In Not- und Kriegszeiten sind die Kirchen voll, in extremen persönlichen Situationen greift der Mensch zum Gebet, sucht Halt und Trost in Religion, Glaube und Kirche. Sichtbares Zeichen für dieses Verhalten ist die Marienkapelle in Grünlas. Sie gehört zur Pfarrei und Gemeinde Ebnath und liegt zwischen Ebnath und Nagel.
Der Ursprung der Kapelle geht auf die Zeit von 1826 bis 1828 zurück. Damals waren Johann Kneidl und seine Ehefrau schwer erkrankt, wie eine schriftliche Überlieferung aussagt. Die Eheleute gelobten, ein Marienbild zu errichten. Nach beider Genesung wurde 1829 ein in einem hölzernen Kasten gefasstes Bild an einer Haselnussstaude aufgehängt. Dieses Bild wurde sehr verehrt, so dass man 1836 den Kasten vergrößerte.
Die Anregung für das Marienbild holte man sich in der Wallfahrtskirche von Maria Kulm im Egerland. Das Bild – ein Maria-Hilf-Bild – konnte aber zunächst nicht erworben werden, weil man es an Ort und Stelle nicht bezahlen konnte. Erst ein paar Jahre später kam das Marienbild nach Grünlas, und es erfuhr eine tiefe Verehrung. Schließlich fiel 1841 der Entschluss zum Bau der heute noch bestehenden Marienkapelle.
Votivbilder auf Dachboden
In Kürze hat sich aufgrund der Entstehungsgeschichte geradezu eine Wallfahrt zu dem wundertätigen Bild entwickelt. Auf dem Dachboden der Kapelle sind später Votivbilder und -gaben gefunden worden, so etwa Krückstöcke, Wachsaugen und Wachsfüße. Sie deuten an, in welchen Bedrängnissen die Menschen zu dem Gnadenbild pilgerten. Der aus Ebnath stammende Pfarrer Edmund Prechtl (später Pfarrer in Nagel, jetzt in Pressath) hat in seiner Pfarreichronik von 1979 ein Beispiel angeführt: „Barbara Schinner von Grünlas gebar im Jahr 1829 zwei Kinder. Das erste Kind gebar sie ordentlich, das zweite aber konnte sie nicht gebären. 32 Angriffe machten der Landarzt und Hebamme, alle Mühe war vergebens. Landarzt sagte, sie müsse sterben.“ Daraufhin habe sie das Versprechen gemacht, ein Wachskind dem Marien-Bild zu opfern. „Sie gebar sogleich ohne weitere Schmerzen“, so der Pfarrer. Rund 20 weitere Fälle aus der Umgebung von Grünlas (Ebnath, Neusorg, Mühlbühl, Schwarzenreuth, Brand, Poppenreuth) sind schriftlich überliefert, wie aus einer Zusammenstellung von Alois Henschel, dem heutigen Besitzer der Privatkapelle, hervorgeht.
Die Kapelle, die inzwischen unter Denkmalschutz steht, ist ein verputzter Massivbau mit Satteldach und Granitportal. An den Längsseiten sind zwei Fenster aus buntem Glas. Über dem Eingang erinnern die Buchstaben "J.K." (Johann Kneidl) und die Jahreszahl 1841 an die Erbauung.
Frühere Glocken eingeschmolzen
In einer Nische über den Eingang steht der heilige Florian. Im Dachreiter hängt eine Glocke, die 1949 von der Glockengießerei Hamm-Hofweber in Regensburg gegossen wurde. Die Vorgängerversionen wurden in den Weltkriegen eingeschmolzen. Dreimal am Tag – früh, mittags und abends – erinnert das Glockengeläut die rund 130 Bewohner an die christliche Herkunft. Im vorigen Jahr wurde die Kapelle gründlich renoviert.
Ihr Inneres ist sehr reich ausgestattet. Der Altar wird oben von der Darstellung einer Taube im Strahlenkranz als Symbol des Heiligen Geistes abgeschlossen. Links davon befindet sich Christus am Kreuz, rechts der Gottvater auf einer Wolkenbank thronend. Darunter rahmen je zwei Säulen das Marienbild ein, das die Gottesmutter mit Kind zeigt. Man geht davon aus, dass das heutige Bild mit dem Bild aus Maria Kulm übereinstimmt. Rechts und links sind Statuen von Petrus und Paulus.
Viele Kerzen weisen auch heute noch auf den Wallfahrtscharakter der Kapelle hin. Wenn es sich auch um eine Privatkapelle handelt, steht sie doch der Bevölkerung und Besuchern den ganzen Tag über offen. Besonders gern wird die Kapelle von der einheimischen Bevölkerung für Taufen genutzt. Mit besonderer Erwartung fiebert sie dem Ende der Pandemie entgegen, damit der gewohnte Rosenkranz wieder gebetet werden kann.
Die Marienkapelle
- Initiiert durch ein Gelübde von Johann Kneidl und dessen Ehefrau
- Erbaut im Jahr 1841
- Glocke aus dem Jahr 1949 stammt von der Regensburger Glockengießerei Hamm-Hofweber
- 2021 Sanierung
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