. Dazu erhielt er die Wetterdienstplakette des DWD und ein Geschenk für 25 Jahre ehrenamtliche Tätigkeit.
Im Gespräch mit Oberpfalzmedien erzählte Otto Mägerl begeistert von seiner Tätigkeit für den DWD. Sein Interesse für das Wetter sei schon von Anfang an berufsbedingt da gewesen: Als Landwirt sei er täglich vom Wetter abhängig. Die Beobachtung der Entwicklung von Wetterlagen interessiert ihn aber auch persönlich schon immer – um „meine Folgerungen aus der ganzen Geschichte zu ziehen.“ Während er früher für den DWD bereits „bis um halb Neun“ die Werte ablesen musste, geschieht das heute automatisch, an der Mess-Station im Garten hinter der Scheune. Die Werte werden über den digitalen Telefon-Standard ISDN direkt nach Offenbach übertragen.
Was Experten aus dem Schnee ablesen
Selbst messen muss Mägerl von 1.Oktober bis 30. April noch die Schneehöhe, um den "Wasseräquivalenzwert" zu bestimmen. „Wenn viel Wasser im Schnee ist, dann kann man Aussagen zu Hochwasser bei der Schneeschmelze oder über eine gefährliche Schneelast auf Dächern machen.“ Er erinnert sich auch an besonders extreme Wetterphänomene: „Das war 2003, wo es erst dauernd regnete, alles zu nass war. Und dann wurde es trocken. Das war wirklich schlecht und extrem damals, weil die Böden durch das dauernde Regnen zusammengesackt sind und das Wachstum dann schlecht war.“ Auch der 1. März 2018 ist ihm im Gedächtnis geblieben – damals, als "der Westwind die großen Fichten im eigenen Wald nebeneinander umgelegt hat. Und bei den großen Getreidesilos in Großschönbrunn hat es direkt einen Anhänger umgeworfen.“
Aus Mägerls persönlicher Sicht hat sich das Wetter verändert: „Es hat zwar schon immer alles gegeben. Dann aber kamen Trockenjahre. 1976 war das ganz schlimm. Die kommen immer öfter. Nicht im 30-Jahre-Abstand, sondern in Abständen von zehn oder sogar zwei Jahren hintereinander.“ Mit dem Blick nach oben erzählte er weiter: „Je höher die Wolken droben sind, umso weniger muss man mit Regen rechnen, auch wenn die nach Regen ausschauen.“ Auch das Abend- oder Morgenrot lässt Wettervorhersagen für die nächsten Tage zu. Bei einem feuerroten Morgenhimmel, den man als Frühaufsteher erleben kann, müsse man in den nächsten Tagen mit schlechtem Wetter rechnen. Persönlich nervt ihn aber schlechtes Wetter nicht. „Man kann sowieso nichts ändern.“ Wie andere auch, kennt Mägerl Wetterfühligkeit: „Ja, meine Finger, die habe ich mir mal schwer eingezwickt. Wenn die anfangen, weh zu tun, dann kommt ein anderes Wetter.“
Wertvoller Dienst
Bürgermeister Uwe König würdigte bei der Feierstunde im Rathaus das ehrenamtliche Engagement des Gemeindebürgers für den Deutschen Wetterdienst. Deutlich hob er die Bedeutung dieser Tätigkeit hervor: „Ich denke, der Mehrzahl der Bürger ist der Wert der ermittelten Messergebnisse nicht bewusst. In einer Zeit der Wetterumschwünge wird die Gefahr für Menschen, Natur und Infrastruktur immer größer.“ Deshalb seien auch für die örtlichen Feuerwehren Sandsäcke angeschafft worden, die bei sich wiederholenden Hochwasserlagen Verwendung finden. Detlef Aßmann überbrachte Otto Mägerl den Dank der Präsidentin des DWD und würdigte dessen außerordentliche Zuverlässigkeit und Einsatzbereitschaft: „Otto Mägerl hat bisher 25 Jahre lang die Station betreut und täglich den Niederschlag und im Winter den Schnee gemessen und bis Ende 2011 das Wetter in Großschönbrunn gewissenhaft beobachtet und notiert. Das reichte vom Verlauf von Gewittern und Hagelschauern bis zum winterlichen Schneetreiben.“ Damit leiste Mägerl einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Wettervorhersage und Klimaüberwachung.
Für den nationalen Wetterdienst sind Bürger wie Otto Mägerl unverzichtbar. Menschen, "die mit Spaß am Wetter, Liebe zur Natur, einer guten Beobachtungsgabe und einem hohen Verantwortungsbewusstsein jahrzehntelang gewissenhaft das Wetter in ihrer Region überwachen“, sagte Aßmann. Mit der allgemeinen Automatisierung seien die genauen Augen-Beobachtungen eingestellt worden. Seit 2012 messe Mägerl im Winter aber immer noch die Schneehöhe. Er würdigte auch, dass die Familie immer wieder in diesen Dienst einspringe und er dankte ausdrücklich auch der anwesenden Ehefrau. „Nur mit der Familie in Hintergrund kann das funktionieren. In 25 Jahren bedeutet das 9000mal morgens aufstehen und nachschauen.“ Otto Mägerl fügte schmunzelnd hinzu: „Die 40 Jahre will ich noch voll machen.“ Etwa 1750 ehrenamtliche Wetterbeobachter gibt es in Deutschland. In der Region wurde seit 1. Januar 1900, zunächst in Seugast und dort ab Juni 1935 von Karl Heuberger das Wetter aufgezeichnet.
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